Es
war einmal eine Zeit, da pulsierte in Gevelsberg das gesellschaftliche Leben.
Eine Zeit, in der das Leichllnger „Theater
der Dämmerung“ seine kleinen und großen Besucher*innen im
Bürgerhaus Alte Johanneskirche in eine längst vergangene Welt
entführte, in der sich ihnen verborgene Geheimnisse offenbarten.
Mittels der plaka-tiven Darstellung eines Schatten-spiels ließ man das
Grimmsche Märchen „Aschen-puttel“ zum Leben erwecken.
Zwei-felsohne ein be-sonderes, künst-lerisches Mittel der Darstellung,
da nämlich in den meisten Märchen der Gebrüder Grimm das Gute und
das Böse oftmals in einer Schwarz-Weiß-Manier interpretiert werden.
Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen
Es
war völlig dunkel im Raum und mucksmäuschenstill. Schwarze Figuren
tanzten über eine farbig illuminierte Bühnenleinwand. Gebannt
verfolgte man jede ihrer Bewegungen und erkannte rasch die sich dabei
bildenden Gegensätze. Auf der einen Seite die oberflächlichen und
hochnässigen Stiefschwestern und die vom Scherenschnitt schon als
unnahbar und eiskalt darstellte Stiefmutter, auf der anderen Seite
das arme Aschenputtel und ihr oftmals verspielter Prinz, die mit
einer romantischen Grazie im Schein der Dämmerung agierten. Es ging
um das Zugeben von Schwächen und sich selber anzunehmen. Im Kampf,
die Besten und Schönsten zu sein, wurden die eitlen Stiefschwestern
am Ende selbst zu leeren Hüllen. Aschenputtel indes glaubte stets an
Wunder und trug geduldig ihr Schicksal. Nie verlor sie die Hoffnung,
war stets freundlich und liebenswert. Und der verlorene Schuh war
letztendlich dann auch der Schlüssel zu ihrem Glück.
Es waren wunderschöne Bilder die das
„Theater der Dämmerung"
den Besuchern im Bürgerhaus Alte Johanneskirche präsentierte.
Das
Auge des Betrachters war von solch einer Magie der Szenerien
gefesselt. Mit großem Einfühlungsvermögen sprach „Schattenmann“
Friedrich Raad die eng an den Originaltext angelegte Handlung „live“
ins Mikrofon. Ausnahmen bildeten lediglich die verkürzten Fest im
Schloss und die gemilderte Bestrafung der Stiefschwestern. Durch
seine mitreißende Erzählweise schaffte es Raad, sein Publikum zum
Staunen, Schmunzeln und Lachen zu bringen. Die großen und kleinen
Zuschauer fieberten mit Aschenputtel und erlebten in einem der
schönsten Märchen der Welt, dass nicht teure Kleider, Perlen und
Edelsteine, sondern die Wege des Herzens am Ende zum großen Glück
führen. Als
Friedrich
Raad am Ende die berühmten etwas abgewandelten Worte „... und wenn
sie nicht gestorben sind, dann küssen sie noch heute.“ aussprach,
da riefen auf einmal alle Kinder im Bürgerhaus nur „Ihhhhhh“.
Vorteile für beide Seiten
Das
Schattentheater war die Auftaktveranstaltung der neuen Gevelsberger
Kooperationsgemeinschaft „Jung
& Alt“,
welche sich aus der ArGe der freien Wohlfahrtsverbände, der
Seniorenbeauftragten der Stadt Gevelsberg und dem Bürgerhaus Alte
Johanneskirche zusammensetzt. Gemeinsam möchte man Kinder und ältere
Mitbürger*innen an einem Ort zusammenzuführen.
Man möchte eine
Begegnung ermöglichen, die Generationen wieder näher zusammenbringt
und eine gegenseitige Wertschät-zung fördert. Es sind die
veränderten Lebensformen, de-mografische und gesellschaftliche
Entwicklungen, die heutzutage immer mehr dazu führen, dass viele
Kinder nur noch sehr selten mit älteren Menschen in Kontakt kommen.
Umgekehrt verlieren indes aber auch viele Menschen im Alter den
Kontakt zu jungen Menschen, weil man nicht mehr unter einem Dach oder
auch weit voneinander getrennt wohnt. Dabei zeigen Jung und Alt
jedoch sehr viele Parallelen: die eigene Geschwindigkeit, der Bedarf
nach Pflege, Zuneigung und Unterstützung bei alltäglichen
Handlungen. Der Kooperationsgemeinschaft „Jung & Alt“ liegt
es am Herzen, dass unterschiedliche
Generationen näher zusammenrücken und alle von der Andersartigkeit
seines Gegenübers profitieren. André Sicks