Dienstag, 17. März 2020

Märchenhaftes im Schein der Dämmerung


Es war einmal eine Zeit, da pulsierte in Gevelsberg das gesellschaftliche Leben.
Eine Zeit, in der das Leichllnger „Theater der Dämmerung“ seine kleinen und großen Besucher*innen im Bürgerhaus Alte Johanneskirche in eine längst vergangene Welt entführte, in der sich ihnen verborgene Geheimnisse offenbarten.
Mittels der plaka-tiven Darstellung eines Schatten-spiels ließ man das Grimmsche Märchen „Aschen-puttel“ zum Leben erwecken. Zwei-felsohne ein be-sonderes, künst-lerisches Mittel der Darstellung, da nämlich in den meisten Märchen der Gebrüder Grimm das Gute und das Böse oftmals in einer Schwarz-Weiß-Manier interpretiert werden. 

Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen 
Es war völlig dunkel im Raum und mucksmäuschenstill. Schwarze Figuren tanzten über eine farbig illuminierte Bühnenleinwand. Gebannt verfolgte man jede ihrer Bewegungen und erkannte rasch die sich dabei bildenden Gegensätze. Auf der einen Seite die oberflächlichen und hochnässigen Stiefschwestern und die vom Scherenschnitt schon als unnahbar und eiskalt darstellte Stiefmutter, auf der anderen Seite das arme Aschenputtel und ihr oftmals verspielter Prinz, die mit einer romantischen Grazie im Schein der Dämmerung agierten. Es ging um das Zugeben von Schwächen und sich selber anzunehmen. Im Kampf, die Besten und Schönsten zu sein, wurden die eitlen Stiefschwestern am Ende selbst zu leeren Hüllen. Aschenputtel indes glaubte stets an Wunder und trug geduldig ihr Schicksal. Nie verlor sie die Hoffnung, war stets freundlich und liebenswert. Und der verlorene Schuh war letztendlich dann auch der Schlüssel zu ihrem Glück.
Es waren wunderschöne Bilder die das 
„Theater der Dämmerung" 
den Besuchern im Bürgerhaus Alte Johanneskirche präsentierte. 
Das Auge des Betrachters war von solch einer Magie der Szenerien gefesselt. Mit großem Einfühlungsvermögen sprach „Schattenmann“ Friedrich Raad die eng an den Originaltext angelegte Handlung „live“ ins Mikrofon. Ausnahmen bildeten lediglich die verkürzten Fest im Schloss und die gemilderte Bestrafung der Stiefschwestern. Durch seine mitreißende Erzählweise schaffte es Raad, sein Publikum zum Staunen, Schmunzeln und Lachen zu bringen. Die großen und kleinen Zuschauer fieberten mit Aschenputtel und erlebten in einem der schönsten Märchen der Welt, dass nicht teure Kleider, Perlen und Edelsteine, sondern die Wege des Herzens am Ende zum großen Glück führen. Als Friedrich Raad am Ende die berühmten etwas abgewandelten Worte „... und wenn sie nicht gestorben sind, dann küssen sie noch heute.“ aussprach, da riefen auf einmal alle Kinder im Bürgerhaus nur „Ihhhhhh“. 

Vorteile für beide Seiten 
Das Schattentheater war die Auftaktveranstaltung der neuen Gevelsberger Kooperationsgemeinschaft „Jung & Alt“, welche sich aus der ArGe der freien Wohlfahrtsverbände, der Seniorenbeauftragten der Stadt Gevelsberg und dem Bürgerhaus Alte Johanneskirche zusammensetzt. Gemeinsam möchte man Kinder und ältere Mitbürger*innen an einem Ort zusammenzuführen.
Man möchte eine Begegnung ermöglichen, die Generationen wieder näher zusammenbringt und eine gegenseitige Wertschät-zung fördert. Es sind die veränderten Lebensformen, de-mografische und gesellschaftliche Entwicklungen, die heutzutage immer mehr dazu führen, dass viele Kinder nur noch sehr selten mit älteren Menschen in Kontakt kommen. Umgekehrt verlieren indes aber auch viele Menschen im Alter den Kontakt zu jungen Menschen, weil man nicht mehr unter einem Dach oder auch weit voneinander getrennt wohnt. Dabei zeigen Jung und Alt jedoch sehr viele Parallelen: die eigene Geschwindigkeit, der Bedarf nach Pflege, Zuneigung und Unterstützung bei alltäglichen Handlungen. Der Kooperationsgemeinschaft „Jung & Alt“ liegt es am Herzen, dass
unterschiedliche Generationen näher zusammenrücken und alle von der Andersartigkeit seines Gegenübers profitieren. André Sicks