2011
löste der Filmemacher und Bestsellerautor Valentin Thurn mit seinem
Dokumentarfilm „Taste The Waste“ bereits eine Diskussion über
die Verschwendung von Nahrungsmitteln aus.
Mit „10 Milliarden –
Wie werden wir alle satt?“ legte er ein weiteres Kapitel nach, das
sich explizit der Ernährung der schnell wachsenden Weltbe-völkerung
widmete. Und gleich zu Beginn seines Dokumen-tarfilms, der am 22.
September im Rahmen der „Fairen Woche“ gezeigt wurde, stellte
Thurn eine Rechnung auf, die eine bedrückende Ausgangs-position
darstellte: Im Laufe des Jahrhunderts wird nämlich die
Weltbevölkerung auf zehn Milliarden anwachsen. Bisher hat jeder
Sechste auf diesem Planeten zu wenig zu essen. Bei zehn Milliarden
wird es jeder Dritte sein. Wie also kann man dieses Problem in den
Griff kriegen? Und welche Alternativen gibt es, um alle Menschen satt
zu bekommen?
Anlässlich der „Fairen Woche“
verwandelte sich der Park hinter der vhs Ennepe-Ruhr-Süd zum Open Air-Kino, in dem Jürgen Nestmann die Besucher zu einer ganz besonderen Filmvorführung begrüßte.
In
Indiens größter Geflügelfabrik, Suguna Chicken, fing seine Kamera
ein, wie pro Woche sieben Millionen Hühnchen auf ziemlich rabiate
Art gehäutet wurden; in Thailand kostete er proteinreiche Insekten;
in Deutschland besuchte er Ökobauern und die Labore von Bayer Crop
Science; in Holland filmte er den Wissenschaftler Mark Post dabei,
wie dieser einen von ihm selbst gezüchteten künstlichen Hamburger –
Kosten: etwa 250.000 Euro – briet und verspeiste; und in Mosambik
ließ er einen US-Farmer von den Segnungen seiner 10.000 Hektar
großen Sojafarm schwärmen, auf der Futter für die
Massentierhaltung der reichen Länder wächst.
Geschickt
kontrastierte der Filmemacher zwei widerstreitende
Produktionsmodelle: Auf der einen Seite die Agrarindustrie mit ihren
Laboren, den Gen- und Hybridsaaten und dem Versprechen, dass nur eine
hochproduktive, hochtechnisierte Landwirtschaft in großem Maßstab
die Welternährung künftig sichern könne. Auf der anderen Seite die
alternativen Ansätze – für Valentin Thurn am zukunftsträchtigsten
– deren Vertreter fürchten, dass die Massenproduktion ihre eigenen
Grundlagen zerstört und überdies vor allem die Reichen versorgt.
Denn sie setzen auf kleinbäuerliche Selbstständigkeit, städtischen
Selbstanbau und Direktvermarktung.
Nach
gut zwei Stunden wurde einem deutlich, dass Thurn die Lösung nicht
in der Globalisierung der Nahrungsmittelerzeugung sieht, sondern
vielmehr in ihrer Regionalisierung. Und dies unterstrich er besonders
durch seine Bilder und Eindrücke aus Afrika. Sein Anliegen, die
Menschheit auf das Ernährungs-problem hinzuweisen, wurde somit in
Bild und Text deutlich. Und die Bedeutung des Themas an sich
rechtfertigte letztlich dann auch eine solch ausführliche
Darstellung des Problems.
Auch
wenn sich Valentin Thurn, wie schon bei „Taste The Waste“ auch in
diesem Film parallel mit seiner eigenen Webseite als Akti-vist outete,
so war es ein handwerk-lich gut gemachter Film, der sich seinen Fragen
ernsthaft stellte und beim Zuschauer einen Anstoß zum Nachdenken
gab.
Diese
Veranstaltung wurde gefördert vom Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie
leben!". André Sicks