Montag, 12. Oktober 2020

Männer gesucht!!! - Ökumenisches Hospiz Emmaus bietet vier Schnupperkurse an

Einst sagte Dietrich Redecker: „
Mein Leben ist eine Geschichte von geschichteten Geschichten“.
Ein Vergleich, der anschaulich macht, wie man zu jenem Menschen geworden sind, der man heute ist. Diese Schichten, die die Lebensereignisse bilden, sind keine toten Gesteinsschichten, es sind vielmehr lebendige Schichten, die sich berühren und durchlässig miteinander verbinden lassen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter vom Ökumenischen Hospiz Emmaus begegnen Tag für Tag solch einer Vielschichtigkeit, wie sie sich im Erleben von schwerer Krankheit, Sterben, Tod und Trauer zeigt. Darum sollen auch die Angebote stets eine Hilfe für sie sein, um sich selbst und andere im Umgang miteinander besser zu verstehen und im Helfen leichter gerecht zu werden. 
Tod und Sterben sind innerhalb der Gesellschaft immer noch Tabuthemen, bei denen viele Menschen oftmals Berührungs-ängste verspüren. „Gerade Män-ner trauen sich da oft nicht so dran“, berichtete Michaela Pesen-acker, stellvertretende Geschäfts-führerin vom Hospiz Emmaus. Was zur Folge hat, dass die ehrenamtliche Arbeit, die Begleitung von todkranken, sterbenden und trauernden Menschen, heutzutage auch meist in Frauenhänden liegt. „Bei uns kommen gerade mal fünf männliche ehrenamtliche Begleiter auf 40 weibliche Begleiterinnen.“ 

Und das möchte man nun ändern und bietet daher im Herbst vier Schnupperabende von Männer für Männer an. Georg Siegler und Dirk Locatelli wollen dabei mit ihren Teilnehmern quasi einen Blick hinter die Kulissen der Hospizarbeit werfen. Denn gerade Männer und Jungen seien es, so berichteten die beiden, die sich auf ihrem letzten Lebensweg oder bei der Bewältigung ihrer Trauer oftmals einen Mann als Begleitung an ihrer Seite wünschen. Denn viele Themen, die zum Beispiel bei einer lebensbedrohlichen Krankheit oder im Sterbeprozess auftauchen, lassen sich nun einmal von Mann zu Mann freier besprechen. „Da kann es mal vorkommen, dass man vielleicht spontan mal den Grill anwirft, ein Bierchen trinkt und frei heraus redet“, berichtete Dirk Locatelli. Dem fügte Georg Siegler hinzu, das Männer mitunter auch anders trauern als Frauen. Das wechselseitige Verständnis findet sich schneller und tiefgreifender. „Männer sprechen ihre Empfindungen und Gefühle einfach anders an und aus.“ 
Was natürlich auch für die Kinder- und Jugendhospizarbeit gilt. „Unser Wunsch ist es, dass wir auch hier den Jungen oder den Geschwisterkindern vielleicht einmal einen männlichen Begleiter zur Seite stellen können, mit dem sie über kränker werden, sterben, dem Verlust eines Elternteils oder Tod und Trauer innerhalb der Familie sprechen können“, erklärte Michaela Pesenacker in ihrer Funktion als Koordinatorin für das Kinder- und Jugendhospiz.
 
Georg Siegler (rechts) und Dirk Locatelli werden an vier Abenden explizit nur für Männer Schnupperkurse im Ökumenischen Hospiz Emmaus anbieten. 
Damit wollen sie ihren Teilnehmern etwaige Berührungsängste nehmen und sie für den Hospizdienst begeistern. 

Gesucht werden daher nun all jene Männer, die für die ehrenamtliche Mitarbeit einen Teil ihrer Lebenszeit spenden und die vielleicht sogar nach einer qualifizierten Ausbildung als ehrenamtliche Begleiter mit in die Hospizarbeit einsteigen möchten. Gesucht werden aber auch all jene Männer, die ihre eigenen organisatorischen, technischen oder kreativen Kompetenzen in begleitende Projekte einbringen wollen und können – beispielsweise in Form von Erlebnis-Ausflügen für Kinder und Jugendliche oder Erlebnis-Aktionen. „Bestimmt hat der eine oder andere auch eigene Ideen, die er einbringen kann, um junge Menschen im gemeinsamen Erleben auf andere Gedanken zu bringen, damit sie wieder zu sich selber finden können“, rührten Georg Siegler und Dirk Locatelli die Werbetrommel. 


Die Schnupperkurse sind eine Art Ausprobieren, ob dies etwas sein könnte, was einem Spaß macht und anderen ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Sie finden jeweils donnerstags (29. Oktober / 05. November / 12. November und 19. November) in der Zeit von 19:00 – 21:00 Uhr statt. Aufgrund der momentanen Corona-Situation ist jedoch eine eine telefonische Voranmeldung bei Michaela Pesenacker unter der Rufnummer + 49 (0) 23 32 / 6 10 21 notwendig. Bei etwaigen Fragen werden die Interessenten direkt an einen der beiden Kursteilnehmer weitergeleitet. André Sicks