Ein
Vergleich, der anschaulich macht, wie man zu jenem Menschen geworden
sind, der man heute ist. Diese Schichten, die die Lebensereignisse
bilden, sind keine toten Gesteinsschichten, es sind vielmehr
lebendige Schichten, die sich berühren und durchlässig miteinander
verbinden lassen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter vom Ökumenischen
Hospiz Emmaus begegnen Tag für Tag solch einer Vielschichtigkeit,
wie sie sich im Erleben von schwerer Krankheit, Sterben, Tod und
Trauer zeigt. Darum sollen auch die Angebote stets eine Hilfe für
sie sein, um sich selbst und andere im Umgang miteinander besser zu
verstehen und im Helfen leichter gerecht zu werden.
Tod
und Sterben sind innerhalb der Gesellschaft immer noch Tabuthemen,
bei denen viele Menschen oftmals Berührungs-ängste verspüren.
„Gerade Män-ner trauen sich da oft nicht so dran“, berichtete
Michaela Pesen-acker, stellvertretende Geschäfts-führerin vom Hospiz
Emmaus. Was zur Folge hat, dass die ehrenamtliche Arbeit, die
Begleitung von todkranken, sterbenden und trauernden Menschen,
heutzutage auch meist in Frauenhänden liegt. „Bei uns kommen
gerade mal fünf männliche ehrenamtliche Begleiter auf 40 weibliche
Begleiterinnen.“
Und
das möchte man nun ändern und bietet daher im Herbst vier
Schnupperabende von Männer für Männer an. Georg Siegler und Dirk
Locatelli wollen dabei mit ihren Teilnehmern quasi einen Blick hinter
die Kulissen der Hospizarbeit werfen. Denn gerade Männer und Jungen
seien es, so berichteten die beiden, die sich auf ihrem letzten
Lebensweg oder bei der Bewältigung ihrer Trauer oftmals einen Mann
als Begleitung an ihrer Seite wünschen. Denn viele Themen, die zum
Beispiel bei einer lebensbedrohlichen Krankheit oder im Sterbeprozess
auftauchen, lassen sich nun einmal von Mann zu Mann freier
besprechen. „Da kann es mal vorkommen, dass man vielleicht spontan
mal den Grill anwirft, ein Bierchen trinkt und frei heraus redet“,
berichtete Dirk Locatelli. Dem fügte Georg Siegler hinzu, das Männer
mitunter auch anders trauern als Frauen. Das wechselseitige
Verständnis findet sich schneller und tiefgreifender. „Männer
sprechen ihre Empfindungen und Gefühle einfach anders an und aus.“
Was
natürlich auch für die Kinder- und Jugendhospizarbeit gilt. „Unser
Wunsch ist es, dass wir auch hier den Jungen oder den
Geschwisterkindern vielleicht einmal einen männlichen Begleiter zur
Seite stellen können, mit dem sie über kränker werden, sterben,
dem Verlust eines Elternteils oder Tod und Trauer innerhalb der
Familie sprechen können“, erklärte Michaela Pesenacker in ihrer
Funktion als Koordinatorin für das Kinder- und Jugendhospiz.
Georg
Siegler (rechts) und Dirk Locatelli werden an vier Abenden explizit
nur für Männer Schnupperkurse im Ökumenischen Hospiz Emmaus
anbieten.
Damit wollen sie ihren Teilnehmern etwaige Berührungsängste
nehmen und sie für den Hospizdienst begeistern.
Gesucht
werden daher nun all jene Männer, die für die ehrenamtliche
Mitarbeit einen Teil ihrer Lebenszeit spenden und die vielleicht
sogar nach einer qualifizierten Ausbildung als ehrenamtliche
Begleiter mit in die Hospizarbeit einsteigen möchten. Gesucht werden
aber auch all jene Männer, die ihre eigenen organisatorischen,
technischen oder kreativen Kompetenzen in begleitende Projekte
einbringen wollen und können – beispielsweise in Form von
Erlebnis-Ausflügen für Kinder und Jugendliche oder
Erlebnis-Aktionen. „Bestimmt hat der eine oder andere auch eigene
Ideen, die er einbringen kann, um junge Menschen im gemeinsamen
Erleben auf andere Gedanken zu bringen, damit sie wieder zu sich
selber finden können“, rührten Georg Siegler und Dirk Locatelli
die Werbetrommel.