Donnerstag, 15. Oktober 2020

Eine Arbeitsgemeinschaft geprägt vom Erfolg - ArGe der freien Wohlfahrtsverbände „feierte“ ihr 75-jähriges Bestehen

Mehr als 23 % der Bevölkerung in Gevelsberg sind 65 Jahre und älter.
Die Seniorinnen und Senioren gestalten das gesellschaftliche Leben auf vielfältige Weise aktiv mit. Allein schon nur durch unterschiedliche Aktivitäten, welche angeboten werden von der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände Gevelsberg, tragen sie dazu bei, dass das Stadtleben lebendig und abwechslungsreich bleibt. Mit Wanderausflügen und Fitnesskursen, Liederstunden, Kochkursen, Vorträgen, und dergleichen verwandeln die älteren Mitbürger ihren Ruhestand in einen positiven Unruhestand. 
In diesem Jahr feiert Gevelsberg das 75-jährige Jubiläum der ArGe der freien Wohlfahrtsverbände. Genauer gesagt, man wollte es im Zentrum für Kirche und Kultur feiern. Doch aufgrund von Corona und vor allem zum Gesundheitsschutz der Seniorinnen und Senioren musste die für den 9. September geplante Feierstunde entfallen. Nichts desto trotz beging man dieses stolze Jubiläum mit einer besonderen Aktion. 
Mit Jubiläumsflyern und einer kleinen persönlichen Aufmerk-samkeit (nachhaltige und sichere Scheckkartenhüllen) im Gepäck, besuchten die Akteure der Arbeitsgemeinschaft – AWO-Ortsverein Gevelsberg, Caritasverband, Lebenshilfe Freie Alten- und Nachbarschaftshilfe gGmbH, Deutsches Rotes Kreuz, Innere Mission-Diakonisches Werk und Evangelische Stiftung Volmarstein – gemeinsam mit ihrem Vorsitzenden, Bürgermeister Claus Jacobi, und Geschäftsführerin Daniela Alze (Seniorenbeauftragte der Stadt Gevelsberg) indes den Wochenmarkt. Man wollte dabei mit Marktbesucherinnen und -besuchern ins Gespräch kommen und im gebotenen Abstand, aber eben auch ganz persönlich, die jahrzehntelange Arbeit für und mit den Menschen feiern.
Beim persönlichen Gespräch mit den Marktbesucherinnen und -besuchern zeigte es sich, 
wie beliebt die Arbeit und die Angebote der ArGe sind.

Darüber hinaus verwandelte sich auch die Fensterfront des Ratsfoyers in eine „Schautafel“, welche über die Arbeit der Arbeitsgemeinschaft und ihre Mitglieder informierte.

So fing alles an
Erste Aufzeichnun-gen über die Grün-dung der Arbeits-gemeinschaft der freien Wohlfahrts-verbände durch Altbürgermeister Gustav Trost fin-den sich im Herbst 1945. Es waren zunächst die Ar-
beiterwohlfahrt, die Caritas und das Deutsche Rote Kreuz, die sich zusammenschlossen, um sich als Winternothilfswerk einer Linderung der größten Not von Flüchtlingen, Zugewanderten, Umsiedlern und natürlich auch Heimkehrern, mittels einer Zahlung von Weihnachts- und Brennstoff-Beihilfen, zu widmen. Ein Betätigungsfeld, welches sich später – das Wirtschaftswunder zeigte seine Auswirkungen – in eine andere Richtung wendete. 10, 15 Jahre waren vergangen, die wirtschaftliche Not des ursprünglich angesprochenen Personenkreises ging zurück, so dass man die materiellen Hilfen zurückgefahren wurden. „Mit Beginn der 60er Jahre verlagerte sich unsere Arbeit daher mehr und mehr hin zur Seniorenbetreuung“, berichtete Daniela Alze. Für die damalige Zeit war dies nicht selbstverständlich, vielmehr war es ein echtes Novum. Man bemühte sich mit besonderen Veranstaltungen um Abwechslung für die älteren Mitmenschen. So fand zum Beispiel 1963 erstmals ein bunter Nachmittag für Seniorbürger ab 70 Jahre statt, der zugleich dann auch der Beginn zahlreicher weiterer Veranstaltungen war. 
Ein prägender Moment in der Arbeit der ArGe war der 1972 herausgebrachte Veranstaltungsplan für ältere Bürger der Stadt, welcher später in „Aktiv ab 50“ umbenannt wurde und heute den Titel „Aktives Alter“ trägt. 1973 gründete sich unter der Leitung von Friedrich Jindra eine Seniorenwandergruppe, 1974 feierte der erste Seniorentanztee Premiere, 2007 ging der Gevelsberger SeniorenService an den Start. 2008 gründete sich unter der Leitung von Hans Sturhan der Wanderchor – der seitdem regelmäßig die Seniorenheime besucht und 2018 fand zum 15. Mal die Seniorenmesse mit mehr als 60 Ausstellern statt. Stationen des Erfolges, die nur nur möglich waren, weil sich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder Menschen zur ehrenamtlichen Mitarbeit in dieser Arbeitsgemeinschaft bereitgefunden hatten. 

Hier und Heute 
Warf man nun einen Blick ins Hier und Heute, dann fiel die Bilanz ein wenig nüchterner aus, da man Corona bedingt die meisten geplanten Veranstaltungen leider absagen musste. „Dennoch haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, mit einigen kleinen Aktionen unseren Seniorinnen und Senioren in solch einer schwierigen Zeit ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern“, resümierte die städtische Seniorenbeauftragte.
So erreichten Bürgermeister Claus Jacobi zum Beispiel in der Woche vor Ostern 122 selbstgemalte Bilder junger Künstlerinnen und Künstler, aus denen individuelle Ostergrußkarten für die Bewoh-nerinnen und Bewohner in den Gevelsberger Alten- und Pflegeheimen gestaltet wurden und die man zusammen mit einem kleinen Schokohasen als süßen Gruß sowie mit Präsentkörben für das Pflegepersonal persönlich zu den jeweiligen Einrichtungen brachte.
„Anstelle des Bunten Nachmittags, der alljährlich im Rahmen des Brückenfestes der Kirmesgruppe „Mühlenhämmer“ stattfindet, besuchten wir an einem Wochenende mit der Spielleute-Vereinigung Gevelsberg und einer kleinen Abordnung der Kirmesgruppe alle Heime, um die Bewohner mit einem musikalisches Konzert zu überraschen.“ Hinzu kam, dass man durch eine Spende von knapp 2.000 Einweghandschuhen, alle ortsansässigen Altenpflegeeinrichtungen sowie einige ehren-amtlich im Seniorenbereich tätige Gruppen in der Pandemie unterstützen konnte. 

Zukunftspläne der ArGe 
Corona trifft in erster Linie die alten, geschwächten und hilfebedürftigen Mitmenschen. Besonders betroffen sind Heimbewohner und die Pflegebedürftigen, die noch zu Hause leben. Durch diese aktuelle Situation verändert sich somit auch die Zielausrichtung der Arbeitsgemeinschaft. Man muss in Zukunft verstärkt Hilfestellung anbieten, um insbesondere mit den isolierten Menschen in Kontakt zu bleiben. Darum werde man bewusst und vorausschauend planen.

Im Rahmen eines Pressegespräches warf die städtische Seniorenbeauftragte Daniela Alze einen Blick in die Zukunft. 

Vorstellbar ist zum Beispiel das Angebot von „Treppen-hausmusik“, bei dem Schüler*innen der Städtischen Musikschule regelmäßig in den Alten- und Pflegeheimen auftreten und musizieren. Auch solch musikalische Rundreise, wie sie im Sommer vonstatten ging, wäre weiterhin möglich. Was die Zukunft letztendlich aber bringt, da kann die ArGe nur spekulieren. Normalität kann den gewohnten Alltag rasch wieder bestimmen, es kann sich aber auch noch über Jahre hinziehen. Um so entscheidender sei es, das Selbsthilfe und Ehrenamt-lichkeit „auch weiterhin die zentralen Strukturelemente innerhalb der ArGe und deren einzelnen Verbände bleiben“, erklärte Daniela Alze abschließend. André Sicks