Sein
oder Nicht-Sein, mit diesem Zitat aus Shakespeares Hamlet begann am
26. September im filmriss Kino die Theateraufführung „Das liegt im
Blut“.
Eine autobiografische Reise mit Gifty Wiafe, die im Rahmen
der „Fairen Woche“ stattfand und die durch das Bundesprogramm
„Demokratie leben!“ gefördert wurde. Als Zuschauer*in begab man
sich für eine kurze Zeit in eine Welt zwischen Afrika und Europa.
Zwischen Ghana, wo Giftys Wurzeln liegen, und Deutschland, wo sie
heute lebt. Die Reise in dieses unbekannte Land wurde begleitet von
Musik, Giftys Trommelrhythmen, ihrem Gesang, ihrem Tanz und ihren
Erzählungen.
Gifty
Wiafe be-gann ihre Erzäh-lungen mit dem Umstand ihrer Ge-burt, damit,
dass ihre Mutter, selbst noch ein Kind, dreimal ins Kran-kenhaus
gefahren war, um sie abtrei-ben zu lassen, und die es sich dann doch
anders überlegt hat. „Ja, wir haben Krankenhäuser mit echten
Ärzten”, räumte sie mit einem gängigen Vorurteil auf, nicht nur
Medizinmänner, die aus Hühnerknochen zu lesen.“ Dies machte sie
mit einem Augenzwinkern, und ergänzte, dass man heutzutage aus den
Knochen der Chlor-Hühner aus den Vereinigten Staaten ohnehin zu
keinem akzeptablen Ergebnis mehr käme.
Sie
erzählte aber auch von Tomaten, die so viel Sonne für ihren
Reifeprozess bräuchten, dass die Produktion natürlich am besten im
tropischen Holland erfolge. Die überschüssigen gummiballartigen
Tomaten würden quasi als Entwicklungshilfe nach Westafrika
verschifft. Und sie berichtete von Agbogbloshie, einem Slum am Rande
von Ghanas Hauptstadt Accra. Der wohl weltgrößte
Elektroschrottplatz, den Europäer, Asiaten, Amerikaner regelmäßig
bestücken und auf dem Kinder unter katastrophalen Bedingungen
Metalle aus den Altgeräten schmelzen.
Mit ihrem Theaterstück „Das liegt im Blut“ nahm Gifty Wiafe ihre Zuschauer mit auf eine autobiographische Reise in eine Welt zwischen Afrika und Europa.
Immer
wieder lockerte die junge Frau ihre Performance mit tradi-tionellen
Tänzen auf. „Das liegt nicht im Blut, wir kommunizieren einfach
mehr mit dem Körper.” Zwischendurch spielte sie dann auch noch auf
den großen ghanaischen Fasstrom-meln, die traditionell eigentlich nur
Männer bedienen dürfen. Über-haupt: In Ghana führen die Männer
oder Jungs ein paradiesisches Leben ohne lästige Alltagspflichten,
die sie vielmehr dem weiblichen Geschlecht überlassen würden. Mit
all diesen Darbietungen ermöglichte Gifty Wiafe den Zuschauer*innen,
aus einer etwas anderen Perspektive von Deutschland aus auf Ghana zu
blicken.
Die Vergleiche zwischen Ghana und Deutschland präsentierte Gifty Wiafe stets mit einem kleinen Augenzwinkern.
Übrigens
bedeutet der Name „Gifty“ nicht etwa Gift, sondern steht für das
Wort „Geschenk“. Und das genau ist diese junge Frau mit ihrer
Lebensfreude – sie ist eine echte Bereicherung im interkulturellen
Austausch, die ihr Publikum im Sturm eroberte. André Sicks