Freitag, 28. Mai 2021

Auf den Spuren der Vergangenheit - Gevelsberger Stadtrundgang beeindruckte die Teilnehmenden

So manch ein*e Teilnehmer*in kam am Samstagnachmittag beim Gevelsberger Stadtrundgang mit Jürgen Taake aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Bei einem gut zweistündigen, gemütlichen Spaziergang erfuhr man so einiges über die Geschichte Engelberts und das Kloster im Dorf, lauschte interessanten Anekdoten aus den drei Partnerstädten und erfuhr ein wenig über die Entwicklung der Innenstadt sowie die Gevelsberger Kirmes. Kurz gesagt: Die Teilnehmenden erlebten im wahrsten Sinne des Wortes eine Zeitreise durch 800 Jahre Geschichte. 

Historie und Moderne 
Ausgangspunkt der Zeitreise war der Butera-Platz vor der vhs Ennepe-Ruhr-Süd, wo Jürgen Taake die Teilnehmer begrüßte.
Hier berichtete er ihnen zunächst, wie sich die Mittelstraße seit der Stadtgründung 1868 entwickelt hat und warum Gevelsberg nicht Mylinghausen heißt. Auf dem Weg in die Rosendahler Straße mach-ten die Gäste eine erste Bekannt-schaft mit Engelbert, nach dem sowohl die Kirche als auch der Tunnel benannt ist. Warum der 2007 ausgerechnet am 7. November eröffnet wurde, verriet der Gästeführer noch nicht. Durch die Schultenstraße über den evangelischen Friedhof ging es zur Kirmesmauer in der Lindengrabenstraße. 
Dass es dort abseits der Durchgangsstraßen noch eine stattliche Anzahl an schönen und alten, teilweise unter Denkmalschutz stehenden Häuser gab, damit hatte irgendwie keiner gerechnet. Da war zum Beispiel das Haus Elberfelder Straße 45. Dieses um 1780/90 erbaute Stiftsamtmannshaus galt lange Zeit als das schönste Haus in Gevelsberg. Es diente viele Jahre unter anderem der Familie Bertram als Wohnsitz. Das Haus Elberfelder Straße 41 wurde um 1780 von der Familie Schüren gebaut und als Gaststätte (Stiftsgasthof) betrieben. Später wurde es an die Familie Saure verkauft, die hier nach Erhalt der Brennrechte im Jahre 1888 die Brennerei Elberfelder Straße 39 errichtete.
Heute präsentiert sich das denkmalgeschützte Schmuckstück alter Industriearchitektur, welches der Verschönerungsverein Gevelsberg mit großem Respekt umgebaut hat, stilvoll und gemütlich als ein Ort zum Wohlfühlen und Feiern. 

Pest und ein grauenvoller Tod 
Genau gegenüber entstand anlässlich des 700. Todesjahres des Erzbischofs und Reichverwesers Engelbert, Graf von Berg, an der Stelle des zugeschütteten Brandteiches, das von Stadtbaurat Richard Niemeyer entworfene Engelbert-Denkmal. Und hier trafen die Teilnehmer*innen im Rahmen ihres Stadtrundgangs sogar auf einen Zeitzeugen. 
Uwe Schumacher begrüßten die Gruppe als sogenannter Pestdoktor, dessen damalige Aufgabe es war, den von der Pest befallende Personen hilfreich zur Seite zu stehen.
Die Kleidung eines Pestdoktors bestand aus einem als Schutz-anzug dienenden gewachsten Stoffmantel, einer Schnabel-maske mit zwei Augenöffnungen aus Glas, Handschuhen und einem Stab. So konnte der direkte Kontakt zu den Infizierten vermieden werden. „Der Schna-bel der Maske war gefüllt mit Duftstoffen wie Wacholder, Amber, Zitronenmelisse, Grüner Minze, Kampfer, Gewürznelken, Myrrhe, Rosen oder Styrax. Man glaubte, dies würde vor der Pest schützen“, berichtete Schumacher. 
Er schilderte auch jenen 7. November 1225, als sich Erzbischof Engelbert I. auf den Weg nach Schwelm machte, um dort eine Kirche zu weihen. Einen Ort, den er niemals erreichen sollte, da er in einem Hohlweg bei Gevelsberg ums Leben gebracht wurde. Hier entwickelte sich zunächst eine Wallfahrtsstelle, bevor etwa 1235 ein Zisterzienserinnen-Kloster entstand. Bei einem Rundgang durch „das Dorf“ über den alten Klosterfriedhof – dem heutigen Kirmesplatz – zu den beiden Äbtissinnen-Häusern erläuterte Jürgen Taake die Entwicklung dieser Keimzelle der Stadt Gevelsberg. André Sicks