Montag, 3. Mai 2021

Heimgang einer automobilen Persönlichkeit

In über 70 Dienstjahren hat Fritzi Bimberg-Nolte beruflich Unglaubliches und Eindrucksvolles erreicht.
Als Frau in einer Männerbranche setzte sie sich in den 50er-Jahren durch, baute das Familienunternehmen aus und arbeitete bis ins hohe Alter. Als sie die Führungsverantwortung übernahm, da durften Frauen ohne die Zustimmung des Ehemanns noch nicht einmal einen Arbeitsvertrag unterschreiben. Andere hätten womöglich gekniffen, für die Unternehmerin aus Iserlohn war dies aber keinesfalls eine Option. 
Acht Wochen vor ihrem Geburtstag tat sie nun, an der Hand ihrer Tochter Petra Pientka, zu Hause ihren letzten Atemzug. Die Auto-pionierin und Unternehmerin, die ihre Autohäuser stets mit ruhiger Hand, klarer Stimme und Glaubwürdigkeit führte, verstarb am 21. April im Alter von 89 Jahren. 

Eine mobile Lebensreise 
Nach ihrer Lehrzeit bei Opel Dello in Hamburg und ein paar Wochen VWL und Jura Studium in Freiburg, gehörte die Aufmerksamkeit von Fritzi Bimberg-Nolte ganz und gar dem vom Vater aufgebauten Unternehmen, in welches sie am 01. Mai 1951 eintrat. Als Fritz Nolte 1955 an den Spätfolgen einer Verletzung aus dem Ersten Weltkrieg verstarb, übernahm sie als noch nicht ganz 24-jährige den Opel Hauptbetrieb in Iserlohn, die im Bau befindliche Filiale in Schwerte sowie eine Bauplanung mit Grundstück für eine zweite Filiale in Hemer. Unterstützung erhielt sie dabei von ihrer Schwester Martha, eine promovierte Tiermedizinerin. 1960 die Heirat mit Dr. Peter Bimberg, der ebenfalls als ursprünglich branchenfremder promovierter Forstwissenschaftler in der Unternehmensleitung mitarbeitete. Im Geburtsjahr 1964 ihrer ersten Tochter wurde die dritte Filiale in Schwerte-Westhofen eröffnet. Ein Jahr vor der Geburt der zweiten Tochter Petra, wurde aus dem Garagenhof in Iserlohn ein viergeschossiges Park- und Geschäftshaus – eine große Investition. 
Petra Pientka stieg am 01. Juli 1993 in die Geschäftsführung mit ein und unterstützte ihre Mutter beim Ausbau der Autohausgruppe. Weitere Auto-mobilmarken (Saab, Honda, Chev-rolet, Volkswagen, Hyundai) wurden aufgenommen, und die Expansion mit zusätzlichen Autohäusern in Hemer, Hagen, Lüdenscheid und Gevelsberg wurde gemeinsam vorangetrieben. Bis September 2020 war die Vollblut-unternehmerin mit großer Begei-sterung und als weise Ratgeberin täglich im Büro in der Firmen-zentrale. Fritzi Bimberg-Nolte hat ihr persönliches und geschäftliches Leben bewusst als Christin im Dienst für Gott und in Liebe für die ihr anvertrauten Menschen geführt. 
Mit ihrem Tod hinterlässt sie eine solide aufgestellte Automobil- und Immobilienunternehmensgruppe mit 200 Beschäftigten, die als Gebrüder Nolte Familie zusammen halten und das Werk unter der Leitung von Tochter Petra Pientka mit den Führungskräften, von denen etliche schon als Gebrüder Nolte Azubis ihren Weg begonnen hatten, weiterführen. 

Nach einer nur siebenmonatigen Bauphase wurde am 11.11. 2015 das Opel Autohaus in Gevelsberg offiziell eröffnet. 
Gemeinsam mit Petra Pientka, Exekutiv Direktor Verkauf, Marketing & Aftersales Jürgen Keller, Betriebsleiter Gevelsberg Andreas Niehues und Bürgermeister Claus Jacobi (vrnl) schnitt Fritzi Bimberg-Nolte dabei das symbolische Band durch. 

Gevelsberg kondoliert 
Die Nachricht vom Heimgang dieser automobilen Persönlichkeit berührte auch Bürgermeister Claus Jacobi zu tiefst und machte ihn sehr traurig. Im Namen des Rates und der Verwaltung der Stadt Gevelsberg, vor allem aber auch persönlich und im Namen seiner Familie, sprach er der Familie sein aufrichtiges Beileid aus. 
„In jeder einzelnen Begegnung habe ich die Verstorbene als eine Frau von großer Herzlichkeit und Wärme empfunden und ein jedes Zusammentreffen mit ihr war angenehm und wohltuend.“ Es seien die äußerst angenehmen Gespräche, die ihm nun in Erinnerung bleiben und die im Endeffekt auch zur Ansiedlung des Autohauses in Gevelsberg geführt hätten. Ob Verhandlungsgespräche, erster Spatenstich, Einweihung oder auch eigene Veranstaltungen im Autohaus, die Unternehmerin ließ es sich nie nehmen persönlich dabei zu sein. Es sei mitunter schwer, einen geliebten Menschen zu verlieren, sagte Jacobi, auch wenn die Vernunft einem sagt, dass der Tod aufgrund der Beschwernisse des Alters ab einem bestimmten Zeitpunkt auch eine Erlösung sein mag. Man wisse aber, dass Fritzi Bimberg-Nolte als gläubige Christin nun in Gottes Händen geborgen und gut aufgehoben ist. In dieser Zuversicht wünschte er den Hinterbliebenen „viel Kraft und Gottes Segen für die noch lange schwere Zeit der Trauer und des Abschieds“. André Sicks