In
über 70 Dienstjahren hat Fritzi Bimberg-Nolte beruflich
Unglaubliches und Eindrucksvolles erreicht.
Als Frau in einer
Männerbranche setzte sie sich in den 50er-Jahren durch, baute das
Familienunternehmen aus und arbeitete bis ins hohe Alter. Als sie die
Führungsverantwortung übernahm, da durften Frauen ohne die
Zustimmung des Ehemanns noch nicht einmal einen Arbeitsvertrag
unterschreiben. Andere hätten womöglich gekniffen, für die
Unternehmerin aus Iserlohn war dies aber keinesfalls eine Option. Acht
Wochen vor ihrem Geburtstag tat sie nun, an der Hand ihrer Tochter
Petra Pientka, zu Hause ihren letzten Atemzug. Die Auto-pionierin und
Unternehmerin, die ihre Autohäuser stets mit ruhiger Hand, klarer
Stimme und Glaubwürdigkeit führte, verstarb am 21. April im Alter
von 89 Jahren.
Eine mobile Lebensreise
Nach
ihrer Lehrzeit bei Opel Dello in Hamburg und ein paar Wochen VWL und
Jura Studium in Freiburg, gehörte die Aufmerksamkeit von Fritzi
Bimberg-Nolte ganz und gar dem vom Vater aufgebauten Unternehmen, in
welches sie am 01. Mai 1951 eintrat. Als Fritz Nolte 1955 an
den Spätfolgen einer Verletzung aus dem Ersten Weltkrieg verstarb,
übernahm sie als noch nicht ganz 24-jährige den Opel Hauptbetrieb
in Iserlohn, die im Bau befindliche Filiale in Schwerte sowie eine
Bauplanung mit Grundstück für eine zweite Filiale in Hemer.
Unterstützung erhielt sie dabei von ihrer Schwester Martha, eine
promovierte Tiermedizinerin. 1960 die Heirat mit Dr. Peter Bimberg,
der ebenfalls als ursprünglich branchenfremder promovierter
Forstwissenschaftler in der Unternehmensleitung mitarbeitete. Im
Geburtsjahr 1964 ihrer ersten Tochter wurde die dritte Filiale in
Schwerte-Westhofen eröffnet. Ein Jahr vor der Geburt der zweiten
Tochter Petra, wurde aus dem Garagenhof in Iserlohn ein
viergeschossiges Park- und Geschäftshaus – eine große
Investition. Petra
Pientka stieg am 01. Juli 1993 in die Geschäftsführung mit ein und
unterstützte ihre Mutter beim Ausbau der Autohausgruppe. Weitere
Auto-mobilmarken (Saab, Honda, Chev-rolet, Volkswagen, Hyundai) wurden
aufgenommen, und die Expansion mit zusätzlichen Autohäusern in
Hemer, Hagen, Lüdenscheid und Gevelsberg wurde gemeinsam
vorangetrieben. Bis September 2020 war die Vollblut-unternehmerin mit
großer Begei-sterung und als weise Ratgeberin täglich im Büro in
der Firmen-zentrale. Fritzi Bimberg-Nolte hat
ihr persönliches und geschäftliches Leben bewusst als Christin im
Dienst für Gott und in Liebe für die ihr anvertrauten Menschen
geführt.
Mit
ihrem Tod hinterlässt sie eine solide aufgestellte
Automobil- und Immobilienunternehmensgruppe mit 200 Beschäftigten,
die als Gebrüder Nolte Familie zusammen halten und das Werk unter
der Leitung von Tochter Petra Pientka mit den Führungskräften, von
denen etliche schon als Gebrüder Nolte Azubis ihren Weg begonnen
hatten, weiterführen.
Nach
einer nur siebenmonatigen Bauphase wurde am 11.11. 2015 das Opel
Autohaus in Gevelsberg offiziell eröffnet.
Gemeinsam mit Petra
Pientka, Exekutiv Direktor Verkauf, Marketing & Aftersales Jürgen
Keller, Betriebsleiter Gevelsberg Andreas Niehues und Bürgermeister
Claus Jacobi (vrnl) schnitt Fritzi Bimberg-Nolte dabei das
symbolische Band durch.
Die
Nachricht vom Heimgang dieser automobilen Persönlichkeit berührte
auch Bürgermeister Claus Jacobi zu tiefst und machte ihn sehr
traurig. Im
Namen des Rates und der Verwaltung der Stadt Gevelsberg, vor allem
aber auch persönlich und im Namen seiner Familie, sprach er der
Familie sein aufrichtiges Beileid aus. „In jeder einzelnen Begegnung habe ich die Verstorbene als eine
Frau von großer Herzlichkeit und Wärme empfunden und ein jedes
Zusammentreffen mit ihr war angenehm und wohltuend.“ Es seien die
äußerst angenehmen Gespräche, die ihm nun in Erinnerung bleiben
und die im Endeffekt auch zur Ansiedlung des Autohauses in Gevelsberg
geführt hätten. Ob Verhandlungsgespräche, erster Spatenstich,
Einweihung oder auch eigene Veranstaltungen im Autohaus, die
Unternehmerin ließ es sich nie nehmen persönlich dabei zu sein. Es
sei mitunter schwer, einen geliebten Menschen zu verlieren, sagte
Jacobi, auch wenn die Vernunft einem sagt, dass der Tod aufgrund der
Beschwernisse des Alters ab einem bestimmten Zeitpunkt auch eine
Erlösung sein mag. Man wisse aber, dass Fritzi Bimberg-Nolte als
gläubige Christin nun in Gottes Händen geborgen und gut aufgehoben
ist. In dieser Zuversicht wünschte er den Hinterbliebenen „viel
Kraft und Gottes Segen für die noch lange schwere Zeit der Trauer
und des Abschieds“. André Sicks