Unlängst
ist aber auch bekannt, dass es gerade in dieser Berufssparte jede
Menge Missstände gibt. Schon viel zu lange wird in Krankenhäusern
und Pflegeeinrichtungen unter extremen Bedingungen gearbeitet. Was
unter anderem auch daran liegt, dass die Krankenhäuser seit Jahren
privatisiert und auf Profit getrimmt werden. Zu wenig Personal für
zu viele Patientinnen und Patienten, hohe psychische und physische
Belastung, großer Zeitdruck und eine schlechte Bezahlung. Und den
Preis dafür, den zahlen das Pflegepersonal und die Patient*innen.
Irgendwann ist das Maß allerdings voll und die Grenze der Belastung
überschritten. Insbesondere da ein Großteil
derer, die in der Alten- und Krankenpflege, in
Kinderbetreuungsstätten und in Familien im Einsatz arbeiten, Frauen
sind.
Aus
diesem Grunde unterstützen die Gleichstellungsbeauftragten aus dem
Ennepe-Ruhr-Kreis nun die Kampagne #pflegerebellion, welche
es sich zum Ziel gemacht hat, die Missstände in der Pflege
abzubauen. Die Konsequenzen träfen uns alle, bringt es Christel
Hofschröer, Gleichstellungsbeauf-tragte der Stadt Gevelsberg, auf den
Punkt. Darum
fordert sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen (Katrin Brüninghold,
Nina Däumig, Sabine Kerkenberg, Evelyn Koch, Dr. Sandra Michaelis,
Ulla Noll, Maren Linn van Norden und Conny Prill) eine
Gesundheitspolitik, die sich am Gemeinwohl und nicht an
Börsengewinnen orientiert. „Gesundheit
ist kei-ne Ware, das hat die Pandemie mehr als deutlich gezeigt“,
sagt sie und ver-deutlicht es an einer Aussage der Bun-desagentur für
Ar-beit, welche besagt, dass die Zahl der Pflegekräfte seit Be-ginn
der Pandemie im März bis Ende Juli vergangenen Jahres um etwa 9.000
zurück gegangen ist. Gleichzeitig wurde die Anzahl der
Intensivbetten ausgebaut, es fehlt aber das Personal, das sich um
schwerstkranke Menschen kümmert. Die Pflegekräfte leiden weiterhin
massiv unter dem Stress im Berufsalltag, der während der Pandemie
noch zugenommen hat. „Wir
müssen daher die Themen Gesundheitsversorgung, Pflege und Sorge ganz
neu denken und neu bewerten, damit Menschen, die Zuwendung und Sorge
bekommen, die sie brauchen und Pflegekräfte nicht ausbrennen. Und
dazu gehört auch den Profitgedanken in Frage zu stellen“,
appelliert Christel Hofschröer. „Wir alle haben jetzt – im Jahr
der Bundestagswahl – die Chance genau zu schauen, inwieweit die
Parteien bereit sind, die Pflegeberufe endlich aufzuwerten und das
gesamte Gesundheitssystem radikal zu reformieren.“
Die
Kampagne #pflegerebellion entstand in einer Zusammen-arbeit der
Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und
Gleichstellungsstellen mit der Berlin School of Design and
Communication. Weitere Informationen dazu findet man unter
www.pflegerebellion.de sowie auf Instagram @wenndannjetzt und Twitter
@gleichberechtigt. André Sicks