Der Arzt teilt eine Krebsdiagnose mit, die von jetzt auf
gleich das Leben auf den Kopf stellt. „Zunächst versteht man es
nicht, fühlt sich wie in Watte gehüllt oder wie in einem Film, bei
dem alles an einem vorbeiläuft“, beschreibt Christiane Düllmann
diese Situation, von der ihr viele Menschen im Laufe ihrer
palliativen Beratung berichtet haben.
Dabei
wurde ihr schnell klar, dass gerade dieser erste Moment, wenn einem
die Diagnose gesagt wird, doch sehr viel Zeit benötigt. Um es
überhaupt realisieren zu können, so erklärt sie, bräuchte man
erst einmal 18 Sekunden Zeit, bis sich „die Nachricht setzt, sie
verstanden wird und der Patient auch wieder denken kann“. In vielen
Fällen würden die Überbringer ihrem Gegenüber jedoch maximal 16
Sekunden Zeit zur Verarbeitung lassen und dann direkt anfangen zu
reden – „Wir machen dies, wir machen das.“
Für
Christiane Düllmann war diese Tatsache dann auch ein Schlüsselmoment
um für sich festzustellen, dass es da doch jemanden braucht, „der
die Betroffenen unterstützt, sie begleitet und Zeit für sie hat,
damit sie überhaupt verstehen, was ihnen vom Arzt mitgeteilt wurde.“
Als
Logo für ihre Arbeit als Onkolotsin
wählte Christiane Düllmann
eine Windmühle,
die so bunt wie das Leben und so bunt wie die
Patienten ist.
Lebenssituation und Bedürfnisse einbeziehen
Und
so entschloss sich die
ehemalige leitende Koordinatorin für den Erwachsenenbereich im
Ökumenischen Hospiz Emmaus dazu, eine
Weiterbildung
und Zertifizierung zur Onkolotsin zu machen. Eine zuverlässige
Ansprechpartnerin für onkologische Patienten und deren Angehörige,
an die man sich mit Fragen wenden kann und die auch die notwendige
Zeit hat, sich mit diesen zu beschäftigen.
„Mein
Ziel ist es, zusammen mit den Patienten den für sie optimalen Weg
durch all die Versorgungsangebote zu finden und an zuständige
Ansprechpartner zu lotsen“, erklärt
sie,
da das Gesundheitssystem einfach zu komplex sei. Das
könnte z. B. die Vorbereitung für ein (wichtiges) Arztgespräch
sein, damit
bestehende Fragen
beantwortet und Unsicherheiten beseitigt würden. „Ich berate meine
Patienten aber auch zum Thema Patientenverfügung und gebe ihnen
Tipps und wichtige Hinweise, damit ihre Vorstellungen und Werte darin
Beachtung finden.“ Ab
sofort bietet Christiane Düllmann in den Praxis-räumen von Stefan
Drechsler in der Wittener Straße immer donnerstags ihre
Lotsentä-tigkeit für Patienten und deren Angehörige an. „Ich
kenne Herrn Drechsler aus meiner damaligen palliativen Arbeit. Er
zeigte sich von der Idee begeistert und machte mir das Angebot bei
ihm eine Anlaufstelle einzurichten.“ Hier will sie dann zuhören,
sortieren und motivieren. Hier wird sich dann auch ihre Windmühle
drehen, welche sie als Logo für ihre Tätigkeit ausgewählt hat.
„Sie ist so bunt wie das Leben, bunt wie die Patienten“, erklärt
sie und lässt einen spüren,
wie sehr ihr das Projekt am Herzen liegt. Wie sehr sie darin aufgeht
und nur so sprüht vor Energie. Termine nimmt Christiane Düllmann
telefonisch unter +49 (0) 1 76 / 32 31 94 58 sowie per Mail
duellmann@onkolotse-en.de an.
„Man braucht deutlich mehr Onkolotsen!"
Das
Projekt Onkolotse ist eine Initiative der Sächsischen
Krebsgesellschaft. In der Pilotphase von 2010 bis 2014 wurde es durch
das Sächsische Staatsministerium für Soziales und
Verbraucherschutz, den Europäischen Sozialfonds in Sachsen (ESF) und
die SAB finanziell unterstützt. Mittlerweile gibt es bundesweit 200
Onkolotsen. Wovon aber gerade einmal drei in NRW tätig. Dabei sei es
so wichtig, wie die Gevelsberger Onkolotsin abschließend erklärte,
dass sich Patienten und ihre Angehörigen während der
Krankheitsphase durch eine warmherzige Wertschätzung und kreativem
Input gestärkt und sortiert fühlen sollten. André Sicks