Mittwoch, 28. April 2021

„Wir gehen den Weg zusammen!“ - Als Onkolotsin steht Christiane Düllmann Krebspatienten zur Seite

Es ist der Augenblick, vor dem sich viele Patienten und ihre Angehörigen fürchten:
Der Arzt teilt eine Krebsdiagnose mit, die von jetzt auf gleich das Leben auf den Kopf stellt. „Zunächst versteht man es nicht, fühlt sich wie in Watte gehüllt oder wie in einem Film, bei dem alles an einem vorbeiläuft“, beschreibt Christiane Düllmann diese Situation, von der ihr viele Menschen im Laufe ihrer palliativen Beratung berichtet haben. 
Dabei wurde ihr schnell klar, dass gerade dieser erste Moment, wenn einem die Diagnose gesagt wird, doch sehr viel Zeit benötigt. Um es überhaupt realisieren zu können, so erklärt sie, bräuchte man erst einmal 18 Sekunden Zeit, bis sich „die Nachricht setzt, sie verstanden wird und der Patient auch wieder denken kann“. In vielen Fällen würden die Überbringer ihrem Gegenüber jedoch maximal 16 Sekunden Zeit zur Verarbeitung lassen und dann direkt anfangen zu reden – „Wir machen dies, wir machen das.“ 
Für Christiane Düllmann war diese Tatsache dann auch ein Schlüsselmoment um für sich festzustellen, dass es da doch jemanden braucht, „der die Betroffenen unterstützt, sie begleitet und Zeit für sie hat, damit sie überhaupt verstehen, was ihnen vom Arzt mitgeteilt wurde.“ 

Als Logo für ihre Arbeit als Onkolotsin 
wählte Christiane Düllmann eine Windmühle, 
die so bunt wie das Leben und so bunt wie die Patienten ist.

Lebenssituation und Bedürfnisse einbeziehen 
Und so entschloss sich die ehemalige leitende Koordinatorin für den Erwachsenenbereich im Ökumenischen Hospiz Emmaus dazu, eine Weiterbildung und Zertifizierung zur Onkolotsin zu machen. Eine zuverlässige Ansprechpartnerin für onkologische Patienten und deren Angehörige, an die man sich mit Fragen wenden kann und die auch die notwendige Zeit hat, sich mit diesen zu beschäftigen. 
Mein Ziel ist es, zusammen mit den Patienten den für sie optimalen Weg durch all die Versorgungsangebote zu finden und an zuständige Ansprechpartner zu lotsen“, erklärt sie, da das Gesundheitssystem einfach zu komplex sei. Das könnte z. B. die Vorbereitung für ein (wichtiges) Arztgespräch sein, damit bestehende Fragen beantwortet und Unsicherheiten beseitigt würden. „Ich berate meine Patienten aber auch zum Thema Patientenverfügung und gebe ihnen Tipps und wichtige Hinweise, damit ihre Vorstellungen und Werte darin Beachtung finden.“ 
Ab sofort bietet Christiane Düllmann in den Praxis-räumen von Stefan Drechsler in der Wittener Straße immer donnerstags ihre Lotsentä-tigkeit für Patienten und deren Angehörige an. „Ich kenne Herrn Drechsler aus meiner damaligen palliativen Arbeit. Er zeigte sich von der Idee begeistert und machte mir das Angebot bei ihm eine Anlaufstelle einzurichten.“ Hier will sie dann zuhören, sortieren und motivieren. Hier wird sich dann auch ihre Windmühle drehen, welche sie als Logo für ihre Tätigkeit ausgewählt hat. „Sie ist so bunt wie das Leben, bunt wie die Patienten“, erklärt sie und lässt einen spüren, wie sehr ihr das Projekt am Herzen liegt. Wie sehr sie darin aufgeht und nur so sprüht vor Energie. Termine nimmt Christiane Düllmann telefonisch unter +49 (0) 1 76 / 32 31 94 58 sowie per Mail duellmann@onkolotse-en.de an. 

Man braucht deutlich mehr Onkolotsen!" 
Das Projekt Onkolotse ist eine Initiative der Sächsischen Krebsgesellschaft. In der Pilotphase von 2010 bis 2014 wurde es durch das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz, den Europäischen Sozialfonds in Sachsen (ESF) und die SAB finanziell unterstützt.
Mittlerweile gibt es bundesweit 200 Onkolotsen. Wovon aber gerade einmal drei in NRW tätig. Dabei sei es so wichtig, wie die Gevelsberger Onkolotsin abschließend erklärte, dass sich Patienten und ihre Angehörigen während der Krankheitsphase durch eine warmherzige Wertschätzung und kreativem Input gestärkt und sortiert fühlen sollten. André Sicks