Montag, 19. April 2021

Der Kleiderladen vom Kinderschutzbund und die Kleiderbörse vom DRK trotzen dem Virus

Gebrauchte Kleidungsstücke oder Spiele annehmen und wieder abgeben:
Corona hat dies wahrlich nicht gerade leichter gemacht, weiß Thea Kuchinke vom Kleiderladen des Gevelsberger Kinderschutzbundes zu berichten. Sie räumt derzeit die vorhandenen Wintersachen ein und bestückt die Regale mit Sommersachen. Auch wenn das Geschäft in der Mittelstraße 76 derzeit geschlossen ist, telefonisch sei man nach wie vor jederzeit erreichbar, erklärt sie – sowohl was den Kauf von Kleidung und Spielen beträfe, wie auch bei bestehenden oder auftretenden familiären Nöten, Sorgen und Ängsten. 

Der Kleiderladen vom Gevelsberger Kinderschutzbund ist momentan zwar noch geschlossen, 
doch Barbara Lützenbürger (links) und ihr Team, allen voran die gute Seele des Ladens Thea Kuchinke, trotzen dem Virus

Es mag zwar ein eingeschränktes, pandemiebedingtes Angebot sein, von den Bürgerinnen und Bürgern wird es dennoch sehr gut angenommen. „Erst kürzlich hatte uns eine ältere Dame angerufen und Fotos mit Sachen aus dem Schaufenster geschickt, die sie gerne kaufen wollte“, erzählt die gute Seele des Kleiderladens. Diese wurden von ihr direkt zusammen-gepackt, so dass die Kundin sie wenig später abholen konnte. Und auch im Bezug auf Sachspenden kann sich der Kleiderladen nicht beklagen – ganz im Gegenteil. „Wir haben extrem viele Spenden bekommen und in unserem Lager wird es mittlerweile auch ziemlich eng“, beschreibt sie die derzeitige Lage. Gleichzeitig bittet sie darum, dass wenn man etwas spenden möchte, dann mögen sich die Spender vorher telefonisch informieren, ob eine Annahme möglich ist. 

Was seinen Kleiderladen betrifft, da macht sich der Gevelsberger Kinderschutzbund weniger Sorgen. „Wir trotzen dem Virus und können nach wie vor alles gut stemmen“, erklärt Kinderschützerin Barbara Lützenbürger. Viel mehr Sorgen bereiten ihr und ihren treuen Mitstreitern die möglichen Nachwirkungen der Pandemie. „Wir können zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt noch nicht abschätzen, wie sich die Situation am Ende auf unsere Kinder und Jugendlichen auswirkt“, bringt sie es auf den Punkt. Die Corona-Pandemie und der Lockdown greifen, ihrer Meinung nach, nicht nur in den Alltag ein und stellen diesen in vielen Fällen auf den Kopf, sie würden auch ein Risiko für die körperliche Gesundheit darstellen, mit schwerwiegenden Folgen für die Psyche. Dem gilt es vorzubeugen. 

Während des Lockdowns hat Thea Kuchinke die Winterware verpackt und die bunte Sommer-kollektion in die Regale eingeräumt. 

Die Helfer des Kinderschutzbunds hinter der Ladentheke haben bekanntlich nicht nur einen Überblick über den Inhalt ihrer Regale und Kleiderständer, sie wissen, welches Beratungsangebot in einer bestimmten Situation weiterhelfen kann. Und sobald sie die Ladentüre wieder öffnen dürfen, können sie auch wieder ein „vor Ort-Treffpunkt“ für Eltern sein, die Rat suchen. Bis dahin, nutzt man verstärkt soziale Netzwerke, wie Facebook und Instagram, um Präsenz und Hilfe zu zeigen. „Während Thea und ich eher der analogen Generation angehören, haben jüngere Mitglieder, wie Ariane Ibing oder Inken Sander, die digitale Schiene aufgebaut, um dort die Menschen zu erreichen“, kommentiert Lützenbürger den zukunftsweisenden Weg. Eine solche Krise sei immer Chance und ein Risiko zugleich, sagte sie abschließend. „Und wir werden hoffentlich bald sagen können, dass wir eine große Gefahr überwunden haben.“ 

Ein Wunsch dem sich Hans-Günter Adrian nur an-schließen kann. Denn auch die Kleiderbörse vom Deutschen Roten Kreuz in der Hagener Straße 237 muss sich weiterhin dem Corona-Virus beugen und ihre Pforten geschlossen lassen. „Im Grunde sind wir startklar, um unsere Kunden wieder zu empfangen“, erklärt der Vorsitzende vom DRK Gevelsberg und fügt hinzu, dass es natürlich auch Überlegungen für ein „Klick & Meet-Angebot“ gegeben hätte, nur sei es schwer die dafür geforderten Auflagen einzuhalten und „wir haben zudem auch nicht das Klientel dafür“. Somit gilt es für das ehrenamtliche Team um Christel Dubbel und ihren Mann Siegfried weiterhin abzuwarten, wie sich die Lage entwickelt. Doch ganz untätig waren sie nicht; sie haben eifrig den Kollektionswechsel vollzogen und die Regale mit sommerlicher Damen-, Herren- und Kinderkleidung bestückt. Alles gebrauchte Kleidung und Textilien, die in dieser Zeit gespendet wurden. Sowohl von Privatleuten, aus den aufgestellten Containern aber auch von Gevelsberger Einzelhändlern. 
Das Spendenaufkommen ist nach wie vor enorm“, so Adrian, nur leider kommen ohne einen Verkauf auch keine Erlöse rein. Und die fehlen dem DRK natürlich zur Finanzierung seiner ehrenamtlichen Arbeit, insbesondere auch für die Bewältigung der Aufgaben der Bereitschaft. Sie decken zudem aber auch die monatlichen Fixkosten der Einrichtung, sprich Miete und Energiekosten. Noch ließe sich die Durststrecke zwar überbrücken, erklärt Adrian, gleichzeitig macht er aber deutlich, dass auch die bestehenden Reserven irgendwann einmal aufgebraucht sind. „Nicht in diesem Jahr, dennoch müssen wir die Situation stets im Auge behalten.“
 
Für den Vorsitzenden vom DRK Gevelsberg, Hans-Günter Adrian (links) und seinen Stellvertreter Jürgen Deitenbeck ist eine geschlossene Kleiderbörse ein momentaner Tiefschlag. Nicht nur der Verlust an Einnahmen bereiten ihnen Sorgen, es sind auch die bestehenden Kontaktbeschränkungen für die ehrenamtlichen Mitarbeiter und dem damit verbundenen Wegfall an Gemeinschaft und Geselligkeit. 

Seit 2007 betreibt das DRK nun schon seine Kleiderbörse und sie hat sich von Beginn an etabliert und selbst getragen. „Und daran wollen wir natürlich festhalten.“ Als Verkaufsprofis bezeichnet Hans-Günter Adrian das Team, welches mit Engagement und Herzblut bei der Sache sei. Was sie leisten gilt es zu würdigen und immer wieder sichtbar zu machen. Ehrenamt leiste schließlich einen wichtigen Beitrag zu einem guten Zusammenleben und ist ein Bekenntnis zum Pluralismus als fester Bestandteil einer Demokratie. 
Durch die bestehenden Kontaktbeschränkungen ist es natürlich schwer, dass vorhandene Gemeinschaftsgefühl auszuleben. „Und darin sehe ich für sehr viele Vereine, auch für das DRK, ein großes Problem“, sagt Adrian. Seiner Meinung nach ist die Gefahr recht groß, dass je länger die sozialen Kontakte auf Eis liegen oder durch digitale Alternativen ersetzt werden, diese rasch zerbrechen. Und das dürfe keinesfalls passieren. „Noch ist uns diesbezüglich nichts zu Ohren gekommen“, erklärt er abschließend und appelliert daher auch noch einmal, dass „ohne die Unterstützung unserer vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer wäre die Gesellschaft beileibe wesentlich ärmer“. André Sicks