Donnerstag, 1. April 2021

Noch einmal muss die schrägste Kirmes Europas in den Herzen der Bürger stattfinden

In der Regel wendet sich Bürgermeister Claus Jacobi eigentlich immer zum Ende einer Monatsversammlung des Gevelsberger Kirmesvereins an die anwesenden Kirmesfreunde.
Beim ZOOM-Meeting am 26. März war es jedoch anders; das Stadtoberhaupt ergriff direkt nach der offiziellen Begrüßung durch den GKV-Vorsitzenden Markus Loetz das Wort. „Es ist ein trauriger Umstand, dass ich mich schon jetzt an Euch wenden darf“, so seine anfänglichen Worte, mit denen er genau dass einläutete, was alle bereits befürchtet hatten. „Es kann am letzten Juni-Wochenende nichts stattfinden, was auch nur annähernd den Namen Gevelsberger Kirmes verdient. Und deshalb müssen wir nach 2020 auch die Kirmes 2021 absagen“, ließ er die 40 zugeschalteten Teilnehmer*innen wissen. Es war ihm sehr wichtig, dass dieser Entschluss zunächst den einzelnen Gremien des Kirmesvereins (Vertreter der Kirmesgruppen, des Vorstandes, des Präsidiums und des Bewertungsausschusses) mitgeteilt wurde, bevor diese es aus den Medien erfahren hätten. 

Mit der Absage der Gevelsberger Kirmes hatten sie zwar gerechnet, trotzdem war es für alle ein komisches Gefühl, 
als Bürgermeister Claus Jacobi es beim ZOOM-Meeting offiziell bekannt gab. 

Zum zweiten Mal versetzte das Corona-Virus damit den Gevelsbergern ein Stich ins Herz. Hatte man 2020 noch gedacht, dass die Absage „ein einmaliger Unfall in der Zivilisationsgeschichte“ gewesen wäre, so könne man gerade „in den letzten Wochen verstärkt sehen, dass wir die Corona-Pandemie in unserer Gesellschaft noch nicht im Griff haben“, sagte Jacobi und bezeichnete das Hin und Her durch die Lockdowns als Achterbahnfahrt. Ohne dass er die politischen Entscheidungen bewerten wolle, müsste man dennoch erkennen, dass es nicht zumutbar sei, diese traurige Entscheidung noch weiter offen zu halten. 

Abschließend wagte er dann nochmal die Prognose, dass es im nächsten Jahr wieder eine Kirmes geben wird, so wie man sie kennt. Zugleich appellierte er aber auch an alle, dass sie weiterhin zusammenzustehen mögen und er versprach, gemeinsam mit dem Vorstand etwas zu organisieren, „was unsere Kirmes im Herzen lebendig hält“. Dies konnte Markus Loetz nur bestätigen und ergänzte, dass es mit der Absage der Kirmes zwangsläufig auch keinen Kirmeszug sowie das übliche Rahmenprogramm geben würde. „Aber unser Gevelsberger Kirmesvirus ist stärker als jede Pandemie“, munterte er die Versammlung auf, und stellte nebenbei spontan mal eben fest, dass man nun ja ein plus von „zehn Kirmestagen auf der Habenseite“ hätte. „Schauen wir mal, wie lange die Kirmes 2022 gehen wird.“ 

Im Anschluss lie-ferte Geschäfts-führer Carsten Neef einen kurzen Ausblick auf das „Kirmeswochenende“. Ohne näher ins Detail zu ge-hen, versicherte er, dass man entsprechend der bestehenden Corona-Schutzmaßnahmen im kleinen Rahmen Aktionen wie die Ehrungen Blaukittel (Gehilfe des Dorfschulzen), 20-jährige und 50-jährigeKirmeszugehörigkeit plane. Was die Hammerschmied- und Kirmeskrugfete betrifft, auch da, so erklärte Neef, könne man nur abwarten und auf Sicht planen. Fest steht jedoch, es wird natürlich 2021 einen Kirmeskrug geben. So wie es auch eine Plakette geben wird. Und über deren Aussehen mussten die Gevelsberger Kirmesfreunde im Laufe des ZOOM-Meetings per geheimer Umfrage abstimmen. 
Neun verschiedene Motive standen dabei zur Aus-wahl – zwei von ihnen mussten nach dem ersten Durchgang sogar in die digitale Stichwahl. Motiv eins zeigte das Kirmenstor mit einer jubelnden Menschenmenge davor, Motiv zwei wartete mit dem Riesenrad und der Stadtharfe auf. Am Ende waren es dann die jubelnden Menschen, die sich mit 53 Prozent der Stimmen durchsetzen konnten. Genau passend zum diesjährige Motto Wat ok kömmt – Vie blitt Kiärmis“. Was die Farbgestaltung betraf, so votierten die Gevelsberger Kirmes-freunde für ein Orange als Grundfarbe mit schwarzer Schrift. Eine Kombination, wie es sie 2008 bereits schon einmal gab.

So wird sie aussehen, 
die diesjährige Plakette für die schrägste Kirmes Europas. 

Bevor Markus Loetz die Versammlung mit einem dreifachen „Rupp die Tupp“ beendete, bedankte er sich noch einmal, dass alle Gruppen bei der digitalen Konferenz vertreten waren und forderte, dass „es uns wichtig sein muss, dass die Kirmesidee diese Pandemie überlebt und wir danach wieder durchstarten können.“ André Sicks