Allein
nur schon der Gedanke, man liegt im Krankenhaus und bekommt dort
telefonisch mitgeteilt, dass soeben sein Geschäft einem Brand zum
Opfer gefallen ist – Horror.
Doch
genau dieses Szenario erlebte der Gevelsberger Friseurmeister Gaetano
Musumeci im Sommer letzten Jahres. Am Morgen des 15. Juni 2020 wurden
die Einsatzkräfte zu einem Brand in seinem Ladenlokal an der
Mittelstraße gerufen, wo bereits dunkler Qualm nach außen drang.
Mit Hilfe eines Lüfters machte die Feuerwehr das Friseurgeschäft
rauchfrei und übergab die Einsatzstelle zur Ermittlung der
Brandursache anschließend an die Polizei. Da man im Geschäft eine
Brandbeschleuniger-Flüssigkeit fand, konnte man rasch von schwerer
Brandstiftung auszugehen, deren Sachschaden bei rund 20.000 Euro lag.
„Mein Lebenstraum wurde binnen kürzester Zeit zum Lebensalbtraum“,
beschreibt der Friseurmeister seine ersten Gedanken, als ihn die
Nachricht ereilte. Von jetzt auf gleich war auf einmal alles weg –
Inventar, Materialien und sämtliche Kundendateien.
Gaetano
Musumeci ist wahrlich kein Unbekannter. Der gebürtige Italiener, der
mit acht Jahren aus seiner Heimat Catania nach Deutschland kam,
gehört vielmehr zur Riege der alteingesessenen Gevelsberger Kamm-
und Scherenkünstler. Von denen, wie er selbst sagt, es mittlerweile
aber nur noch sehr, sehr wenige gäbe. Seit über 30 Jahren
verschönert er das Haupt seiner Kundschaft, bringt Volumen, Form und
Farbe hinein. Anfangs im ehemaligen Center am Rathaus, dem heutigen
Kaufland; später dann in der unteren Mittelstraße gegenüber der
Sparkasse und seit mittlerweile 24 Jahren in der Mittelstraße 53. Die
Nachricht über den Verlust seines Geschäftes setzte ihm ziemlich
zu. Ganze zwei Mo-nate haderte der Figaro mit sich und dem Gedanken,
wie es nach dem Brand nun eigent-lich weitergehen sollte. Hinzu kam
auch noch dieses unsichtbare Virus namens Corona, was eine
Entscheidung beileibe nicht leichter machte. „Doch wer mich kennt,
der weiß, ich bin ein Kämpfertyp“, prescht es aus ihm heraus. Von
daher sammelte er all seine körperlichen Kräfte und trat den
Schritt zur Neueröffnung an. Binnen kürzester Zeit – der Umbau
dauerte von September bis Dezember – stieg Gaetano wie Phönix aus
der Asche und freute sich, gemeinsam mit seiner Angestellten und
seiner Auszubildenden, auf die Wiedereröffnung seines neuen Ladens
am 22.12.2020.
Woraus
zunächst aber nichts wurde, denn bereits sechs Tage zuvor, am 16.
Dezember, trat jener Lockdown in Kraft, der es dem Friseurhandwerk
untersagte seine Tätigkeiten auszuüben. Und das bis zum 1. März
diesen Jahres. Was bedeute: drei Monate ohne Einnahmen, drei Monate
laufende Kosten. Und die ließen sich auch durch staatliche Hilfen
nicht komplett aufgefangen. Kunden waren es, die die Friseure nach
solch einer Durststrecke brauchten.
„Die erste Woche war echt spitze“, erzählt Gaetano Musu-meci. Mit seinem Team begrüßte er, unter Einhaltung der be-stehenden Vorschriften, zahlrei-che Stamm- und auch Neu-kunden. Auf beiden Seiten war dabei die Freude groß. Endlich wieder waschen, schneiden, legen – und das in einem neugestalteten, hellen und stilvollem Ambiente mit Wohl-fühlatmosphäre, wo keinerlei Wünsche offen bleiben und man den individuellen Ansprüchen eines jeden Kunden gerecht wird. Nach all den herben Schicksalsschlägen schaut der Friseurmeister nun positiv nach vorne. „Eine Neueröffnung braucht immer etwas Zeit bis es sich herumgesprochen hat“, resümiert er, „insbesondere auch bei den Kunden, die früher von auswärts kamen und deren Kontaktdaten durch den Brand leider vernichtet wurden.“ Auch wenn solch ein ungewollt neuer Anfang schwer ist, Gaetano Musumeci ist zurück – voller Elan, mit seinem typisch italienischen Charme und der Liebe an seinem Beruf. Nach fast einem Jahr heißt es fortan wieder in der Mittelstraße 53: Schnipp, schnapp – Haare ab! André Sicks