Donnerstag, 16. April 2020

Ein tiefer Stich ins Herz der Gevelsberger - Schrägste Kirmes Europas und Kirmeszug sind abgesagt


Der Gevelsberger Kirmesverein hat die Uhr angehalten, der Countdown wurde bei 71 Tagen, 3 Stunden und 21 Minuten gestoppt.
Damit ist es offiziell: Die einzigartige Kirmes und ihr wunderbarer Kirmeszug müssen in diesem Jahr abgesagt werden. Beides ist dem Corona-Virus zum Opfer gefallen. „Es ist ein tiefer Stich in das Gevelsberger Herz und eine schmerzvolle Entscheidung. Ein Schritt, den wir uns nie zuvor hätten vorstellen können und von dem wir niemals gedacht hätten, dass wir ihn einmal gehen müssen.“ 
Mit diesen emotionalen Worten gaben Bürgermeister Claus Jacobi, der erste Vorsitzende des Gevelsberger Kirmesvereins, Markus Loetz, und Andreas Alexius, Vorsitzender des örtlichen Schaustellervereins, heute bekannt, dass die bundesweit und regional so herausragende Gevelsberger Kirmes nach dem gestern angekündigten bundesweiten Verbot sämtlicher Großveranstaltungen offenkundig keinen Rechtsrahmen mehr zu ihrer Umsetzung finden kann. 

Der Realität ins Auge sehen 
Eine ganze Stadt steht Kopf, wenn alljährlich am letzten Juniwochenende die große familienfreundliche Traditionskirmes, die von den Gevelsbergern liebevoll auch Schiebekirmes genannt wird, stattfindet.
Jeden Tag genie-ßen dabei mehr als 30.000 Besu-cherinnen und Be-sucher
aus nah und fern den „schrägen“ Aus-nahmezustand. Und damit dieser auch stets gelin-gen kann, ziehen in der Stadt alle an einem Strang, unabhängig von Vereinsstrukturen, Behördenbeteiligungen oder politischen Gruppierungen. Zum Kirmeszug als Höhepunkt der Traditionsveranstaltung kommen sogar bis zu 100.000 Besucherinnen und Besucher zusammen. „In realistischer Einschätzung der Rechtslage, aber auch in Verantwortung für die Gesundheit der uns anvertrauten Menschen sowie aus globaler Solidarität bleibt uns hier und heute keine andere Wahl, als die Veranstaltung abzusagen.“, begründeten Bürgermeister Claus Jacobi und Markus Loetz mit großem Bedauern die für sie tief bedrückende Entscheidung. 

Durch- und Zusammenhalten ist die Devise 
Eine große Bürde bedeutet die seit dem Zweiten Weltkrieg erstmalig vorzunehmende Absage von Kirmes und Kirmeszug vor allem für die ungezählten Aktiven in den zwölf Gevelsberger Kirmesgruppen, die sich nach der Jahreshauptversammlung gedanklich bereits mit viel Herzblut auf das bunte Treiben eingestellt hatten. Sie sind es, die den Kirmeszug jedes Jahr mit ihren Wagendarstellungen, spokenden Fußgruppen und Einzelgängern gestalten. Nach wie vor entfalten sie dabei großen Einfallsreichtum und verbreiten mit ihrem Spok jenen urwüchsigen und geistvollen Humor, mit dem schon die Väter des Kirmeszuges bei der Gründung im Jahr 1934 Zeichen setzten. Darum appellierte Markus Loetz und sein Vorstandsteam auch an alle Kirmesaktiven, in dieser Zeit menschlich und solidarisch eng beieinanderzubleiben und gemeinsam das durchzustehen, was jeden echten Gevelsberger schmerzt.
Was die 12 Kirmesgruppen im letzten Jahr beim Kirmeszug alles auf die Beine gestellt hatten, davor konnte man als Zuschauer nur den Hut ziehen. 

Nicht minder groß ist der Schmerz bei den Schaustel-lern, die durch die Pandemie nun auch wirtschaftlich am Rande ihrer Existenz stehen. Schaustellervertreter Andreas Alexius sagte: „Auf den Kirmesverein, die Stadt Gevelsberg und ihre Bürgerschaft war immer Verlass, es ist so bitter, all dies jetzt mitzuerleben, aber es wird auch ein Wiederaufblühen unserer großen gemeinsamen Sache nach der Krise geben!“ 

Kirmesvirus stärker als Pandemie 
Gemeinsam riefen Markus Loetz, Claus Jacobi und Andreas Alexius alle Kirmesfreundinnen und Kirmesfreunde, jede Einzelne und jeden Einzelnen auf, die real ausfallende Kirmes 2020 im Herzen lebendiger denn je zu halten und sie versprachen: „Wir werden dafür sorgen, dass es trotz allem Aktionen, Formate und Events in diesem Sommer geben wird, die beweisen, dass Gevelsberg Kirmes lebt und Gevelsberg Kirmes ist! Besonders am Kirmeswochenende wird jeder in Gevelsberg öffentlich hören, spüren und erleben, dass trotzdem Kirmes ist und wir werden sie zusammen zu Hause feiern, eine ganze Stadt im Herzen vereint.“ Somit erhält letztendlich dann auch das diesjährige Motto „Kiärmisklima – Dat es prima“ noch eine zusätzliche Bedeutung.

Bei der Jahreshauptversammlung im Januar diesen Jahres waren die Gevelsberger Kirmesfreunde noch guter Hoffnung, was die Kirmes und den Kirmeszug betrifft. 

Und noch ein Versprechen gaben die drei verantwortlichen Kirmesfreunde gemeinsam ab: Die erste Kirmes, die nach der Krise wieder stattfindet, wird die großartigste werden, die Gevelsberg je erlebt hat! Denn: „Unser sprichwörtliches Gevelsberger Kirmesvirus ist stärker als jede Pandemie!“ André Sicks