Der
Gevelsberger Kirmesverein hat die Uhr angehalten, der Countdown wurde
bei 71 Tagen, 3 Stunden und 21 Minuten gestoppt.
Damit ist es
offiziell: Die einzigartige Kirmes und ihr wunderbarer Kirmeszug
müssen in diesem Jahr abgesagt werden. Beides ist dem Corona-Virus
zum Opfer gefallen. „Es ist ein tiefer Stich in das Gevelsberger
Herz und eine schmerzvolle Entscheidung. Ein Schritt, den wir uns nie
zuvor hätten vorstellen können und von dem wir niemals gedacht
hätten, dass wir ihn einmal gehen müssen.“
Mit
diesen emotionalen Worten gaben Bürgermeister Claus Jacobi, der
erste Vorsitzende des Gevelsberger Kirmesvereins, Markus Loetz, und
Andreas Alexius, Vorsitzender des örtlichen Schaustellervereins,
heute bekannt, dass die bundesweit und regional so herausragende
Gevelsberger Kirmes nach dem gestern angekündigten bundesweiten
Verbot sämtlicher Großveranstaltungen offenkundig keinen
Rechtsrahmen mehr zu ihrer Umsetzung finden kann.
Der Realität ins Auge sehen
Eine
ganze Stadt steht Kopf, wenn alljährlich am letzten Juniwochenende
die große familienfreundliche Traditionskirmes, die von den
Gevelsbergern liebevoll auch Schiebekirmes genannt wird, stattfindet.
Jeden Tag genie-ßen dabei mehr als 30.000 Besu-cherinnen und Be-sucher
aus
nah und fern den „schrägen“ Aus-nahmezustand. Und damit dieser
auch stets gelin-gen kann, ziehen in der Stadt alle an einem Strang,
unabhängig von Vereinsstrukturen, Behördenbeteiligungen oder
politischen Gruppierungen. Zum
Kirmeszug als Höhepunkt der Traditionsveranstaltung kommen sogar bis
zu 100.000 Besucherinnen und Besucher zusammen. „In realistischer
Einschätzung der Rechtslage, aber auch in Verantwortung für die
Gesundheit der uns anvertrauten Menschen sowie aus globaler
Solidarität bleibt uns hier und heute keine andere Wahl, als die
Veranstaltung abzusagen.“, begründeten Bürgermeister Claus Jacobi
und Markus Loetz mit großem Bedauern die für sie tief bedrückende
Entscheidung.
Durch- und Zusammenhalten ist die Devise
Eine
große Bürde bedeutet die seit dem Zweiten Weltkrieg erstmalig
vorzunehmende Absage von Kirmes und Kirmeszug vor allem für die
ungezählten Aktiven in den zwölf Gevelsberger Kirmesgruppen, die
sich nach der Jahreshauptversammlung gedanklich bereits mit viel
Herzblut auf das bunte Treiben eingestellt hatten. Sie sind es, die
den Kirmeszug
jedes Jahr mit ihren Wagendarstellungen, spokenden Fußgruppen und
Einzelgängern gestalten. Nach wie vor entfalten sie dabei großen
Einfallsreichtum und verbreiten mit ihrem Spok jenen urwüchsigen und
geistvollen Humor, mit dem schon die Väter des Kirmeszuges bei der
Gründung im Jahr 1934 Zeichen setzten. Darum
appellierte Markus Loetz und sein Vorstandsteam auch an alle
Kirmesaktiven, in dieser Zeit menschlich und solidarisch eng
beieinanderzubleiben und gemeinsam das durchzustehen, was jeden
echten Gevelsberger schmerzt.
Nicht
minder groß ist der Schmerz bei den Schaustel-lern, die durch die
Pandemie nun auch wirtschaftlich am Rande ihrer Existenz stehen.
Schaustellervertreter Andreas Alexius sagte: „Auf den Kirmesverein,
die Stadt Gevelsberg und ihre Bürgerschaft war immer Verlass, es ist
so bitter, all dies jetzt mitzuerleben, aber es wird auch ein
Wiederaufblühen unserer großen gemeinsamen Sache nach der Krise
geben!“
Was die 12 Kirmesgruppen im letzten Jahr beim Kirmeszug alles auf die Beine gestellt hatten, davor konnte man als Zuschauer nur den Hut ziehen.
Kirmesvirus stärker als Pandemie
Gemeinsam
riefen Markus Loetz, Claus Jacobi und Andreas Alexius alle
Kirmesfreundinnen und Kirmesfreunde, jede Einzelne und jeden
Einzelnen auf, die real ausfallende Kirmes 2020 im Herzen lebendiger
denn je zu halten und sie versprachen: „Wir werden dafür sorgen,
dass es trotz allem Aktionen, Formate und Events in diesem Sommer
geben wird, die beweisen, dass Gevelsberg Kirmes lebt und Gevelsberg
Kirmes ist! Besonders am Kirmeswochenende wird jeder in Gevelsberg
öffentlich hören, spüren und erleben, dass trotzdem Kirmes ist und
wir werden sie zusammen zu Hause feiern, eine ganze Stadt im Herzen
vereint.“ Somit erhält letztendlich dann auch das diesjährige
Motto „Kiärmisklima – Dat es prima“ noch eine zusätzliche
Bedeutung.
Bei der Jahreshauptversammlung im Januar diesen Jahres waren die Gevelsberger Kirmesfreunde noch guter Hoffnung, was die Kirmes und den Kirmeszug betrifft.
Und
noch ein Versprechen gaben die drei verantwortlichen Kirmesfreunde
gemeinsam ab: Die erste Kirmes, die nach der Krise wieder
stattfindet, wird die großartigste werden, die Gevelsberg je erlebt
hat! Denn: „Unser sprichwörtliches Gevelsberger Kirmesvirus ist
stärker als jede Pandemie!“ André Sicks