Montag, 27. April 2020

AWO ließ Akkordeonklänge im Kampf gegen Corona erklingen

Die Corona-Ausgangsbeschränkungen treffen aktuell auch die AWO-Senioreneinrichtungen und deren Bewohner besonders hart.
Angehörige dürfen ihre Eltern oder Großeltern weiterhin nicht besuchen, es finden keine Spaziergänge statt und auch der sonntägliche Kaffeetisch muss ausfallen. Ein extremer Einschnitt für alle älteren Mitbürger, aber nach wie vor gelten sie als besonders gefährdet. 
Man kann sich nur all zu gut vorstellen, dass sich die Geschäftsführung der Arbeiterwohlfahrt und die Mieter im „Helmut-vom-Schemm-Zentrum“ freuten, als der 30-jährige Peter kürzlich im Garten der AWO-Seniorenwohnanlage in der Neustraße mit seinem Akkordeon ein kleines Konzert spielte. Tango- und Walzermelodien, bekannte deutsche Volkslieder und den ein oder anderen Schlager hatte der junge Musiker im Repertoire, mit denen er seinen Zuhörern ein Lächeln ins Gesicht zauberte und deren Herzen aufblühen ließ. 

Ein echtes Ausnahmetalent 
Bereits seit seiner Kindheit spielt Peter auf dem „Schifferklavier“ und ist zudem auch im Akkordeon Orchester Sprockhövel aktiv..Das er eine geistige Behinderung hat, dass sieht man ihm nicht an und man glaubt es auch nicht, wenn man ihn spielen hört. Der junge Mann ist ein Ausnahmetalent, dem seine musikalische Gabe bereits in die Wiege gelegt wurde. 
Bedingt der Tatsache, dass der Corona-Lockdown zu allen möglichen Einschränkungen führte, wozu unter anderem auch die Schließung der Wuppertaler Werkstatt gehörte in der Peter arbeitet, keimte Schritt für Schritt Langeweile auf. Was wiederum seine Mutter auf die Idee brachte, der Junge könnte doch musikalisch all jene Menschen aufmuntern, die noch mehr Einschränkungen in Kauf nehmen müssen. Nämlich die Seniorinnen und Senioren in den Alten- und Pflege-einrichtungen. 
Mit seinem Akkordeon bereitete der junge Musiker Peter den Mietern vom „Helmut-vom-Schemm-Zentrum“ große Freude. 
Sie verfolgten sein Spiel aus den Fenstern; einzelne auch im Hofgarten unter Einhaltung des Mindestabstandes

Ein dankbares Angebot
 
Peter wird seit Jahren durch unseren Dienst „at home“ betreut“, erzählte Thomas Schwoerer-Böhning. Dabei handelt es sich um ein unterstützendes Assistenzangebot (Informationen und Beratung erhält man unter der Rufnummer: +49 (0) 23 32 / 55 88-9 44 oder 55 88-9 40) für Menschen mit Behinderung, die selbständig leben oder leben möchten. Ihre Unterstützung orientiert sich vor allem an den eigenen Bedürfnissen und individuellen Fertigkeiten und hat zum Ziel, dass sie ihr Leben selbstbestimmt und eigenverantwortlich in der eigenen Wohnung, als Paar oder in einer Wohngemeinschaft gestalten können. 
Mit der Idee eines musikalischen Konzertes stieß der junge Mann, der unter anderem auch schon einmal im Elfriede-Hetzler-Seniorenzentrum (Gevelsberg) und im Emmy-Kruppke-Zentrum (Hattingen-Welper) spielte, direkt beim Einrichtungs-leiter der Ambulanten Wohnangebote auf offene Ohren. Und so griff man die Anfrage dankbar auf und setzte sie spontan um. Dieser musikalische Auftritt im Garten der AWO-Seniorenwohnanlage war zweifelsohne ein Beispiel von gelebter Inklusion, besonders in einer Krisenzeit wie man sie derzeit erlebt. „Jeder teilt das was er kann, um damit Anderen in diesen schweren Zeiten auch Abwechslung und Zerstreuung zu geben“, brachte es Thomas Schwoerer-Böhning abschließend auf den Punkt, während Peter seinem Akkordeon die Melodie „Wenn der Frühling kommt, dann schick ich dir Tulpen aus Amsterdam“ entlockte. André Sicks