Wann
immer im filmriss Kino ein Figurentheater auf dem Programm steht, am
Ende gibt es stets riesigen Applaus und jede Menge strahlender
Kinderaugen.
Kein Wunder, da die dargebotenen Stücke die Kinder
nicht nur berühren, sie machen ihnen auch Mut, stärken sie und
bieten ihnen die Möglichkeit neue ästhetische Erfahrungen zu
sammeln. „Als Pupenspieler möchte man mit einem Stück die Sinne
der kleinen Zuschauer schärfen sowie deren Vorstellungskraft und
Fantasie aktivieren“ erklärte Rudi Strauch vom „Puppentheater
Drehwurm“. Gemeinsam
mit dem kleinen Raben Socke und dessen Freunden war der aus Hürth
kommende Theaterwissenschaftler und Puppenspieler im Dezember zu Gast
in Gevelsberg, um den Zuschauern eine funkelschöne Geschichte rund
um Weihnachten
zu erzählen. In
dem Stück „Der kleine Rabe
Socke
– Alles
gebacken“, nach
dem beliebten Kinderbuch von
Nele Moost und Annet Rudolph, ging es um den frechen Vogel mit der
Ringelsocke, der einen Tag vor Heiligabend immer noch keinen
Wunschzettel an den Weihnachts-mann geschrieben hatte. Dabei wünschte
sich das schwarze Federvieh doch ganz viele Sachen. Nur irgendwie
hatte Socke so viel zu tun, dass er vergaß, seinen Brief überhaupt
abzuschicken. Egal was er stattdessen auch anstellte, am Ende stellte
der Rabe fest, Helfen macht doch viel mehr Spaß und Geschenke sind
im Grunde nebensächlich. Der kleine Rabe; er hatte also sein Herz
auf dem rechten Fleck sitzen.
Mit
dieser Vorstellung erweckte Rudi Strauch, mittels seinem
Humor,
seiner Spontanität
und seiner persönlichen Liebe für das Puppenspiel, ein vorletztes
Mal die lustigen Figuren zum Leben. Nach 20 Jahren sollte das
„Puppentheater Drehwurm“ nun nämlich seinen Spielbetrieb
einstellen. „Morgen öffnet sich noch einmal in Köln der Vorhang,
dann fällt er für immer“, sagte der 67-jährige und ließ seinen
Blick dabei in Richtung Bühne schweifen, wo Socke, Eddy-Bär, Frau
Dachs und die beiden Eichhörmchen stillschweigend unterm
Weihnachtsbaum saßen. Es wäre keine leichte Entscheidung gewesen,
diesen Schritt zu gehen, doch die letzten beiden Jahren „sind auch
an mir nicht spurlos vorbei gegangen“, sagte er. Die Pandemie hätte
die freischaffenden Theaterleute wie ein Blitz getroffen und
„legte von heute auf morgen unseren gesamten Berufszweig lahm“.
Die Hoffnung, dass nach ein paar Monaten innehalten, alles wieder
normal würde, wurde bekanntermaßen jedoch enttäuscht. Und solch
eine Lähmung des kulturellen Lebens war für Strauch ein
unerträglicher Zustand, da die eigentliche Arbeit nicht
stattfinden konnte, man nicht auf die Bühne durfte und es überhaupt
keinen Platz für Kreativität, Phantasie und den Zauber des Theaters
gab. Dabei liebte er es, seine
Zuschauer immer wieder aufs Neue in eine Welt zu entführen, bei der
man rasch nur noch die Handlung und ihre Figuren wahrnahm und nicht
„die Person die im Hintergrund als Erzähler oder Moderator
fungierte“.
Als freischaffender Künstler tourte Rudi Strauch erfolgreich mit seinem mobilen Figurentheater „Puppentheater Drehwurm" durchs Land und ließ dabei unter anderem mit dem kleinen Raben Socke und dessen Freunde so manches Kinderherz höher schlagen.
Wenn
er sich an seine Anfänge zurück erinnere, dann denke er glücklich an
den Augenblick zurück. als er das
Puppentheater für sich entdeckte. Es sei „jener Moment“ gewesen,
als er sich mit seinen Kindern „in unserem Kulturzentrum eine gute
Puppenspiel-Produktion“ angesehen habe und im nahen Einkaufszentrum
auch noch anspruchsvolle Puppenspielwochen angeboten wurden. „Für
mich tat sich dadurch eine faszinierende Welt auf, in der ich bis
heute an jedem Tag etwas Neues entdeckte.“ In seinem Studium der
Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft sei Puppentheater damals
nicht vorgekommen und auch in dicken Theatergeschichtsbüchern suchte
man vergeblich. Da ihn diese Kunst aber nicht mehr los ließ, „habe
ich mich entschlossen, selbst Puppenspieler zu werden und meine
Begeisterung als Hochschullehrer und Kursleiter zu teilen“.
Mittlerweile bestünde jedoch die Möglichkeit, diese einzigartige
Kunst in Berlin und Stuttgart zu studieren oder an spezialisierten
Bildungsstätten wie in Bochum und Warmsen zu erlernen.
Was
nach wie vor besonders sei, so erklärte Strauch, dass sei die
unerschöpfliche Vielfalt an Produktionen. Auch wenn er selbst nun in
den Ruhestand ginge, was bleibt dass wären seine Figuren und Stücke,
die an anderer Stelle mit Sicherheit wieder auftauchen. „Sie werden
nicht eingemottet, sie kommen in gute Hände“, sagte er und dankte
dem gesamten filmriss-Team für eine gute Zusammenarbeit. „Was hier
für Kinder an Figurentheater geboten wird, das sucht vielerorts
seines Gleichen“, so Strauch
abschließend.
Ein letzter Blick vom Raben Socke ins Publikum und dann schloss sich nach zwei Jahrzehnten endgültig der Vorhang vom „Puppentheater Drehwurm“.
Ein
Satz, der Klaus Fiukowski erfreute, da auch in diesem Jahr wieder
viele schöne Stücke für seine kleinen Besucher auf dem Programm
stehen. Und den Anfang macht am 30. Januar um 11:00 Uhr das
Figurentheater „Papperlapupp“ mit Hans Christian Andersens „Die
Schneekönigin“. Ein märchenhafter Kosmos um die erlösende Kraft
von Liebe und Freundschaft. Die vom Kölner Kindertheaterkomponist
und -autor Martin Heim liebevoll in Szene gesetzte Inszenierung,
besticht vor allem mit einem großartigen Bühnenbild und mit ihren,
aus der Werkstatt der Badener Puppenbauerin Vera Kniss, kunstfertig
lebendigen Figuren. „Wir freuen uns, dass wir wieder ein
abwechslungsreichen Programm auf die Beine stellen konnten, bei dem
mit Sicherheit keinerlei Wünsche offen bleiben“, sagte der
Betreiber der Gevelsberger Kulturstätte und verriet, dass sich die
kleinen Zuschauer auf „Ben und der kleinste Drache der Welt“,
„Briefe von Felix“, „Die zweite Prinzessin“, „Eine Zwiebel
für Pippo“, „Swimmy“, „Conni kommt“, „Ludwig und sein
Ta-da-da-daaah!“ sowie auf „Der kleinste Engel und sein größter
Wunsch“ und zur Weihnachtszeit dann noch auf „Pettersson und
Findus - Armer Pettersson“ freuen dürfen. André Sicks