Eine bundesweite Aktion, bei der
Naturfreunde eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im
Garten, auf dem Balkon oder im Park zählen und melden sollten. Im
Mittelpunkt standen dabei vertraute
und oft weit verbreitete Vogelarten wie Meisen, Finken, Rotkehlchen
und Spatzen. Es
sei
die größte wissenschaftliche Mit-machaktion Deutsch-lands, bei der
mög-lichst viele Menschen gemeinsam große Datenmengen sam-meln und so
wichtige Hinweise zur Entwick-lung der heimischen Vogelbestände
geben, erklärten der erste Vorsitzende des NABU EN, Pit Städtler,
und der Projektkoordinator Ralf Steiner. Allein im vergangenen Jahr
zählten 1.126 Vogelfreundinnen und Vogelfreunde in 775 Gärten
24.721 Vögel. Damit hatte sich die Anzahl der Zählenden, der
gezählten Vögel und der Gärten, in denen gezählt wurde, gegenüber
dem Vorjahr mehr als verdoppelt! Und den ersten Platz im Kreis
belegte die Kohlmeise; die Ränge zwei bis fünf besetzten Blaumeise,
Haussperling, Amsel und Ringeltaube. In
diesem Jahr war die Beteiligung zwar ein wenig geringer, aber nicht
minder aufschlussreich. Ausgestattet mit einer
Zählhilfe, Porträts der häufigsten Vogelarten sowie Tipps zur
Winterfütterung meldeten 630
Vogelfreunde am Ende 14.121 Vögel (davon entfielen 88,24% auf die
Kohlmeise) aus 459 Gärten und nahmen die Aktion gleichzeitig zum
Anlass, die Natur vor der eigenen Haustür auch einfach mal ein wenig
bewusster zu erleben. Dabei
stellte sich heraus, dass sich die Meisenbestände erholt haben.
Befürchtungen des NABU, die Meisenkrankheit der vergangenen zwei
Jahre, die vor allem Blaumeisen sehr zusetzte, hätte den Bestand
nachhaltig geschwächt, konnten somit nicht bestätigt werden.
Im Ennepe-Ruhr-Kreis zählte man bei der „Stunde der Wintervögel“ 1.953 Kohlmeisen, das entspricht 4,25 Vögel pro Garten.
Bundesweit
wurden bei der diesjährigen „Stunde der Wintervögel“ 4.249.409
Vögel von 174.409
Vogelfreunden in 118.647 Gärten gezählt. Und das Ergebnis
lässt erkennen, dass wie bereits schon in den Jahren zuvor, auch
diesmal wieder der Haussperling die gefiederte Rangliste anführt.
Als zweithäufigstes wurden die Kohlmeise gesichtet; es folgen
Blaumeise, Amsel und Feldsperling.
Als
typischer Kulturfolger lebt der Haussperling, im Volksmund auch Spatz
genannt, schon lange in direkter Nachbarschaft mit den Menschen.
Allerdings,
so heißt es von Seiten des NABU, sei bei der diesjährigen
Zähl-aktion auffällig gewesen, dass vor allem typische Waldarten wie
Eichelhäher, Buntspecht und Kernbeißer häufiger beobachtet wurden.
Vermutlich seien sie wegen des Wetterumschwungs und vielleicht auch
aufgrund einer geringeren Menge an Baumsamen besonders häufig in die
Gärten und an die Futterstellen gekommen. Andere Arten, wie
Wacholderdrossel, Erlenzeisig oder Schwanzmeise, die ebenfalls als
Wintergäste nach Deutschland kommen und häufig in größeren Trupps
unterwegs sind, wurden im Vergleich zum Vorjahr indes weniger
beobachtet. Was an den Folgen der milderen Winter in den
Brutgebieten dieser Vögel in Nord- und Osteuropa liegen
könnte.
„Aber
die ermittelten Zahlen täuschen eine gute Lage der Gartenvögel aus.
Sieht man sich nämlich den langjährigen Trend an, so ist eine
beunruhigende Tendenz zu erkennen“, berichtet Vogelkundler Thomas
Griesohn-Pflieger von der AG Ökozelle in Hattingen. Bei sehr vielen
Arten zeigt die Bestandskurve auch in den Gärten kontinuierlich nach
unten. Was daran liege, dass betonierte und geschotterte Gärten, die
zu Grillplätzen verkommen, weder für Menschen noch für Vögel
einen guten Lebensraum bieten, sagt er mit Besorgnis. Und
diese Entwicklungen müsse man weiterhin im Auge behalten. Es gibt
also auch weiterhin noch sehr viel zu tun im Arten- und Naturschutz. André Sicks