Freitag, 28. Januar 2022

Christina de Finis ist die neue Behindertenbeauftragte der Stadt Gevelsberg

Seit August letzten Jahres ist Christina de Finis als neue Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung und als Leiterin der Abteilung Soziale Leistungen im Dienste der Stadt Gevelsberg.
Laut eigener Aussage war es für die Diplom-Verwaltungswirtin ein Sprung ins kalte Wasser, da ihre Vorgängerin Gabriele Schumacher bereits seit längerer Zeit schon aus dem Amt ausgeschieden war. Was ihr selbst jedoch die Chance ermöglicht, unvoreingenommen an die neue Aufgabe heranzugehen. 

Für mich als Mensch ohne Behinderung in der Funktion der Behindertenbeauftragten ist es daher besonders wichtig, im Miteinander von Menschen mit Behinderung zu lernen.“ Und im Gegensatz zu den gesetzlich bis ins Detail geregelten Vorschriften für soziale Leistungen, wie z.B. der Grundsicherung, dem Asyl-bewerberleistungsgesetz oder dem Wohngeld, bietet das Aufgabengebiet der Behinderten-beauftragten Gestaltungsmöglichkeiten. Es sei, so sagt sie, ein weit gefasstes Tätigkeitsfeld, das in alle Lebensbereiche hineinreiche und viel Raum biete, um Akzente zu setzen. 
Denn sämtliche Dienstleistungen und Angebote der Verwaltung werden natürlich auch von Menschen mit Behinderung in Anspruch genommen. Daher könne man diese berufliche Aufgabe auch als Querschnittsaufgabe sehen, erzählt de Finis und erklärt es am Beispiel von baulichen Angelegenheiten, bei denen die Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Stadtentwicklung und Umwelt und den Technischen Betrieben besonders wichtig sei. „Auch zusammen mit der EDV-Abteilung können viele Dinge umgesetzt werden, die Verwaltungsprozesse für Menschen mit Lernschwierigkeiten, natürlich auch allen anderen, einfacher machen.“ Eine zunehmende Digitalisierung biete zweifelsohne die Chance, Selbst-ständigkeit und Teilhabe zu verbessern. Allein nur schon die Möglichkeit, Anträge digital zu stellen oder an Kursen und Seminaren per Video teilnehmen zu können, ersparen einem behinderten Menschen Wege, die dieser sonst nur mit großen Mühen und Aufwand, mit der Hilfe anderer oder gar nicht bewältigen kann.
 
Einen ihrer ersten öffentlichen Auftritte hatte Christina de Finis, gemeinsam mit der Gevelsberger Seniorenbeauftragten Daniela Alze – rechts, im letzten Jahr beim Abschlussfest vom Ferienspaß im Bürgerhaus „Alte Johanneskirche“. 

Die Arbeit von Christina de Finis wird, wie bei so vielen, von der Corona-Pandemie dominiert. Und diese Situation trifft vor allem Menschen mit Behinderungen schwer. Durch die derzeitige Lage sei der Inklusionsprozess ein Stück weit gebremst worden, sagt die 51-jährige, da die geltenden Kontaktreduzierungen dazu führten, dass „Menschen mit Behinderung noch weniger sichtbar“ wären. Sie seien oftmals selbst stark gefährdet, bei einer Infektion mit SARS-Cov2 einen schweren Verlauf zu bekommen, und würden sich daher auch mehr einschränken. „Was zur Folge haben kann, dass es am Ende zu einer Abkoppelung von der Gesellschaft und einer Vereinsamung kommt“. Dabei sei es so wichtig, dass Menschen mit und ohne Behinderung im Alltag zusammentreffen. Es schärfe die Wahr-nehmung und das Bewusstsein für die Herausforderungen eines Menschen mit Behinderung, wenn man zum Beispiel „live auf der Straße“ mitbekommt, wie schwierig es sein kann, eine Straße zu überqueren. 
Deshalb möchte die neue Behindertenbeauftragte auch weiterhin die bereits bestehende Gesprächsrunde „Miteinander im Gespräch“ regelmäßig durchführen, die in den letzten zwei Jahren zu kurz kam. Andererseits möchte sie aber auch mehr Inhalte in digitaler Form anbieten; und da sei, so sagt sie erfreut, mit einem erst kürzlich veröffentlichten Newsletter bereits der Anfang gemacht. „Wünschenswert fände ich beispielsweise, auch in sprachlicher Hinsicht, mehr auf die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger einzugehen: Eine einfachere Verwaltungssprache würde allen zugute-kommen.“ Ein inklusives Umfeld, in dem Sonderstrukturen für Menschen mit Behinderung gar nicht mehr nötig ist, dies ist für die leidenschaftliche Fahrradfahrerin eine tolle Vorstellung. „Bis dahin wird es aber ein sehr langer Weg sein.“

Gemeinsam mit Bürgermeister Claus Jacobi, Daniela Alze (Seniorenbeauftragte), Quartiersmanagerin Anja Steller und Tim Leweringhaus (Vorstand vom Bauverein Gevelsberg) -vlnr- stellte Christina de Finis am 30. August 2021 die Programmpunkte für die Veranstaltung „Kultur auf Berge“ vor.  

Ein Pfad, den Gevelsberg bereits beschritten hat. Nicht nur, dass das Seniorenbüro über die Jahre hin sehr aktiv tätig ist und viele tolle Veranstaltungen und Angebote, insbesondere auch für Seniorinnen und Senioren mit Behinderungen, anbietet, nach Aussage von Christina de Finis sind es vor allem die zahlreichen „Verbesserungen im Bereich der Barrierefreiheit“, die für sich sprechen. Als Beispiel nennt sie den neuen Vendômer Platz, der zukünftig über einen komfortablen barrierefreien Zugang zum Rathaus verfügen wird, und den vom Bauverein fertig gestellten, barrierefreien Pavillon an der Berchemallee, in den der Nachbarschaftstreff Berge mit seinem Angebot im Frühjahr einziehen wird. Perspektivisch, so verrät sie, soll auch im Gemeindezentrum der ev. Kirche in Silschede ein städtisches Stadtteilangebot entstehen; bei dem Barrierefreiheit herrscht. Nicht zu vergessen das große Projekt Rupprecht-haus. „Es tut sich also einiges, um städtische Angebote für alle besser nutzbar zu machen“, sagt sie abschließend und freut sich auch daher auf die neue Herausforderung, Benachteiligungen von Menschen mit Behin-derung abzubauen oder deren Entstehen entgegenwirken.         André Sicks