Seit
August letzten Jahres ist Christina de Finis als neue Beauftragte für
die Belange von Menschen mit Behinderung und als Leiterin der
Abteilung Soziale Leistungen im Dienste der Stadt Gevelsberg.
Laut
eigener Aussage war es für die Diplom-Verwaltungswirtin ein Sprung
ins kalte Wasser, da ihre Vorgängerin Gabriele Schumacher bereits
seit längerer Zeit schon aus dem Amt ausgeschieden war. Was ihr
selbst jedoch die Chance ermöglicht, unvoreingenommen an die neue
Aufgabe heranzugehen.
„Für mich als Mensch ohne Behinderung in der Funktion der Behindertenbeauftragten ist es daher besonders wichtig, im Miteinander von Menschen mit Behinderung zu lernen.“ Und im Gegensatz zu den gesetzlich bis ins Detail geregelten Vorschriften für soziale Leistungen, wie z.B. der Grundsicherung, dem Asyl-bewerberleistungsgesetz oder dem Wohngeld, bietet das Aufgabengebiet der Behinderten-beauftragten Gestaltungsmöglichkeiten. Es sei, so sagt sie, ein weit gefasstes Tätigkeitsfeld, das in alle Lebensbereiche hineinreiche und viel Raum biete, um Akzente zu setzen.
Denn
sämtliche Dienstleistungen und Angebote der Verwaltung werden
natürlich auch von Menschen mit Behinderung in Anspruch genommen.
Daher könne man diese berufliche Aufgabe auch als
Querschnittsaufgabe sehen, erzählt de Finis und erklärt es am
Beispiel von baulichen Angelegenheiten, bei denen die Zusammenarbeit
mit dem Fachbereich Stadtentwicklung und Umwelt und den Technischen
Betrieben besonders wichtig sei. „Auch zusammen mit der
EDV-Abteilung können viele Dinge umgesetzt werden, die
Verwaltungsprozesse für Menschen mit Lernschwierigkeiten, natürlich
auch allen anderen, einfacher machen.“ Eine zunehmende
Digitalisierung biete zweifelsohne die Chance, Selbst-ständigkeit und
Teilhabe zu verbessern. Allein nur schon die Möglichkeit, Anträge
digital zu stellen oder an Kursen und Seminaren per Video teilnehmen
zu können, ersparen einem behinderten Menschen Wege, die dieser
sonst nur mit großen Mühen und Aufwand, mit der Hilfe anderer oder
gar nicht bewältigen kann.
Einen
ihrer ersten öffentlichen Auftritte hatte Christina de Finis, gemeinsam mit der Gevelsberger Seniorenbeauftragten Daniela Alze –
rechts, im letzten Jahr beim Abschlussfest vom Ferienspaß im
Bürgerhaus „Alte Johanneskirche“.
Die
Arbeit von Christina de Finis wird, wie bei so vielen, von der
Corona-Pandemie dominiert. Und diese Situation trifft vor allem
Menschen mit Behinderungen schwer. Durch
die derzeitige Lage sei der Inklusionsprozess ein Stück weit
gebremst worden, sagt die 51-jährige, da die geltenden
Kontaktreduzierungen dazu führten, dass „Menschen mit Behinderung
noch weniger sichtbar“ wären. Sie seien oftmals selbst stark
gefährdet, bei einer Infektion mit SARS-Cov2 einen schweren Verlauf
zu bekommen, und würden sich daher auch mehr einschränken. „Was
zur Folge haben kann, dass es am Ende zu einer Abkoppelung von der
Gesellschaft und einer Vereinsamung kommt“. Dabei sei es so
wichtig, dass Menschen mit und ohne Behinderung im Alltag
zusammentreffen. Es schärfe die Wahr-nehmung und das Bewusstsein für
die Herausforderungen eines Menschen mit Behinderung, wenn man zum
Beispiel „live auf der Straße“ mitbekommt, wie schwierig es sein
kann, eine Straße zu überqueren.
Deshalb
möchte die neue Behindertenbeauftragte auch weiterhin die bereits
bestehende Gesprächsrunde
„Miteinander im Gespräch“ regelmäßig durchführen, die in den
letzten zwei Jahren zu kurz kam. Andererseits
möchte sie aber auch mehr Inhalte in digitaler Form anbieten; und da
sei, so sagt sie erfreut, mit einem erst kürzlich veröffentlichten
Newsletter bereits der Anfang gemacht. „Wünschenswert fände ich
beispielsweise, auch in sprachlicher Hinsicht, mehr auf die
Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger einzugehen: Eine einfachere
Verwaltungssprache würde allen zugute-kommen.“ Ein inklusives
Umfeld, in dem Sonderstrukturen für Menschen mit Behinderung gar
nicht mehr nötig ist, dies ist für die leidenschaftliche
Fahrradfahrerin eine tolle Vorstellung. „Bis dahin wird es aber ein
sehr langer Weg sein.“
Gemeinsam mit Bürgermeister Claus Jacobi, Daniela Alze (Seniorenbeauftragte), Quartiersmanagerin Anja Steller und Tim Leweringhaus (Vorstand vom Bauverein Gevelsberg) -vlnr- stellte Christina de Finis am 30. August 2021 die Programmpunkte für die Veranstaltung „Kultur auf Berge“ vor.
Ein
Pfad, den Gevelsberg bereits beschritten hat. Nicht nur, dass das
Seniorenbüro über die Jahre hin sehr aktiv tätig ist und viele
tolle Veranstaltungen und Angebote, insbesondere auch für
Seniorinnen und Senioren mit Behinderungen, anbietet, nach Aussage
von Christina de Finis sind es vor allem die zahlreichen
„Verbesserungen im Bereich der Barrierefreiheit“, die für sich
sprechen. Als Beispiel nennt sie den neuen Vendômer Platz, der
zukünftig über einen komfortablen barrierefreien Zugang zum Rathaus
verfügen wird, und den vom Bauverein fertig gestellten,
barrierefreien Pavillon an der Berchemallee, in den der
Nachbarschaftstreff Berge mit seinem Angebot im Frühjahr einziehen
wird. Perspektivisch, so verrät sie, soll auch im Gemeindezentrum
der ev. Kirche in Silschede ein städtisches Stadtteilangebot
entstehen; bei dem Barrierefreiheit herrscht. Nicht zu vergessen das
große Projekt Rupprecht-haus. „Es tut sich also einiges, um
städtische Angebote für alle besser nutzbar zu machen“, sagt sie
abschließend und freut sich auch daher auf die neue Herausforderung,
Benachteiligungen von Menschen mit Behin-derung abzubauen oder deren
Entstehen entgegenwirken. André Sicks