Mittwoch, 2. Dezember 2020

Seit 60 Jahren schweben sie auf Wolke sieben - Annegret und Wolf Schlieper feiern heute Diamanthochzeit

Blicke sagen bekanntlich oftmals mehr als nur Worte.
So ist es auch bei Annegret und Wolf Schlieper. Schaut man den beiden Gevelsbergern in die Augen, dann sieht man darin jenes Funkeln und Blitzen, das schon zu Anfang ihrer Liebe bestand. Heute auf den Tag genau vor 60 Jahren gaben sich beide das Ja-Wort und gehen seitdem gemeinsam durch dick und dünn – durch gute wie auch durch schlechte Zeiten. 
Gefunkt hat es zwischen dem Malermeister und der gelernten Industriekauffrau in der Silvesternacht 1958. Beide feierten sie damals mit einer Jugendgruppe im Keller den Jahreswechsel und wie es der Zufall so wollte, traf Amors Pfeil um Mitternacht ihre Herzen. 

Ein Name verbunden mit der Kirmes 
Fällt in Gevelsberg der Name Schlieper, dann bringt man diesen sofort mit der Kirmes in Verbindung. Kein Wunder, denn Wolf Schlieper ist der Sohn der Kirmeslegende Adolf Schlieper.
Dieser gehörte dem früheren Kirmesausschuß an, war 1950 Initiator zur Gründung der Gruppe Ächter de Biecke, deren Vorsitzender er dann auch war, rief 1954 den Fanfarenzug Ächterbiecksche Landsknechte ins Leben, hatte 1957 die Idee zur musikalischen Morgenveranstal-tung am Kirmessonntag und war von 1960 bis 1970 1.Vorsitzender des Gevelsberger Kirmesvereins. Ein Mann, der mit seiner Begeisterung andere mitzureißen wusste. 
Kein Wunder also, dass dem Sohnemann das Kirmesfieber somit in die Wiege gelegt wurde. Von Kindesbeinen an ist Wolf Schlieper aktiv dabei. Er baute fleißig an den Kirmeswagen mit und verwendete viele freie Stunden damit, die Kirmeszüge mit auf die Beine zu stellen. Seit 1997 gehört er dem Bewertungsausschuss an und urteilt darüber, was die Gruppen Jahr für Jahr für die Zuschauer entlang der Zugstrecke auf die Beine stellen. Für seine Frau ist die Kirmeszeit, wie sie selbst ein wenig schmunzelnd sagt, ein Zeitraum in dem „ich oft auf meinen Mann verzichten muss.“ Auch wenn sich bei ihr im Laufe der Jahre das Fieber für das Gevelsberger Volksfest ein wenig gelegt hat, zu sehen was die Aktiven alljährlich auf die Beine stellen sei immer wieder aufs Neue bemerkenswert. 

In 60 Jahren einiges erlebt 
Gemeinsam haben Annegret und Wolf Schlieper zwei Kinder, fünf Enkel und vier Urenkel. „Das fünfte Urenkel ist gerade unterwegs“, erzählt das Jubelpaar sichtlich stolz. Und dabei spürt man, wie wichtig ihnen die Familie ist. Bestes Beispiel, dass wenn die Enkel zu Besuch kommen, dann serviert ihnen Oma Anne die „leckerste Spaghetti Bolognese“. Oder aber jener Moment, als man sich wohnlich verkleinerte und die Kinder den Umzug erledigten. „Wir zogen von unserem Haus in der Milsper Straße direkt in die fertig eingerichtete Wohnung in der Mylinghauser Straße.“ Mitunter war dies für sie kein leichter Schritt, aber es war ein Schritt den Schliepers mit Blick aufs Älterwerden unternahmen.
 
Heute auf den Tag genau vor 60 Jahren, 
gaben sich Annegret und Wolf Schlieper das Ja-Wort. 
Und auch heute am Tage ihrer Diamanthochzeit sind sie noch immer genauso glücklich und verliebt wie damals. 

In sechs Jahrzehnten haben die beiden so einiges erlebt. Man reiste viel, erlebte das Gefühl einer Kreuzfahrt auf der Rhône und verbrachte sogar ein dreiviertel Jahr am Vierwaldstättersee in der Schweiz. Eine schöne Zeit, die sich 40 Jahre später – als man noch einmal in die Schweiz reiste – vom Gefühl her nicht wiederholen ließ. „Man kann einfach nicht zweimal etwas erleben“, beschreibt Annegret Schlieper ihre damaliges Empfinden und erhält ein Kopfnicken ihres Mannes. Sie erinnert sich aber auch an jenen bewegenden und unvergesslichen Moment, als sie gemeinsam mit ihrer Tochter erstmals das Grab ihres im Krieg gefallenen Vaters in Lübeck besuchte. Oder als Mutter und Tochter in Wien ein Museum besuchten, bei dem man ein Werk bewunderte, welches einzig und allein aus einer schwarzen Fläche bestand. „So etwas nennt sich heutzutage dann moderne Kunst.“ 
Da blickt sie dann doch lieber auf die Kunstwerke ihres Mannes. Der Malermeister fand im Malen von Acryl-Bildern ein Hobby, was ihm große Freude bereitet. Seine Bilder wurden zum Beispiel im Restaurant Saloniki ausgestellt und auch im Treppenhaus ihrer Wohnung kann man seine Werke bestaunen. Eine weitere Leidenschaft die Wolf Schlieper pflegt sind die die regelmäßigen Treffen mit seinen Radfreunden, die in der Vergangenheit viele Touren unternommen hatten, und er tut alles dafür, um an den Monatstreffen des Bewertungsaus-schusses teilzunehmen. 

Auf eine große Feier wird verzichtet 
Ihren heutigen Ehrentag hätten beide nur all zu gerne im Kreise von Familie, Freunde und Bekannte gefeiert. Doch die Corona-Pandemie lässt dies leider nicht zu. „Dass das Jahr 2020 solch einen Verlauf nehmen würde, damit hätten wir bei unseren Vorbereitungen niemals gerechnet.“
Besonders traurig ist man natürlich darüber, dass ihre in Wien lebende Tochter mit ihrer Familie nicht an-reisen darf. „So schade es auch ist, dass Wichtig-ste in der momen-tanen Situation ist und bleibt für alle erst die Gesundheit“, erzählt das Diamantpaar. Beide gehören sie mit ihren 80 und 79 Jahren nämlich zur Risikogruppe. Auch wenn es ohne Geselligkeit bei ihnen kaum geht, „irgendwann kommen auch wieder die alten Zeiten zurück und bis dahin sollten wir alle auf uns und unsere Mitmenschen achtgeben.“ 60 Jahre verheiratet zu sein, dass schaffen in der heutigen Zeit wahrlich nur noch die Wenigsten – und dazu kann man Schliepers nur gratulieren. André Sicks