So ist es auch bei
Annegret und Wolf Schlieper. Schaut man den beiden Gevelsbergern in
die Augen, dann sieht man darin jenes Funkeln und Blitzen, das schon
zu Anfang ihrer Liebe bestand. Heute auf den Tag genau vor 60 Jahren
gaben sich beide das Ja-Wort und gehen seitdem gemeinsam durch dick
und dünn – durch gute wie auch durch schlechte Zeiten.
Gefunkt
hat es zwischen dem Malermeister und der gelernten Industriekauffrau
in der Silvesternacht 1958. Beide feierten sie damals mit einer
Jugendgruppe im Keller den Jahreswechsel und wie es der Zufall so
wollte, traf Amors Pfeil um Mitternacht ihre Herzen.
Ein Name verbunden mit der Kirmes
Fällt
in Gevelsberg der Name Schlieper, dann bringt man diesen sofort mit
der Kirmes in Verbindung. Kein Wunder, denn Wolf Schlieper ist der
Sohn der Kirmeslegende Adolf Schlieper. Dieser gehörte dem früheren
Kirmesausschuß an, war 1950 Initiator zur Gründung der Gruppe
Ächter de Biecke, deren Vorsitzender er dann auch war, rief 1954 den
Fanfarenzug Ächterbiecksche Landsknechte ins Leben, hatte 1957 die
Idee zur musikalischen Morgenveranstal-tung am Kirmessonntag und war
von 1960 bis 1970 1.Vorsitzender des Gevelsberger Kirmesvereins. Ein
Mann, der mit seiner Begeisterung andere mitzureißen wusste.
Kein
Wunder also, dass dem Sohnemann das Kirmesfieber somit in die Wiege
gelegt wurde. Von Kindesbeinen an ist Wolf Schlieper aktiv dabei. Er
baute fleißig an den Kirmeswagen mit und verwendete viele freie
Stunden damit, die Kirmeszüge mit auf die Beine zu stellen. Seit
1997 gehört er dem Bewertungsausschuss an und urteilt darüber, was
die Gruppen Jahr für Jahr für die Zuschauer entlang der Zugstrecke
auf die Beine stellen. Für seine Frau ist die Kirmeszeit, wie sie
selbst ein wenig schmunzelnd sagt, ein Zeitraum in dem „ich oft auf
meinen Mann verzichten muss.“ Auch wenn sich bei ihr im Laufe der
Jahre das Fieber für das Gevelsberger Volksfest ein wenig gelegt
hat, zu sehen was die Aktiven alljährlich auf die Beine stellen sei
immer wieder aufs Neue bemerkenswert.
In 60 Jahren einiges erlebt
Gemeinsam
haben Annegret und Wolf Schlieper zwei Kinder, fünf Enkel und vier
Urenkel. „Das fünfte Urenkel ist gerade unterwegs“, erzählt das
Jubelpaar sichtlich stolz. Und dabei spürt man, wie wichtig ihnen
die Familie ist. Bestes Beispiel, dass wenn die Enkel zu Besuch
kommen, dann serviert ihnen Oma Anne die „leckerste Spaghetti
Bolognese“. Oder aber jener Moment, als man sich wohnlich
verkleinerte und die Kinder den Umzug erledigten. „Wir zogen von
unserem Haus in der Milsper Straße direkt in die fertig
eingerichtete Wohnung in der Mylinghauser Straße.“ Mitunter war
dies für sie kein leichter Schritt, aber es war ein Schritt den
Schliepers mit Blick aufs Älterwerden unternahmen.
Heute
auf den Tag genau vor 60 Jahren,
gaben sich Annegret und Wolf
Schlieper das Ja-Wort.
Und auch heute am Tage ihrer Diamanthochzeit
sind sie noch immer genauso glücklich und verliebt wie damals.
In
sechs Jahrzehnten haben die beiden so einiges erlebt. Man reiste
viel, erlebte das Gefühl einer Kreuzfahrt auf der Rhône
und verbrachte sogar ein dreiviertel Jahr am Vierwaldstättersee in
der Schweiz. Eine schöne Zeit, die sich 40 Jahre später – als man
noch einmal in die Schweiz reiste – vom Gefühl her nicht
wiederholen ließ. „Man kann einfach nicht zweimal etwas erleben“,
beschreibt Annegret Schlieper ihre damaliges Empfinden und erhält
ein Kopfnicken ihres Mannes. Sie erinnert sich aber auch an jenen
bewegenden und unvergesslichen Moment, als sie gemeinsam mit ihrer
Tochter erstmals das Grab ihres im Krieg gefallenen Vaters in Lübeck
besuchte. Oder als Mutter und Tochter in Wien ein Museum besuchten,
bei dem man ein Werk bewunderte, welches einzig und allein aus einer
schwarzen Fläche bestand. „So etwas nennt sich heutzutage dann
moderne Kunst.“
Da
blickt sie dann doch lieber auf die Kunstwerke ihres Mannes. Der
Malermeister fand im Malen von Acryl-Bildern ein Hobby, was ihm große
Freude bereitet. Seine Bilder wurden zum Beispiel im Restaurant
Saloniki ausgestellt und auch im Treppenhaus ihrer Wohnung kann man
seine Werke bestaunen. Eine weitere Leidenschaft die Wolf Schlieper
pflegt sind die die regelmäßigen Treffen mit seinen Radfreunden,
die in der Vergangenheit viele Touren unternommen hatten, und er tut
alles dafür, um an den Monatstreffen des Bewertungsaus-schusses
teilzunehmen.
Auf eine große Feier wird verzichtet
Ihren
heutigen Ehrentag hätten beide nur all zu gerne im Kreise von
Familie, Freunde und Bekannte gefeiert. Doch die Corona-Pandemie
lässt dies leider nicht zu. „Dass das Jahr 2020 solch einen
Verlauf nehmen würde, damit hätten wir bei unseren Vorbereitungen
niemals gerechnet.“ Besonders traurig ist man natürlich darüber,
dass ihre in Wien lebende Tochter mit ihrer Familie nicht an-reisen
darf. „So schade es auch ist, dass Wichtig-ste in der momen-tanen
Situation ist und bleibt für alle erst die Gesundheit“, erzählt
das Diamantpaar. Beide gehören sie mit ihren 80 und 79 Jahren
nämlich zur Risikogruppe. Auch wenn es ohne Geselligkeit bei ihnen
kaum geht, „irgendwann kommen auch wieder die alten Zeiten zurück
und bis dahin sollten wir alle auf uns und unsere Mitmenschen
achtgeben.“ 60 Jahre verheiratet zu sein, dass schaffen in der
heutigen Zeit wahrlich nur noch die Wenigsten – und dazu kann man
Schliepers nur gratulieren. André Sicks