1996
erklärte der damalige Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar
zum nationalen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus.
Damit
sollte fortan an den millionenfachen Mord, an Entrechtung, Verfolgung
und Demütigung unter national-sozialistischer Herrschaft erinnert
werden. Das Datum bezieht sich auf die Befreiung der Überlebenden
des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die
Soldaten der Roten Armee.
Aus
diesem Anlass wird der
vielfach ausgezeichnete Fernsehjournalist Jörg Armbruster am
morgigen Freitag (26. Januar 2018) um 19:00 Uhr im Café DIAlog der
VHS aus seinem aktuellen Buch „Willkommen im gelobten Land?
Deutschstämmige Juden in Israel“ lesen und im Anschluss daran mit
den Zuhörern in Diskussion treten. Eine kostenlose Veranstaltung,
die gefördert wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie
leben!".
Ein Stück Zeitgeschichte
Zehntausende
jüdische Deutsche emigrierten nach Palästina – vor, besonders
aber während der NS-Zeit und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg.
Doch die große Hoffnung, hier einen sicheren Zufluchtsort zu finden
und willkommen zu sein, erfüllte sich für viele nur sehr zögerlich.
Ihre
lebensrettende Flucht war mit harten Einschnitten oder traumatischen
Erfahrungen verbunden. Sie mussten alles hinter sich lassen, was
ihnen in ihrer alten Heimat blieb und wichtig geworden war: ihre
Freunde und Nachbarn, ihre oft akademischen Berufe, ihr Umfeld, ihre
Kultur, ihre Sprache, ja ihre gesamte Lebensgrundlage. Doch die
„Jeckes“, wie man die deutschen Juden abfällig nannte, wurden
von den schon lange in Palästina lebenden Zionisten häufig
misstrauisch beäugt als Fremde in dieser neuen Heimat. Und das
blieben viele eine lange Zeit – obwohl sie zum ersten Mal nicht
mehr zu einer Minderheit gehörten.
Auch
die Überlebenden des Holocaust hatten nach 1945 in Palästina und
später in Israel häufig einen schwierigen Start. Der junge Staat
musste Ende der vierziger Jahre um seine Existenz kämpfen, kümmerte
sich deshalb kaum um das Leid und die inneren Verletzungen, die diese
den Konzentra-tionslagern Entkommenen mit in das gelobte Land gebracht
hatten. Daher schlossen sie sich oft auch in der neuen Umgebung
zusammen, wie etwa im „Kibbuz Buchenwald“.
Einfühlsame Untersuchung
Bei
seinen Recherchen hatte sich Jörg Armbruster auf deren Spuren
begeben und die letzten Überlebenden getroffen. Er stieß auf
bewegende Geschichten und Lebensläufe, die davon zeugten, wie
schwierig es ist, eine neue Heimat zu finden. Das Buch „Willkommen
im gelobten Land? Deutschstämmige Juden in Israel“ erzählt
aber auch davon, wie Herkunft und Erfahrungen der „Jeckes" und
der KZ-Überle-benden deren Nachfahren in der zweiten und dritten
Generation bis heute prägen.
Die
Welt hat der Journalist oftmals in 1:30 erklärt. So lange dauert
nämlich in der Regel ein Fernsehbeitrag für die Tagesschau. An
morgigen Abend werden diese 1:30 in Stunden, nicht in Minuten,
gerechnet. Und er erklärt auch nicht die Welt, er erklärt den
Zuhörern ein großes Stück Zeitgeschichte. André Sicks