Donnerstag, 30. März 2017

Ein klares Zeichen, ein deutliches Nein - Teenager und Senioren sprachen sich gegen Rassismus aus

Fremdenfeindliche und rassistische Äußerungen fanden in den letzten Jahren immer mehr den Weg in die Öffentlichkeit. Die Hürden, sich rassistisch zu äußern, sanken vor allem auch durch und mit den Sozialen Netzwerken, die für jede Person leicht zugänglich sind
Gut vernetzt kann schnell eine scheinbar große Reichweite erzielt werden. Dadurch, dass Menschen in den Sozialen Netzwerken sich vorwiegend mit Menschen vernetzen, die eine ähnliche politische Meinung vertreten, fühlen diese sich untereinander bestärkt, dass ihre Meinung mehrheitsfähig sei. Darum setzt sich auch die AWO für Integration, Toleranz, Vielfalt und eine gerechte Gesellschaft ein und wehrt sich gegen jede Form der Fremdenfeindlichkeit.

In diesem Jahr werden entscheidende Weichen gestellt: im Mai wählt NRW einen neuen Landtag  im September wird sich auf Bundesebene herausstellen, wer zukünftig das Sagen in Berlin hat. „Im Vorfeld zu solchen Wahlen ist es uns wichtig, ein deutliches Zeichen für Vielfalt und Toleranz zu setzen“, sagte Kerstin Thiel, Leiterin des AWO Seniorenzentrums in der Kampstraße, am 23. März anlässlich einer Aktion, mit der sich die Einrichtung gemeinsam mit dem AWO Quartiersmanagement Südstadt beim „Internationalen Tag gegen Rassismus“ beteiligte. Man positionierte sich damit offen gegen Fremdenfeindlichkeit und populistische Parolen. Gerade in Zeiten, in denen mit gezielten Lügen um Wählerstimmen gekämpft wird, sei es wichtiger denn je, seine Stimme mit einem deutlichen Nein zu erheben. Alle Bürgerinnen und Bürger sollten angehalten sein, rassistischen und populistischen Behauptungen zu widersprechen – egal ob am Arbeitsplatz, am Stammtisch oder innerhalb der Familie.

Im gemütlichen Beisammensein mit den Bewohnerinnen und Bewohnern aus dem Seniorenzentrum sowie einigen Schülerinnen und Schülern der Klassen 9 und 10 von der Hasencleverschule präsentierte Patrycja Lüders gemeinsam mit ihren „AWO Young Stars“ eine Szene sowie ein Gedicht (Hinter uns mein Land) aus der Theaterinszenierung „Flüchtlingen ein Gesicht geben“, die am 18. März den Auftakt zur Eröffnung der gleichnamigen Ausstellung im filmriss Kino bildete In beeindruckenden Bildern mit Musik, Gesang und realen Geschichten wurde dabei für das Publikum aus „Flüchtlingen“ Menschen mit einer individuellen Persönlichkeit und besonderen Erfahrungen.

Erfahrungen die auch der 19-jährige Diaa aus Darraa (Syrien) machte, die sein Leben von heute auf morgen veränderten und die er den Gästen im AWO Seniorenzentrum eindrucksvoll und bewegend schilderte. Er war gerade mal 18 Jahre alt, mit der Schule fertig und wollte an der Universität von Damaskus Bauingenieurwesen studieren. Doch mit jenem Tage, an dem es einen Bombenangriff auf die Universität gab, mit jenem Tage begann auch seine Flucht.
Von Syrien ging es zunächst in den Libanon und von dort aus weiter in die Türkei. Dort angekommen, musste er jedoch feststellen, dass die reguläre Fähre nach Griechenland viel zu teuer war. „Für die Fahrt mit dem kleinen Boot müssen wir nur 1.400 Euro pro Person bezahlen.“. Gefangen im Netz der Schlepper; ein Risiko, das oftmals den Tod von flüchtenden Menschen mit sich bringt. „Uber Griechenland, Mazedonien, Serbien, Kroatien und Österreich, komme ich am 2.10.2015 mit viel Glück, Unterstützung von völlig Fremden in Gevelsberg an. Ich bin als unbeschwerter Jugendlicher in Syrien losgefahren – als Kind losgefahren – und als erwachsener Mann in Deutschland angekommen.“

Es war ein generations- und kulturübergreifendes Angebot, das einen jeden sensibilisierte und das im Anschluss zu interessanten Gesprächen und Begegnungen führte. André Sicks

BILDERGALERIE
(Die Bilder unterliegen einem Urheberrecht)

Zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner aus dem AWO Seniorenzentrum in der Kampstraße verfolgten gemeinsam mit Schülern der Hasencleverschule die Aufführung der "AWO Young Stars".

"Wir wünschen uns eine gute Zukunft und eine gute Ausbildung für unseren Sohn" - doch es kam für Diaa ganz anders. Auf einmal ist der Krieg da und es gibt für den jungen Mann in seiner Heimat  keinerlei Zukunft. Eine Flucht ist der Ausweg.  "Es ging alles so schnell. Ich habe erst viel, viel später hier in Gevelsberg so richtig verstanden und realisiert,  was passiert ist."

Im Anschluss an die Theaterszene trug Patrycja Lüders das Gedicht  "Hinter uns mein Land" vor, in dem Vergangenheit und Gegenwart miteinander verschmolzen. 

Es war ein kulturelles Angebot, an dessen Ende interessante Gespräche und Begegnungen standen.