Sonntag, 28. Februar 2021

Keine Wech-Runde, dafür ein Klick - Wat ok kömmt – vie blitt Kiärmis

Um es gleich vorweg zu nehmen:
Die Gevelsberger Kirmes, so wie man sie kennt und liebt, wird es mit großer Wahrscheinlichkeit wohl auch in diesem Jahr leider nicht geben. Eine Tatsache, der alle ins Augen schauen sollten. Nichts desto trotz ist das heimische Kirmesvirus der Gevelsberger weiterhin stärker als jede Pandemie und lässt sich auch mittels eines Impfstoffes nicht bekämpfen. Was man einmal tief in seinem Herzen trägt, dass ist und bleibt dort auf ewig verankert. Und genau diese Tatsache, spiegelte sich am Freitagabend bei der Monatsversammlung vom Gevelsberger Kirmesverein wider. 
Traf man sich sonst üblicher Weise in geselliger Runde bei einem kühlen Blonden um alles für die längste Nacht des Jahres zu besprechen, so versammelten sich die Vertreter*innen aller Gremien (Präsidium, Kirmesgruppen, Bewertungsausschuss. Zugleitung und Freundeskreis) nun zum digitalen ZOOM-Chat in ihren eigenen vier Wänden. Die Beteiligung war dabei immens hoch, so dass man dies auch als ein starkes Zeichen in Richtung Bürgerschaft werten muss. Denn egal was kommen mag, zusammen bleiben alle Kirmes.
 
Rund 40 Vertreter*innen aller Gremien des Gevelsberger Kirmesvereins versammelten sich am Freitagaben zur digitalen Monatsversammlung, um das weitere Geschehen rund um die schrägste Kirmes Europas zu planen. 

Hinter allem steht ein Fragezeichen 
Fest steht, dass die Freunde der schrägsten Kirmes Europas auf jeden Fall auf einen Kirmesabend verzichten müssen. Nicht aber auf den bei ihnen so beliebten Kirmeskrug. Trotz einer momentan, schweren wirtschaftlichen Lage unterstützt die Dortmunder Brauerei auch weiterhin den Gevelsberger Kirmesverein und wird den Krug 2021, etwas später als sonst üblich, an den Start bringen. „Das Motiv hierfür ist natürlich noch geheim“, berichtete Geschäftsführer Carsten Neef. Ergänzend dazu teilte er der Versammlung mit, dass man die bis heute noch ausstehende Kirmeskrugfete 2020 nun endgültig abgesagt hätte, man eine solche für dieses Jahr natürlich auch wieder plane. Näheres könne man zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht sagen. Gleiches gelte auch für die Hammer-schmiedfete, die der Kirmesverein für den 30. Mai terminiert hat. „Hinter allem stehen derzeit leider noch zahlreiche Fragezeichen, die vielleicht erst dann verschwunden sind, wenn man auch wieder in den Gaststätten oder Kneipen gemütlich sein Bier trinken kann“, so Neef.

Die letzte reguläre Kirmeskrug- und Hammerschmiedfete feierten die Gevelsberger Kirmesaktiven 2019. 
Das bereits ein Jahr später alles anders sein würde, damit rechnete zu diesem Zeitpunkt niemand. 

Kein Kirmesjahr ohne Motto
 
Als dann kam der wichtigste Punkt der Tagesordnung, die Wahl des diesjährigen Kirmesmotto, zum Tragen. „Wir wollen damit zeigen, dass wir uns von Corona nicht unterkriegen lassen“, leitete Markus Loetz, in seiner Funktion als Vorsitzender vom Gevelsberger Kirmesverein. den dafür anstehenden Wahlgang ein. 
Zahlreiche Motti-Vorschläge wurden im Vorfeld eingereicht, aus denen nun das entsprechende gewählt werden musste. Die sonst üblichen Wech-Rufe blieben dabei jedoch aus, zu den Klängen von „Leev Kirmeszeit!“ genügte ein einfacher Mausklick, um für seinen Favoriten abzustimmen.
Sechs Minuten Spannung, an deren Ende feststand, dass sich mit eindeutigen 34% dass von Horst-Dieter Erdelt verfasste Motto „WAT OK KÖMMT – VIE BLITT KIÄRMIS
“ als klarer Sieger durchgesetzt hatte. Übersetzt heißt es „Was auch kommt – wir bleiben Kirmes“, passt – umgangssprachlich formuliert – wie Arsch auf Eimer und drückt das Empfinden aller Gevelsberger aus. Kein Wunder, dass sich die Versammlung kurz drauf auch noch mehrheitlich dafür aussprach, dieses Motto auf einer Plakette verewigen zu lassen. 

Worte, die einem aus dem Herzen sprachen 
Solch eine bleibende Erinnerung würden auch gerne die zwölf Kirmesgruppen mit ihren bunten Darstellungen hinterlassen. Für sie ist es in dieser Zeit besonders hart. Keine Treffen auf den Bauplätzen um an den Kirmeswagen zu werkeln, keine Sommerfeste oder sonstigen Veranstaltungen um die Kassen zu füllen und vor allem keinerlei Geselligkeit mit- und untereinander. Gerade kleinere Gruppen schauen mit großen Sorgen in die Zukunft. Markus Loetz versicherte allen noch einmal, dass wann immer Probleme auftauchen, der Kirmesverein mit Rat und Tat helfend zur Seite steht. „Bis jetzt hat uns noch kein Hilferuf ereilt“, sagte er, betonte aber noch einmal explizit, bei jedweder Art an Problemen bloß keinerlei Scheu zu zeigen. 
Dem konnte Bürgermeister Claus Jacobi nur zustimmen. Auch wenn, wie er sagte, „unsere Geduld gerade ziemlich strapaziert wird“, so werde man es dennoch schaffen. „Wir können das!“ Wichtig sei, dass unter allen Gremien weiterhin ein enger solidarischer Zusammenhalt bestehen muss, damit man keinesfalls eine Kirmesgrup-pe verliert. „Denn wir brau-chen Euch!“, so sein ein-dringlich emotionaler Appell. 
Zudem erklärte das Stadtoberhaupt, dass man auch von Seiten der Verwaltung derzeit vor vielen Fragezeichen stünde. „Kirmes geht nur mit Zusammenkommen, Umarmungen und einem Bier in der Hand.“ Dies ließe sich so momentan nicht realisieren. Durch die Impfungen bestünde allerdings Hoffnung, dass „wir 2022 wieder eine solche Kirmes feiern, wie wir sie lieben.“ Darum dürften auch alle, die Bürgerschaft mit eingeschlossen, keinesfalls den Mut verlieren. „Und wir werden schon irgendwie dafür sorgen, dass es trotz allem kleine Formate geben wird, die beweisen, dass Gevelsberg Kirmes lebt und Gevelsberg Kirmes ist!“ Worte, die allen aus dem Herzen sprachen, Alte Brauchtümer haben bekanntlich über all die Jahre hinweg vieles überstanden – ein Virus namens Corona wird daran nun auch nichts ändern. In diesem Sinne: Rupp di Tupp. André Sicks