Die Gevelsberger Kirmes, so wie man sie
kennt und liebt, wird es mit großer Wahrscheinlichkeit wohl auch in
diesem Jahr leider nicht geben. Eine Tatsache, der alle ins Augen
schauen sollten. Nichts desto trotz ist das heimische Kirmesvirus der
Gevelsberger weiterhin stärker als jede Pandemie und lässt sich
auch mittels eines Impfstoffes nicht bekämpfen. Was man einmal tief
in seinem Herzen trägt, dass ist und bleibt dort auf ewig verankert.
Und genau diese Tatsache, spiegelte sich am Freitagabend bei der
Monatsversammlung vom Gevelsberger Kirmesverein wider.
Traf
man sich sonst üblicher Weise in geselliger Runde bei einem kühlen
Blonden um alles für die längste Nacht des Jahres zu besprechen, so
versammelten sich die Vertreter*innen aller Gremien (Präsidium,
Kirmesgruppen, Bewertungsausschuss. Zugleitung und Freundeskreis) nun
zum digitalen ZOOM-Chat in ihren eigenen vier Wänden. Die
Beteiligung war dabei immens hoch, so dass man dies auch als ein
starkes Zeichen in Richtung Bürgerschaft werten muss. Denn egal was
kommen mag, zusammen bleiben alle Kirmes.
Rund
40 Vertreter*innen
aller Gremien des Gevelsberger Kirmesvereins versammelten sich am
Freitagaben zur digitalen Monatsversammlung, um das weitere Geschehen
rund um die schrägste Kirmes Europas zu planen.
Hinter allem steht ein Fragezeichen
Fest
steht, dass die Freunde der schrägsten Kirmes Europas auf jeden Fall
auf einen Kirmesabend verzichten müssen. Nicht aber auf den bei
ihnen so beliebten Kirmeskrug. Trotz einer momentan, schweren
wirtschaftlichen Lage unterstützt die Dortmunder Brauerei auch
weiterhin den Gevelsberger Kirmesverein und wird den Krug 2021, etwas
später als sonst üblich, an den Start bringen. „Das Motiv hierfür
ist natürlich noch geheim“, berichtete Geschäftsführer Carsten
Neef. Ergänzend dazu teilte er der Versammlung mit, dass man die bis
heute noch ausstehende Kirmeskrugfete 2020 nun endgültig abgesagt
hätte, man eine solche für dieses Jahr natürlich auch wieder
plane. Näheres könne man zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch
nicht sagen. Gleiches gelte auch für die Hammer-schmiedfete, die der
Kirmesverein für den 30. Mai terminiert hat. „Hinter allem stehen
derzeit leider noch zahlreiche Fragezeichen, die vielleicht erst dann
verschwunden sind, wenn man auch wieder in den Gaststätten oder
Kneipen gemütlich sein Bier trinken kann“, so Neef.
Die letzte reguläre Kirmeskrug- und Hammerschmiedfete feierten die Gevelsberger Kirmesaktiven 2019.
Das bereits ein Jahr später alles anders sein würde, damit rechnete zu diesem Zeitpunkt niemand.
Als
dann kam der wichtigste Punkt der Tagesordnung, die Wahl des
diesjährigen Kirmesmotto, zum Tragen. „Wir wollen damit zeigen,
dass wir uns von Corona nicht unterkriegen lassen“, leitete Markus
Loetz, in seiner Funktion als Vorsitzender vom Gevelsberger
Kirmesverein. den dafür anstehenden Wahlgang ein.
Zahlreiche
Motti-Vorschläge wurden im Vorfeld eingereicht, aus denen nun das
entsprechende gewählt werden musste. Die sonst üblichen Wech-Rufe
blieben dabei jedoch aus, zu den Klängen von „Leev Kirmeszeit!“
genügte ein einfacher Mausklick, um für seinen Favoriten
abzustimmen. Sechs Minuten Spannung, an deren Ende feststand, dass
sich mit eindeutigen 34% dass von Horst-Dieter Erdelt verfasste Motto
„WAT OK KÖMMT – VIE BLITT KIÄRMIS“
als klarer Sieger durchgesetzt hatte. Übersetzt heißt es „Was
auch kommt – wir bleiben Kirmes“, passt – umgangssprachlich
formuliert – wie Arsch auf Eimer und drückt das Empfinden aller
Gevelsberger aus. Kein Wunder, dass sich die Versammlung kurz drauf
auch noch mehrheitlich dafür aussprach, dieses Motto auf einer
Plakette verewigen zu lassen.
Worte, die einem aus dem Herzen sprachen
Worte, die einem aus dem Herzen sprachen
Solch
eine bleibende Erinnerung würden auch gerne die zwölf Kirmesgruppen
mit ihren bunten Darstellungen hinterlassen. Für sie ist es in
dieser Zeit besonders hart. Keine Treffen auf den Bauplätzen um an
den Kirmeswagen zu werkeln, keine Sommerfeste oder sonstigen
Veranstaltungen um die Kassen zu füllen und vor allem keinerlei
Geselligkeit mit- und untereinander. Gerade kleinere Gruppen schauen
mit großen Sorgen in die Zukunft. Markus Loetz versicherte allen
noch einmal, dass wann immer Probleme auftauchen, der Kirmesverein
mit Rat und Tat helfend zur Seite steht. „Bis jetzt hat uns noch
kein Hilferuf ereilt“, sagte er, betonte aber noch einmal explizit,
bei jedweder Art an Problemen bloß keinerlei Scheu zu zeigen.
Dem
konnte Bürgermeister Claus Jacobi nur zustimmen. Auch wenn, wie er
sagte, „unsere Geduld gerade ziemlich strapaziert wird“, so werde
man es dennoch schaffen. „Wir können das!“ Wichtig sei, dass
unter allen Gremien weiterhin ein enger solidarischer Zusammenhalt
bestehen muss, damit man keinesfalls eine Kirmesgrup-pe verliert.
„Denn wir brau-chen Euch!“, so sein ein-dringlich emotionaler
Appell.
Zudem
erklärte das Stadtoberhaupt, dass man auch von Seiten der Verwaltung
derzeit vor vielen Fragezeichen stünde. „Kirmes geht nur mit
Zusammenkommen, Umarmungen und einem Bier in der Hand.“ Dies ließe
sich so momentan nicht realisieren. Durch die Impfungen bestünde
allerdings Hoffnung, dass „wir 2022 wieder eine solche Kirmes
feiern, wie wir sie lieben.“ Darum dürften auch alle, die
Bürgerschaft mit eingeschlossen, keinesfalls den Mut verlieren. „Und
wir werden schon irgendwie dafür sorgen, dass es trotz allem kleine
Formate geben wird, die beweisen, dass Gevelsberg Kirmes lebt und
Gevelsberg Kirmes ist!“ Worte, die allen aus dem Herzen sprachen,
Alte Brauchtümer haben bekanntlich über all die Jahre hinweg vieles
überstanden – ein Virus namens Corona wird daran nun auch nichts
ändern. In diesem Sinne: Rupp di Tupp. André Sicks