Freitag, 12. Februar 2021

Immer mehr Dozent*innen und Teilnehmer*innen der vhs trauen sich online

Seit 1994 unterrichtet Therese Duong nun schon Französisch an der vhs Ennepe-Ruhr-Süd.
Bis dato geschah dies auch immer in einem Klassenzimmer. Doch aufgrund der vom Land NRW herausgegebenen Coronaschutzverordnung ist ein Präsenzunterricht derzeit nicht möglich. Vieles läuft daher auf der digitalen Ebene. 

Augen zu und durch 
Als Melanie Beinert, Fachbereichs-leiterin für Sprachen an der vhs Ennepe-Ruhr-Süd, die Dozentin vor kurzem fragte, ob sie sich vorstellen könnte, ihre Kurse auch online durchzuführen, war deren erster Satz: „Nein, ich möchte das nicht!“. 
Es bedurfte etwas Zeit, doch nach einigen Anrufen von Teilnehmenden ihrer Kurse kam schließlich eine Kehrtwende. „Ich fragte meinen Mann, Yogalehrer an der VHS, ob er auch Interesse hätte, an einem Online-Kurs mitzumachen. Zu zweit ist es leichter. Wir prüften die Möglichkeiten und bestellten daraufhin bei der vhs fehlendes Equipment wie Kamera mit Mikrofon.“ Das Ganze geschieht über die sogenannte vhs.cloud, einer vom Deutschen Volkshochschul-Verband betriebenen Lernplattform, die allen 900 Volkshoch-schulen und damit auch allen Dozent*innen und Teil-nehmer*innen in Deutschland zur Verfügung steht. 
Nach einem ersten Testdurchlauf, bei dem Therese Duong zunächst einmal die verschiedenen Funktionen mit ihrem Mann testete, ging es wenig später dann auch richtig los. Alle Teilnehmer*innen des Kurses wurden beim Betreten des virtuellen Klassenzimmer zunächst mit einem zur Situation passendem Zitat von Lucius Annaeus Seneca (4 v.Chr. – 65 n.Chr.) begrüßt.
Der
römische Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Politiker und meistge-lesene Schriftsteller seiner Zeit sagte nämlich einst: „Nicht, weil es schwer ist, wagen wir es nicht – sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.“ Worte mit denen er den heutigen Zahn der Zeit traf und die deutlich machten, dass man zukünftig am digitalen Unter-richt nicht mehr vorbei kommt. 

Man muss mit der Zeit gehen 
Was spricht dafür, dass ich einen Kurs online mache? Zuerst vermisse ich meine Kursteilnehmer, die meine Freunde geworden sind. So können wir uns online wiedertreffen. Corona hat unser Leben geändert, die Zukunft wird jetzt eine andere sein. Die Medien entwickeln sich rasant und wenn wir uns nicht anpassen, werden wir irgendwann nicht mehr mitkommen. Ist es nicht schon ein Erfolgserlebnis, wenn wir etwas Neues probiert haben? Man muss sich nur trauen! Nichtsdestoweniger freue ich mich, wenn wir uns bald in unserem Klassenraum wiedersehen werden“, erklärte die Dozentin. 
Dem konnte sich Annegret Rehrmann, 71 Jahre und Tierärztin im Ruhestand, nur anschließen. Sie wurde direkt neugierig als sie eine E-Mail der vhs erhielt, in der gefragt wurde, ob sie Interesse daran habe, den Kurs online bei der vhs zu besuchen.
Schnell meldete sie sich in der vhs.cloud an, bekam technischen Support von Max, dem 12-jährigen Sohn einer Freundin, und von der vhs. „Computer habe ich eigentlich schon immer gehasst, gleichwohl war ich auch eine Kämpferin und habe solange an Dingen gearbeitet, bis es funktioniert hat. So habe ich meinem Naturell entsprechend die Herausforderung auf mich genommen, denn was unsere Kinder leisten, müssen doch auch wir schaffen!“
Nun lernt Annegret Rehrmann Französisch online und hat sich gleich auch noch für einen Niederländisch-Kurs angemeldet. André Sicks