das „Gevelsberger
Stadtzeichen“, das wegen seiner charak-teristischen Form auch
liebevoll Stadtharfe genannt wird. Es steht im Blickpunkt des
Einganges zur Innenstadt und wird als Logo für alle Einrichtungen
und Dienstleistungen der Stadtverwaltung genutzt.
Seit
kurzem gibt es nun auch einen Zwilling von dem im Jahre 1989
geschaffenen Kunstwerk des in Düsseldorf lebenden Künstler Janusz
Hajduk-Gubalke. In seiner Dimension ist diese Nachbildung aus Metall
zwar etwas kleiner ist, aber nicht weniger opulent. Sie besticht
nämlich vor allem durch ihre Genauigkeit zum Detail. „So hat man
die Gevelsberger Harfe noch nie gesehen“, sagt Arbeitsanleiter Jörg
Scholz von der Gebal Gevelsberg.
Kunst für den guten Zweck
Gemeinsam
mit seinem Schlosserei-Team
hat
er in
gut 180 Arbeitsstunden die Stadtharfe nachgebaut und damit ein
wunderbares Unikat geschaffen, welches für sich spricht. Die Idee,
das „Gevelsberger Stadtzeichen“ nachzubauen stieß zwar auf
großes Interesse, sorgte zunächst aber auch für Kopfschütteln und
der aufkommenden Frage „Gute Idee, nur wie?“, erzählt Scholz
über die Anfänge. Letztendlich packte man es schließlich an und
ein recht aufwendiger Prozess begann. Fotos wurden gemacht,
Zeichnungen erstellt, Schablonen angefertigt und wieder verworfen.
„So nach und nach nahm das Projekt Formen an“, sagt er weiter.
Doch dann kam die Detailverliebtheit, es wurde größer und größer
und am Ende sogar detailreicher als man es sich erdachte. Entstanden
ist ein 60 x 67 cm großes Kunstwerk aus Metall, das ein Gewicht von
14 Kilogramm auf die Waage bringt. Und das wird nun zur Versteigerung
anboten.
Beim
Blick auf das Original (links) und dessen kleinere Kopie lässt sich schnell
erkennen, mit wie viel Liebe zum Detail die Gebal Schlosserei ihr
Modell des „Gevelsberger Stadtzeichens“ nachgearbeitet hat.
Am
kommenden Freitag, 22. November 2021, haben daher nun alle
Interessierten in der Zeit von 18:30 bis 19:30 Uhr die Möglichkeit,
unter dem Link https://youtu.be/GCLYDQ2ESRw
an
der digitalen Versteigerung teilzunehmen. Am Ende gewinnt das
letzte Gebot dieses wunderbare Objekt und „der
Erlös kommt dem Ökumenischen Hospiz Emmaus zugute“, so
Pommerenke.
Jörg Schulz und Jens
Pommerenke (rechts) sind gespannt, wie viele am Ende bei der Versteigerung, der
von der Gebal Schlosserei erstellten Stadtharfe, zusammenkommen wird.
Gebal - die etwas andere Schlosserei
Gebal
steht für „Gevelsberger und Ennepetaler Beratung und
Arbeitsgelegenheiten“ und gehört zum Hilfefeld „Arbeit und
Beschäftigung“. Hier bietet man langzeitarbeitslosen Menschen mit
verschiedenartigen sozialen Schwierigkeiten, arbeitslosen
Jugendlichen, Menschen mit einer Behinderung, älteren Menschen,
Migranten*innen, psychisch erkrankten Menschen und Menschen mit
Abhängigkeitserkrankungen die Möglichkeit auf berufliche
Perspektiven und „damit zugleich auch die Chance auf soziale
Teilhabe“, erklärt Moritz Vogel, Bereichsleiter von
Bethel.regional. „Wir sind Teil
der Stiftung Bethel, die als Träger diakonischer Dienste zum Verbund
der v.
Bodel-schwinghschen Stiftungen Bethel gehört.“
Und als langjähriger verlässlicher Partner des Landschaftsverbandes Westfalen
Lippe (LWL)
und des regional zuständigen Jobcenters
EN führen „wir in ihrem Auftrag seit Jahren daher nun schon mit
Erfolg verschiedene Arbeitsmarktprojekte durch“,
fügt er hinzu. Die Schlosserei im historischen Stadtkern von Gevelsberg ist ein
Bereich der Unterstützung zur (Wieder-)Eingliederung in den
allgemeinen Arbeitsmarkt, wo man als Team gemeinsam Idee für
einzigartige, individuelle Objekte entwickelt. „Ob für Jubiläen,
be-sondere Geburtstage, Geschäftseröffnungen oder einfach nur so,
wir stellen für unsere Kunden das Besondere her“, rührt Jörg
Scholz ein wenig die Werbetrommel für die etwas andere Schlosserei
und fügt hinzu, dass man derzeit schon eifrig dabei sei,
weihnachtliche Dekorationen aus Metall zu zaubern, wie zum Beispiel
Engel, Weihnachtssterne oder Krippen. Aber zunächst einmal ist er
gespannt, wie die Versteigerung am kommenden Freitag laufen wird.
Blick zurück in die Historie
Die
Geschichte um das „Gevelsberger Stadtzeichen“
klingt fast schon so wie ein Märchen. Der allein stehende Rentner
Wasyl Seniw schenkte der Stadt Gevelsberg den größten Teil seiner
Ersparnisse, um eine moderne Plastik in der Innenstadt zu
ermöglichen. 1918 in der Ukraine geboren, verschlug es ihn während
des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland. 1952 kam er dann nach
Gevelsberg und arbeitete hier in einem Schmiedebetrieb. Weil ihn
seine Mitmenschen so freundlich aufgenommen hatte, wollte Seniw ihnen
ein Kunstwerk schenken. Es wurde eine Stiftung gegründet, aus der in
Zusammenarbeit mit der Kunstakademie Düsseldorf ein Wettbewerb
entstand, aus dem der Entwurf von Janusz
Hajduk-Gubalke als beste Arbeit hervorging.
Der
Gevelsberger Heimatverein veröffentlichte 1990 im dritten Teil seiner „Gevelsberger Berichte“ eine Werkszeichnung von Janusz
Hajduk-Gubalke zum „Stadtzeichen“.
Der
damalige Minister-präsident Johannes Rau, der das „Gevelsberger
Stadtzeichen“ am 20. April 1989 der Öffentlich-keit übergab, sagte
dabei, dass das Kunstwerk durch seine Materialauswahl Bezug zur
industriellen Tradition der Stadt Gevelsberg nehmen würde sowie zum
Spannungsverhältnis von Natur und Umwelt. Durch seine Begehbarkeit
lade es zudem zur unmittelbaren Erfahrung ein. André Sicks