Dienstag, 19. Oktober 2021

Mach mit: Eins, zwei, drei – Deins! - „Gevelsberger Stadtzeichen“ der Gebal Schlosserei wird am Freitag versteigert

Hell erstrahlt es auf der Ennepebrücke im Sonnenlicht:
das „Gevelsberger Stadtzeichen“, das wegen seiner charak-teristischen Form auch liebevoll Stadtharfe genannt wird. Es steht im Blickpunkt des Einganges zur Innenstadt und wird als Logo für alle Einrichtungen und Dienstleistungen der Stadtverwaltung genutzt. 
Seit kurzem gibt es nun auch einen Zwilling von dem im Jahre 1989 geschaffenen Kunstwerk des in Düsseldorf lebenden Künstler Janusz Hajduk-Gubalke. In seiner Dimension ist diese Nachbildung aus Metall zwar etwas kleiner ist, aber nicht weniger opulent. Sie besticht nämlich vor allem durch ihre Genauigkeit zum Detail. „So hat man die Gevelsberger Harfe noch nie gesehen“, sagt Arbeitsanleiter Jörg Scholz von der Gebal Gevelsberg. 

Kunst für den guten Zweck
 
Gemeinsam mit seinem Schlosserei-Team hat er in gut 180 Arbeitsstunden die Stadtharfe nachgebaut und damit ein wunderbares Unikat geschaffen, welches für sich spricht. Die Idee, das „Gevelsberger Stadtzeichen“ nachzubauen stieß zwar auf großes Interesse, sorgte zunächst aber auch für Kopfschütteln und der aufkommenden Frage „Gute Idee, nur wie?“, erzählt Scholz über die Anfänge. Letztendlich packte man es schließlich an und ein recht aufwendiger Prozess begann. Fotos wurden gemacht, Zeichnungen erstellt, Schablonen angefertigt und wieder verworfen. „So nach und nach nahm das Projekt Formen an“, sagt er weiter. Doch dann kam die Detailverliebtheit, es wurde größer und größer und am Ende sogar detailreicher als man es sich erdachte. Entstanden ist ein 60 x 67 cm großes Kunstwerk aus Metall, das ein Gewicht von 14 Kilogramm auf die Waage bringt. Und das wird nun zur Versteigerung anboten. 

Beim Blick auf das Original (links) und dessen kleinere Kopie lässt sich schnell erkennen, mit wie viel Liebe zum Detail die Gebal Schlosserei ihr Modell des „Gevelsberger Stadtzeichens“ nachgearbeitet hat. 

So etwas Besonderes darf nicht einfach nur in einer Ecke stehen, dachte sich Jens Pommerenke von airpictures.de, nachdem er bei Facebook einen Post der Gebal Schlosserei über das Model der Stadtharfe gesehen hatte. „Da ich vor einiger Zeit schon einmal Versteigerungen über YouTube gemacht habe, fand ich es irgendwie passend, dies nun auch mit dem „Gevelsberger Stadtzeichen“ zu machen.“ Und so nahm er schließlich Kontakt zu Jörg Scholz auf, der von dem Vorschlag sehr angetan war. Man könne es sich gut vorstellen, so sagen beide, dass insbesondere Einzelhändler vielleicht Interesse zeigen, um solch ein heimatverbundenes Kunstwerk bei sich im Schaufenster oder im Geschäft auszustellen. 
Am kommenden Freitag, 22. November 2021, haben daher nun alle Interessierten in der Zeit von 18:30 bis 19:30 Uhr die Möglichkeit, unter dem Link https://youtu.be/GCLYDQ2ESRw an der digitalen Versteigerung teilzunehmen. Am Ende gewinnt das letzte Gebot dieses wunderbare Objekt und „der Erlös kommt dem Ökumenischen Hospiz Emmaus zugute“, so Pommerenke.
 
Jörg Schulz und Jens Pommerenke (rechts) sind gespannt, wie viele am Ende bei der Versteigerung, der von der Gebal Schlosserei erstellten Stadtharfe, zusammenkommen wird. 

Gebal - die etwas andere Schlosserei 
Gebal steht für „Gevelsberger und Ennepetaler Beratung und Arbeitsgelegenheiten“ und gehört zum Hilfefeld „Arbeit und Beschäftigung“. Hier bietet man langzeitarbeitslosen Menschen mit verschiedenartigen sozialen Schwierigkeiten, arbeitslosen Jugendlichen, Menschen mit einer Behinderung, älteren Menschen, Migranten*innen, psychisch erkrankten Menschen und Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen die Möglichkeit auf berufliche Perspektiven und „damit zugleich auch die Chance auf soziale Teilhabe“, erklärt Moritz Vogel, Bereichsleiter von Bethel.regional. „Wir sind Teil der Stiftung Bethel, die als Träger diakonischer Dienste zum Verbund der v. Bodel-schwinghschen Stiftungen Bethel gehört.“ Und als langjähriger verlässlicher Partner des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe (LWL) und des regional zuständigen Jobcenters EN führen „wir in ihrem Auftrag seit Jahren daher nun schon mit Erfolg verschiedene Arbeitsmarktprojekte durch“, fügt er hinzu. 
Die Schlosserei im historischen Stadtkern von Gevelsberg ist ein Bereich der Unterstützung zur (Wieder-)Eingliederung in den allgemeinen Arbeitsmarkt, wo man als Team gemeinsam Idee für einzigartige, individuelle Objekte entwickelt. „Ob für Jubiläen, be-sondere Geburtstage, Geschäftseröffnungen oder einfach nur so, wir stellen für unsere Kunden das Besondere her“, rührt Jörg Scholz ein wenig die Werbetrommel für die etwas andere Schlosserei und fügt hinzu, dass man derzeit schon eifrig dabei sei, weihnachtliche Dekorationen aus Metall zu zaubern, wie zum Beispiel Engel, Weihnachtssterne oder Krippen. Aber zunächst einmal ist er gespannt, wie die Versteigerung am kommenden Freitag laufen wird. 

Blick zurück in die Historie 
Die Geschichte um das „Gevelsberger Stadtzeichen“ klingt fast schon so wie ein Märchen. Der allein stehende Rentner Wasyl Seniw schenkte der Stadt Gevelsberg den größten Teil seiner Ersparnisse, um eine moderne Plastik in der Innenstadt zu ermöglichen. 1918 in der Ukraine geboren, verschlug es ihn während des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland. 1952 kam er dann nach Gevelsberg und arbeitete hier in einem Schmiedebetrieb. Weil ihn seine Mitmenschen so freundlich aufgenommen hatte, wollte Seniw ihnen ein Kunstwerk schenken. Es wurde eine Stiftung gegründet, aus der in Zusammenarbeit mit der Kunstakademie Düsseldorf ein Wettbewerb entstand, aus dem der Entwurf von Janusz Hajduk-Gubalke als beste Arbeit hervorging. 

Der Gevelsberger Heimatverein veröffentlichte 1990 im dritten Teil seiner „Gevelsberger Berichte“ eine Werkszeichnung von Janusz Hajduk-Gubalke zum „Stadtzeichen“. 

Der damalige Minister-präsident Johannes Rau, der das „Gevelsberger Stadtzeichen“ am 20. April 1989 der Öffentlich-keit übergab, sagte dabei, dass das Kunstwerk durch seine Materialauswahl Bezug zur industriellen Tradition der Stadt Gevelsberg nehmen würde sowie zum Spannungsverhältnis von Natur und Umwelt. Durch seine Begehbarkeit lade es zudem zur unmittelbaren Erfahrung ein. André Sicks