Ein Haus bauen, ein Kind zeugen und einen Baum
pflanzen. Letzteres ist bei vielen frischvermählten Paaren im Laufe
der Jahre immer mehr zu einer romantischen Tradition geworden, um
dadurch die Dauerhaftigkeit ihrer Beziehung zu symbolisieren – sie
wachsen und reifen zu sehen. Da
allerdings nicht jedes Brautpaar über ein Stück Land oder Garten
verfügt, wo sie dieser Tradition gerecht werden können, bietet die
Stadt Gevelsberg in Verbindung mit der Zukunftsschmiede Gevelsberg
e.V. und dem NABU EN die
Streuobstwiese „Die grüne Insel“ im Stefansbachtal als Ort an,
auf der sie zu diesem besonderen Anlass oder auch späteren freudigen
Ereignissen einen Obstbaum pflanzen können.
Diese
Chance nutzten auch Silke und Frank Weber sowie Julia und Martin
Rosenthal. Beide
Pärchen hatten sich bereits im vergangenen Jahr das Ja-Wort gegeben
und konnten vor kurzem, im Rahmen einer kleinen Feierstunde, ihren
vom NABU gepflanzten
Baum erstmalig in Augenschein nehmen. „Ein Baum ist nicht nur Teil
der Pflanzwelt, sondern hat eine mythische Bedeutung in vielen
Kulturen und Religionen und eine besondere Symbolik“ sagten dabei
beiden Vorsitzenden der Zukunftsschmiede Gevelsberg, Annette Bußmann
und Gustav-Adolf Schmidt. Er stünde für Beständigkeit, Liebe und
Zukunft. Normalerweise, so fügten sie hinzu, würden Brautpaare ihr
Bäumchen ja selbst einpflanzen, doch coronabedingt sei dies zum
damaligen Zeitpunkt leider nicht möglich gewesen, so dass der
Naturschutzbund dieses übernommen hätte. Gerichtet an die beiden
Brautpaare sagte Bürgermeister Claus Jacobi, dass ein jeder Baum und
seine Früchte „eine lebende Erinnerung an ein ganz besonderes
Ereignis sein wird“.
Das
Pflanzen eines Baumes sei als Symbol für Zukunft, Beständigkeit und
Wachstum anzusehen erzählten Annette
Bußmann und Gustav-Adolf Schmidt den Ehepaaren Weber (links) und
Rosenthal.
Silke
und Frank Weber hatten am 10. Juni 2020 ge-heiratet und beka-men ihren
Birn-baum, der Sorte Gellerts Butterbir-ne, von den Braut-eltern
geschenkt. „Ich hatte in der Zeitung davon ge-lesen und fand es eine
tolle Idee“, erläuterte Brautmutter Ingeborg Figge die Idee. Denn
es sei ja ein Sinnbild für das gemeinsame Leben, mit hohem
Symbolwert. Bei
Julia und Martin Rosenthal war es indes ein wenig anders. Hier hatte
nämlich die Braut selbst von der Aktion im Internet gelesen und
schenkte ihrem Göttergatten als Zeichen ihrer Liebe einen Apfelbaum
der Sorte Dülmener Herbstrosenapfel. Der Rosenapfel spiegele auch
ein wenig ihren Namen wider, erzählten die beiden Pädago-gen, die am
08.08.2020 standes-amtlich in den Hafen der Ehe einliefen.
Beide
Paare betonten, dass dies für sie nicht nur ein ganz besonderes
Geschenk sei, welches sie an den schönsten Tag in ihrem Leben
erinnern würde, sie wollten mit der Anpflanzung auch etwas Positives
für das ökologische Gleichgewicht der Natur tun. Eine solch
großzügige Streuobstwiese, auf der sich Obstbäume
unterschiedlichen Alters und Sorten ansammeln, sei ein wertvoller
Rückzugsraum für verschiedene Pflanzen- und Tierarten und zur
Obstblüte auch noch „ein willkommener Blickfang im
Stefansbachtal“. Ergänzend dazu wies der städtische
Umweltbeauftragte Matthias Sprenger darauf hin, dass solche
Streuobstwiesen zusätzlich auch noch gesundes, regionales Obst
liefern würden.
Für
beide Paare gab es pandemiebedingt eine kleine zeitversetzte
Feierstunde, an der neben Bürgermeister Claus Jacobi auch die beiden
Vorsitzenden der Zukunftsschmiede Gevelsberg, Annette Bußmann und
Gustav-Adolf Schmidt, sowie Dr. Pit Städtler (Vorsitzender NABU EN)
und der städtische Umweltbeauftragte Matthias Sprenger teilnahmen.
Die
ersten beiden Obstbäume wurden übrigens 2009 von Hochzeitspaaren
gepflanzt. 2012 kamen dann sechs weitere Bäume, gesponsert durch die
AVU im Rahmen der Aktion „Grüne Inseln in EN“, hinzu.
Mittlerweile wachsen und gedeihen satte 22 Obstbäume auf der Wiese
im Stefansbachtal. Gepflegt
werden sie von den technischen Betrieben; doch auch die Ehepaare
selbst sind aufgerufen, Sorge für ihre Bäume zu tragen. Es geht ja
schließlich bei dieser Hochzeitstradition darum, gemeinsam den Baum
zu pflegen so, wie auch die Ehe gepflegt werden muss. Nach Aussage
von Matthias Sprenger seien es alljährlich an die vier Paare, die
sich zu einer solchen Pflanzung entscheiden würden. Eine eher
zurückhaltende Annahme des Angebots, was dazu führte, dass man auch
Eltern anlässlich der Geburt ihres Kindes die Möglichkeit
eröffnete, einen Obstbaum zu pflanzen. „Auf
Wunsch können wir die Bäume mit einer Tafel versehen, die einen
Hinweis auf den jeweiligen besonderen Anlass gibt.“ Nachdem
die glücklichen Paare ihre eigens von der Zukunftsschmiede
Gevelsberg gestaltete Urkunde entgegen-genommen hatten, gab es für
alle Teilnehmenden als Überraschung noch einen leckeren Apfelkorn
und Annette Bußmann beendete die kleine Feierstunde mit einem Zitat
von Kahlil
Gibran, das da lautete: „Bäume sind Gedichte, die die Erde in den
Himmel schreibt.“ André Sicks