Donnerstag, 11. Juni 2020

Zu Gast in den Wohnzimmern der lokalen Gesellschaft


Was die Gastronomie bei den momentanen Abstandsregelungen am dringendsten braucht, ist Platz.
Um ihnen diesen zu ermöglichen, wird die Stadt Gevelsberg am kommenden Wochenende (vom 13. Juni, ab 14:00 Uhr bis 14. Juni, bis ca. 22:00 Uhr) die Mittelstraße für den Verkehr sperren. Dadurch soll es den dort angesiedelten Wirten und Restaurantbetreibern möglich sein, ihre Außengastronomie bis auf die Fahrbahnen hinaus ausdehnen zu können.
„Wir rufen damit aber zu keiner Veranstaltung auf“, stellte Bürgermeister Claus Jacobi noch einmal ganz deutlich klar. Es sei lediglich eine zeitlich begrenzte Aus-dehnung der Sondernut-zungsflächen, ohne Rahmen-programm wie Klamauk, Live-Musik oder Sonstigem. Und auch das Bierchen an der Theke falle weg, erklärte das Stadtoberhaupt, da nur die sitzenden Gäste bedient würden. Zur Einhaltung der Corona-Vorschriften wird das Ordnungsamt, zusammen mit einem privaten Ordnungsdienst, an beiden Tagen bis spät in den Abend hinein strenge Kontrollen durchführen und falls nötig, direkt und umgehend auf die entsprechend, geltenden Schutzmaßnahmen und Abstandsregelungen hinweisen. 

Ein Biergarten und lokale Spenden 
Insgesamt 17 gastronomische Betriebe nutzten im Vorfeld die Möglichkeit, um sich für eine solche Ausdehnung ihrer Außenbereiche anzumelden. Darunter auch Kai Czychon, Inhaber vom Pub 18 (Rosendahler Straße) und vom Kuckucksnest in der Hochstraße. Er wird am kommenden Wochenende auf dem Hinterhof der VHS einen corona-schutzkonformen Biergarten errichten, in dem 100 Gäste einkehren können. „Der Platz dafür ist einfach nur Bombe“, sagte Bürgermeister Claus Jacobi im Rahmen eines Pressegespräches, das gestern Vormittag direkt vor Ort stattfand.
Bei dieser Formulierung, so fiel auf, hatte er prompt mal eben den Spitznamen des Kneipiers mit eingebaut. Die große Wiese, die blühenden Bäumen und die ausreichenden Möglichkeit entsprechende Abstände zwischen den einzelnen Tischen einzuhalten, sei somit die ideale Location dafür. Von daher ging sein Dankeschön in Richtung Achim Battenberg, dem Leiter der VHS, der sich sofort bereit erklärt hatte, den Hinterhof der Einrichtung für die zwei Tage zur Verfügung zu stellen. Dieser überreichte dem ersten Mann der Stadt überraschend noch 100 Stoffmasken für alle Beteiligten, welche in der hauseigenen Produktionswerkstatt hergestellt wurden.

Kai Czychon (links) wird für das kommenden Wochenende einen Biergarten im Hinterhof der VHS Ennepe-Ruhr-Süd eröffnen. 
Moritz Schoenawa indes überraschte die Teilnehmer des Pressegespräches mit seiner lokalen Spende. 

Eine weitere Spende kam auch noch von Moritz Schoenawa. Der Gevelsberger Unterneh-mer (MoSch – Situationslö-sungen) wird die teilneh-menden Gastronomiebetriebe am Samstag und Sonntag mit 200 Flaschen Handdesinfektionsmittel und 200 Paketen an Tüchern zur Flächendesinfektion unterstützen. „Man kann als ohne Ängste die Gevelsberger Gastronomie besuchen. Alle Betriebe sind in der neuen Realität angekommen“, erklärte der Bürgermeister. Allerdings dürfe man sich auch keinerlei Fehler erlauben. Umso eindringlicher sein abschließender Appell an alle Bürgerinnen und Bürger, sich doch bitte besonnen, diszipliniert und verantwortungsbewusst zu verhalten. 

„Gevelsberger Erklärung“ - ein erfolgreiches Dokument 
Solch einem sichtbaren Zeichen an Solidarität für die heimischen Gastronomiebetriebe war die Unterzeichnung der sogenannten „Gevelsberger Erklärung“ voraus gegangen, die Bürgermeister Claus Jacobi, gemeinsam mit dem Vorsitzenden des altehrwürdigen Gevelsberger Wirtevereins, Ralf Hedtmann – Bistro Papillon, und dem stellvertretenden Hauptgeschäftsführer von DEHOGA Westfalen, Lars Martin, kürzlich an den Start gebracht hatte.

Am 22. Mai wurde vor dem Bistro Papillon 
die „Gevelsberger Erklärung“ unterzeichnet. 

Unter dem Titel „Gastronomie braucht Zukunft – Wir brauchen Gastronomie! Zweiter Rettungsschirm und bundesweite Solidarität jetzt!“ fordert man die Landes- und Bundespolitik sowie alle gesellschaftlich relevanten Kräfte dazu auf, einen zweiten wirkungsvollen Rettungsschirm speziell für das Gastgewerbe sowie bundesweite Solidarität mit ihm ins Leben zu rufen. Ein starkes Statement und zugleich die Aussendung eines wirkungsvollen und hörbaren Signals, das durch die Corona-Pandemie eine „für unser aller Zusammenleben unverzichtbare Branche in Gefahr ist“. Das Dokument kommt inzwischen so gut an, dass etliche Städte und Landkreise, zum Beispiel Hattingen, Hagen, Herne, die sauerländische Gemeinde Möhnesee, Arnsberg, etc, ihre Unterschrift darunter gesetzt haben. André Sicks