Was
die Gastronomie bei den momentanen Abstandsregelungen am dringendsten
braucht, ist Platz.
Um ihnen diesen zu ermöglichen, wird die Stadt
Gevelsberg am kommenden Wochenende (vom 13. Juni, ab 14:00 Uhr bis
14. Juni, bis ca. 22:00 Uhr) die Mittelstraße für den Verkehr
sperren. Dadurch soll es den dort angesiedelten Wirten und
Restaurantbetreibern möglich sein, ihre Außengastronomie bis auf
die Fahrbahnen hinaus ausdehnen zu können.
„Wir rufen damit aber
zu keiner Veranstaltung auf“, stellte Bürgermeister Claus Jacobi
noch einmal ganz deutlich klar. Es sei lediglich eine zeitlich
begrenzte Aus-dehnung der Sondernut-zungsflächen, ohne Rahmen-programm
wie Klamauk, Live-Musik oder Sonstigem. Und auch das Bierchen an der
Theke falle weg, erklärte das Stadtoberhaupt, da nur die sitzenden
Gäste bedient würden. Zur Einhaltung der Corona-Vorschriften wird
das Ordnungsamt, zusammen mit einem privaten Ordnungsdienst, an
beiden Tagen bis spät in den Abend hinein strenge Kontrollen
durchführen und falls nötig, direkt und umgehend auf die
entsprechend, geltenden Schutzmaßnahmen und Abstandsregelungen
hinweisen.
Ein Biergarten und lokale Spenden
Insgesamt
17 gastronomische Betriebe nutzten im Vorfeld die Möglichkeit, um
sich für eine solche Ausdehnung ihrer Außenbereiche anzumelden.
Darunter auch Kai Czychon, Inhaber vom Pub 18 (Rosendahler Straße)
und vom Kuckucksnest in der Hochstraße. Er wird am kommenden
Wochenende auf dem Hinterhof der VHS einen corona-schutzkonformen
Biergarten errichten, in dem 100 Gäste einkehren können. „Der
Platz dafür ist einfach nur Bombe“, sagte Bürgermeister Claus
Jacobi im Rahmen eines Pressegespräches, das gestern Vormittag
direkt vor Ort stattfand.
Bei dieser Formulierung, so fiel auf, hatte
er prompt mal eben den Spitznamen des Kneipiers mit eingebaut. Die
große Wiese, die blühenden Bäumen und die ausreichenden
Möglichkeit entsprechende Abstände zwischen den einzelnen Tischen
einzuhalten, sei somit die ideale Location dafür. Von daher ging
sein Dankeschön in Richtung Achim Battenberg, dem Leiter der VHS,
der sich sofort bereit erklärt hatte, den Hinterhof der Einrichtung
für die zwei Tage zur Verfügung zu stellen. Dieser überreichte dem
ersten Mann der Stadt überraschend noch 100 Stoffmasken für alle
Beteiligten, welche in der hauseigenen Produktionswerkstatt
hergestellt wurden.
Kai Czychon (links) wird für das kommenden Wochenende einen Biergarten im Hinterhof der VHS Ennepe-Ruhr-Süd eröffnen.
Moritz Schoenawa indes überraschte die Teilnehmer des Pressegespräches mit seiner lokalen Spende.
Eine
weitere Spende kam auch noch von Moritz Schoenawa. Der Gevelsberger
Unterneh-mer (MoSch – Situationslö-sungen) wird die teilneh-menden
Gastronomiebetriebe am Samstag und Sonntag mit 200 Flaschen
Handdesinfektionsmittel und 200 Paketen an Tüchern zur
Flächendesinfektion unterstützen. „Man kann als ohne Ängste die
Gevelsberger Gastronomie besuchen. Alle Betriebe sind in der neuen
Realität angekommen“, erklärte der Bürgermeister. Allerdings
dürfe man sich auch keinerlei Fehler erlauben. Umso eindringlicher
sein abschließender Appell an alle Bürgerinnen und Bürger, sich
doch bitte besonnen, diszipliniert und verantwortungsbewusst zu
verhalten.
„Gevelsberger Erklärung“ - ein erfolgreiches Dokument
Solch
einem sichtbaren Zeichen an Solidarität für die heimischen
Gastronomiebetriebe war die Unterzeichnung der sogenannten
„Gevelsberger Erklärung“ voraus gegangen, die Bürgermeister
Claus Jacobi, gemeinsam mit dem Vorsitzenden des altehrwürdigen
Gevelsberger Wirtevereins, Ralf Hedtmann – Bistro Papillon, und dem
stellvertretenden Hauptgeschäftsführer von DEHOGA Westfalen, Lars
Martin, kürzlich an den Start gebracht hatte.
Unter dem Titel
„Gastronomie braucht Zukunft – Wir brauchen Gastronomie! Zweiter
Rettungsschirm und bundesweite Solidarität jetzt!“ fordert man die
Landes- und Bundespolitik sowie alle gesellschaftlich relevanten
Kräfte dazu auf, einen zweiten wirkungsvollen Rettungsschirm
speziell für das Gastgewerbe sowie bundesweite Solidarität mit ihm
ins Leben zu rufen. Ein starkes Statement und zugleich die Aussendung
eines wirkungsvollen und hörbaren Signals, das durch die
Corona-Pandemie eine „für unser aller Zusammenleben unverzichtbare
Branche in Gefahr ist“. Das Dokument
kommt inzwischen so gut an, dass etliche Städte und Landkreise, zum
Beispiel Hattingen, Hagen, Herne, die sauerländische Gemeinde
Möhnesee, Arnsberg, etc, ihre Unterschrift darunter gesetzt haben. André Sicks