Es
hörte sich oftmals alles so einfach an:Ziel setzen, rausgehen und
machen. Seinen eigenen Schweinehund überwinden, Marathon laufen,
durch die Wüste rennen, in eisiger Kälte zum Südpol wandern,
einmal ganz Deutschland durchqueren oder sogar mit einem alten VW-Bus
T1 von Berlin nach Peking fahren. Dies alles geht, motivierte Joey
Kelly im filmriss & AVU...Autokino, wenn man nur die richtige
Einstellung hätte. „Man muss nur wollen, dann gibt es auch
keinerlei Grenzen.“
Der
Spross der bekannten Kelly Family war am Samstagabend zu Gast in
Gevelsberg und ließ seine Besucher und Fans in einem unterhaltsamen
und kurzweiligen Vortrag an seinem vielfältigen Erfahrungsschatz aus
dem Leben als Straßen-musiker und Weltstar, als Privatmensch, Sohn
und Bruder, als Unternehmer und als Ausdauersportler teilhaben. Und
die Inhalte waren mit Sicherheit für einen jeden Zuhörer
nach-denkenswert. Unter ihnen war auch eine 36-jährige Dame, die seit
ihrer Kindheit ein absoluter Fan der Kelly Family ist und eigens für
diese von ProCity Gevelsberg präsentierte Veranstaltung eine Anfahrt
von 350 Km in Kauf nahm.
Von der Straße in große Hallen
Joey
Kelly sprach über die Anfangszeiten der singenden Familie und ließ
dazu exklusive Bilder über die Leinwand laufen. Ein ganz wichtiger
Aspekt im Leben der Kellys, als sie auf der Straße oder Stadtfesten
oftmals nur vor einem Zuhörer spielten, war Teamgeist – „wir
haben nie an uns gezweifelt, weil wir alle einen gemeinsamen Traum
und ein Ziel hatten“, erzählte der heute 47-jährige. Nur so sei
letztendlich dann auch der große Durchbruch und kommerzielle Erfolg
im Jahr 1994 – mit Veröffentlichung der CD „Over the Hump“ –
nach einem Leben als Straßenmusiker möglich gewesen. Und der lang
gehegte Traum, einmal in der ausverkauften Dortmunder Westfalenhalle
zu spielen, sei in Erfüllung gegangen. Von seinem Vater, der sehr
streng aber visionär unterwegs war, hätte er für sich selbst das
Motto „Gib mehr als du nimmst. Menschen die geben gewinnen"
übernommen. Und diese Devise scheint auf seinen extremen Touren auch
immer wieder aufzugehen.
Was vielleicht die wenigsten wussten,
so plauderte Joey Kelly aus dem Nähkästchen,
ist die Tatsache, das kein geringerer als „The Boss"
Bruce Springsteen für die Kelly Family eine Art Mentor war.
Extremsportler mit Leib und Seele
Bislang
absolvierte Joey Kelly über
50 Marathons, mehr als 30 Ultramarathons und neun Wüstenläufe. Beim
„Race Across America“ durchquert er auf dem Fahrrad viermal die
USA von der West- zur Ostküste. Und bis
heute hält er mit acht IronMan-Triathlons innerhalb eines Jahres
sogar den Rekord. Man merkte seinen Geschichten an, wie viel Ehrgeiz
in ihm steckt.
Zum
Sport kam er übrigens durch eine Wette mit seiner Schwester
Patricia. Sie wollte an einem Triathlon teilnehmen. „Das kann ich
auch“, war sich Joey Kelly damals ziemlich sicher und ging
untrainiert in den Wettkampf. „Nie wieder, habe ich mir danach
geschworen“, erinnerte sich der irischstäm-mige Unternehmer. Dass
er ganz klein anfing, zeigten dann auch die dazu eingespielten
Aufnahmen von damals: der junge Joey, der sich schon beim Schwimmen
an einer Boje festklammern muss. „Aber ich hatte ein Ziel – und
ein Jahr später schaffte ich den Triathlon in Roth.“ Der Sport
wurde somit ein Ausgleich zum Job, rückte jedoch auch immer stärker
in seinen Lebensmittelpunkt.
Eine
seiner härtesten Aktionen war mit Sicherheit die Südpolexkursion
mit Markus Lanz und seinem Team, im Dezember 2010: 400 Kilometer
Kampf gegen extreme Minustemperaturen - bis
zu -40°C,
Hunger, Durst und Schlafmangel. Viel Teamgeist, optimale Vorbereitung
und die gute Laune des letzten „Wetten., dass …?“-Moderators
hätten das Team jedoch zusammengeschweißt, berichtete Joey Kelly.
Sein
größtes Abenteuer war jedoch der Deutschlandlauf. In 17 Tagen und
23 Stunden durch-querte er im September 2010 die Bundesrepublik von
Wilhelms-haven bis zur Zugspitze. Auf einem 900 Kilometer langen
Fußmarsch, ohne Geld, ernährte er sich nur von dem, was die Natur
ihm gab, und bewältigte täglich knapp 50 Kilometer. „Ausgegeben
habe ich 9,24 Euro für eine Plane zum Schlafen“, sagte er. 2017
gab es sogar einen zweiten Deutschlandlauf in Warnemünde und diesmal
legte er die Strecke zur Zugspitze sogar noch schneller, in 15 Tagen
und 23 Stunden, zurück.
Für
sein jüngstes Abenteuer brach Joey Kelly im Sommer letzten Jahres
gemeinsam mit seinem Sohn Luke (19) zu einem besonderen Roadtrip auf:
In einem alten VW-Bulli reisten die beiden ohne Geld für Benzin
durch zehn Länder von Berlin nach Peking. Das Fahrzeug verströmte
nach außen den Charme von Schrottplatz und Hippie-Generation. Innen
war er vollgestopft mit Geschenken für die Menschen auf der Strecke
wie Teddys, CDs und Büchern aus den alten Zeiten der Kelly-Family.
Seine Beschreibung der Fahrt über die Baltischen Staaten, St.
Petersburg, Moskau, durch Kasach-stan, die Mongolei und schließlich
durch China nach Peking war ein einziges Loblied auf die
Freundlichkeit und die Gastfreundschaft der Menschen in diesen
Ländern. Die beiden, so verriet der vierfache Vater, hätten auch
schon das nächste Abenteuer ins Auge gefasst: Die Panamericana von
Alaska bis Feuerland – auf die gleiche Weise und vielleicht auch
wieder mit dem T1 von VW.
Appellierende Worte zum Abschluss
„Das
ganze Leben ist ein Marathon“, sagte er abschlie-ßend und
motivierte dadurch die Besu-cherinnen und Besu-cher, einfach doch mal
Herausforder-ungen anzunehmen und ihre persönliche Komfortzone zu
ver-lassen. Gerade in Zeiten von Corona sollte man sich be-wusst
darüber sein, dass man es in Deutschland ehrt gut antreffe, schaue
man sich nur mal andere Länder und deren Folgen mit dem Virus an.
Allerdings dürfe man in dieser Zeit niemals vergessen, dass das
Menschliche, die Familie und Freunde und ein friedliches Miteinander
oberste Priorität haben müssen. „Es zählt jeder einzelne
Mensch.“ Und was nutzt es, viel Geld zu besitzen oder Macht zu
haben, wenn man am Ende seines Lebens dann doch alleine ist. „Wichtig
ist es, das Virus zu eliminieren.“
Appellierende
Worte die beim Publikum ankamen und die auch Bianca begeisterten.
„Einfach irre was dieser Mann schon erlebt und gemacht hat.
Eiserner Wille, Ehrgeiz und immer das Ziel vor Augen.
Grenzerfahrungen mit sich selber eingehen. Es geht nicht darum der
Beste, der Schnellste oder was auch immer zu sein“, sagte die
Gevelsbergerin, nach der Veranstaltung und fuhr mit der Erkenntnis
nach Hause, viel für sich selbst aus dieser Veranstaltung
mitgenommen zu haben. André Sicks