Mittwoch, 3. April 2024

Ein Fachtag im Zeichen von Demenz und Digitalisierung

Das Netzwerk Demenz im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis
kann auf zwei erfolgreiche Jahrzehnte zurückschauen. 2004 wurde es mit dem Ziel gegründet, die Gesellschaft für Menschen mit Demenz zu sensibilisieren, das Thema in der Öffentlichkeit zu enttabuisieren, aufzuklären und Informationen weiterzugeben, beschreibt Mitbegründerin Daniela Alze das Hauptanliegen dieser „kooperativen Gemeinschaft“, in der sich Menschen zusammengeschlossen haben, die sich beruflich wie auch ehrenamtlich mit dem Thema auseinandersetzen. Angeschlossen, so fügt sie ergänzend hinzu, sei man der Selbsthilfe-Koordinationsstelle KISS EN-Süd in Gevelsberg. Hier laufen nicht nur alle Fäden zusammen, „hier treffen wir uns auch vier Mal im Jahr, um über Erfahrungen zu sprechen und um uns untereinander auszutauschen“.
 
Gemeinsam mit ihrer Kollegin Jutta Radel, Pia Kröger-Götze (Ansprech-partnerin und Koordinatorin für das Netzwerk Demenz) und der ehren-amtlichen Mitstreiterin Ursula Letter-mann ist die Seniorenbeauftragte der Stadt Gevelsberg nun auf einer kurzen Stippvisite im Bürgerhaus „Alte Johanneskirche“, um dort schon einmal erste Vorbereitungen für den bevorstehenden Fachtag Demenz vorzunehmen. 
Eine, von Jan Schulte (WDR) moderierte, kostenfreie Veranstal-tung, die am 24. April 2024 von 14:00 bis 18:00 Uhr stattfinden wird und zu der Betroffene und Angehörige, professionell Tätige, Freunde und Ehrenamtliche sowie alle interessierten Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen sind. Der Themenschwerpunkt liegt im Spiel und der Bewegung mit digitalen Systemen. 

Pia Kröger-Götze erläutert, dass wer das Thema hört, der frage sich zunächst einmal, was Digitalisierung mit Demenzpatienten eigentlich zu tun habe. Ihr Antwort darauf: „Auf den ersten Blick nichts – doch langfristig wird mehr digitale Vernetzung nötig sein, um ein altersgerechtes würdevolles Leben zu ermöglichen.“ Gerade in der Digitalisierung der Sozialbranche stecke Potenzial, um Fachkräfte zu entlasten und Betroffene sowie Angehörige im Alltag zu unterstützen. „Ohne den Einsatz digitaler Mittel sowohl in Einrichtungen als auch in den eigenen vier Wänden wird über kurz oder lang die Pflegewirtschaft zusammenbrechen.“ 
Und genau das möchte das Netzwerk Demenz seinen Gästen präsentieren: Die Vielzahl an digitale Möglichkeiten zur Förderung von Bewegung und Freizeitgestaltung. „Unsere Mitglieder stellen Geräte, Systeme und Spiele vor, die sie in ihren Institutionen nutzen und von den Besuchern angeschaut und ausprobiert werden können“, so Daniela Alze. Als Bespiele nennt sie unter anderem die Virtual Reality Brille, die Patientinnen und Patienten in eine Virtuelle Realität versetzen kann und ihnen ein Gefühl vermittelt, das oftmals zu körperlicher und geistiger Aktivität animiert. Mit solch einer Brille, berichtet sie, könne man auch auf Erinnerungen des Langzeitgedächtnisses zurückgreifen. 
Ein weiteres Highlight ist die Tovertafel, der sogenannten „magische“ Tisch. „Hierbei werden Demenzkranke aus ihrer Passivität geholt, indem sie sie in ihrer physischen und kognitiven Aktivität stimuliert und soziale Interaktion gefördert werden.“ Wie durch Zauberhand erscheinen Blumen und Blätter, die bewegt und vergrößert werden können. Reime, Sprichwörter oder auch Puzzle können zusammengefügt werden und es lassen sich Lieder und Melodien abspielen. „Das Gerät erkennt dabei die Bewegungen, die auf dem Tisch vorgenommen werden und lässt diesen wie einen Touchscreen wirken.“ 
Daneben wird es auch noch Fachvorträge geben, die sich mit dem modernen Zeitalter beschäftigen. Simone Felding, Kulturanthropologin am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V., referiert über den Einsatz von Tierrobotern im Alltag von Menschen mit Demenz im Pflegeheim und Iris Peters (Dipl. Sportlehrerin, Mitarbeiterin StadtSportBund Dortmund e.V. und Motopädin) beleuchtet den Aspekt Aktivität und Mobilität im Alter, nimmt die Wichtigkeit von Übungen zu Kraft, Beweglichkeit und Koordination unter die Lupe und zeigt zugleich praktische Möglichkeiten im Alltag auf. Zu guter Letzt werden Andrea Gerards und Viktoria Bierhoff vom PIKSL Labor Dortmund zu aufkommenden digitalen Fragen Antworten liefern, um jeden Menschen zu befähigen, selbstständig die digitale Welt nutzen zu können. 

Das Netzwerk Demenz verspricht eine Veranstaltung die jede Menge Gelegenheit zum Austausch mit Expertinnen und Experten bietet und einen umfassenden Einblick in die Demenzprävention leistet. Demenzkranke Menschen begegnen einem im Alltag, in der Familie, im Freundeskreis oder man selbst muss sich vielleicht eines Tages damit auseinandersetzen. Täglich würde man mit dem Thema konfrontiert, sagt Daniela Alze abschließend. „Darum möchten wir allen Interessierten mit unserem Fachtag Hilfreiches für den Alltag mit Demenzkranken vermitteln.“                                                                                                                        André Sicks