Was sich wohl dahinter verbergen würde,
fragten sich viele damals, die an der örtlichen Polizeiwache vorbei
gingen und das einer Telefonzelle ähnelnde Gestell in Augenschein
nahmen. Als die beiden Vorsitzenden der Zukunftsschmiede Gevelsberg,
Annette Bußmann und Gustav-Adolf Schmidt, jedoch die große lila
Schleife lösten und das schwarze Tuch entfernten, wurde für alle
das Geheimnis gelüftet. Gevelsberg hatte eine neue kleine
Attraktion; einen Offenen Bücherschrank. Ein Projekt, das Annette
Bußmann damals in Bonn entdeckte und das inzwischen viele Nachahmer
in der Region gefunden hat. „Das
wir zehn Jahre später hier noch einmal ste-hen und abermals die
Eröffnung fei-ern, damit hätte damals keiner von uns gerechnet“,
erzählte Gustav-Adolf Schmidt. Aufgrund
der Co-rona-Pandemie hatte sich die Zukunftsschmiede dazu
entschlossen, ihren Bücherschrank bis auf weiteres erst einmal zu
schließen. Bedingt war dies durch die hygienischen
Vorgaben während der Krise, da man die Aufbewahrung, ein ausleihen
oder tauschen von frei zugänglichen Büchern nicht mehr hätte
aufrecht erhalten können. Zu groß sei, seiner Meinung nach, das
Risiko an Infektionsgefahren sowie einer Übertragung des Covid
19-Erregers gewesen. „Nach zahlreichen Nachfragen freuen wir uns
umso mehr, dass wir den bei vielen jungen wie älteren Lesern so
beliebten Offenen Bücherschrank heute nun wieder allen zugänglich
machen können.“
Und
wie vor zehn Jahren, so war auch diesmal eine lila Schleife um den
Bücherschrank gebunden. Bevor Annette Bußmann und Gustav-Adolf
Schmidt diese am Samstagmorgen im Beisein einiger „Bücherwürmer“
lösten, bedankten sie sich noch einmal bei all denen, die
an der Errichtung beteiligt waren. Die Stadt Gevelsberg stellte das
Grundstück zur Verfügung, die Transportfirma Jörg Führing brachte
den ausgemusterten Schaltschrank der Firma Siemens, die
Arbeitsloseninitiative der vhs Ennepe-Ruhr-Süd bastelte das stabile
Holzgestell, das den Schrank vor Wind und Wetter schützt und die AVU
spendete die Innenbeleuchtung, welche von einer Klasse des
Berufskollegs Ennepetal und ihrem Lehrer Andreas Teuber installiert
wurde. Der
Schrank sei eine Einrichtung für alle gesellschaftlichen Schich-ten,
so das erklärte Ziel der Zukunftsschmiede. Jeder könne hier ein
Buch einstellen, oder eins mit nach Hause nehmen, um es zu lesen und
sei niemandem verpflichtet dieses auch wieder zurück bringen,
erklärte Annette Bußmann das Prinzip. Und die Auswahl so zeigte
sich, ist wahrlich unerschöpflich und lud auch direkt die ersten
Lesefreunde zum Stöbern ein. Kinder- und Jugendbücher,
GEO-Magazine, die neueste Belletristik. Reise- und Sachbücher sowie
Literarisches und Geschichtliches ermöglichen ab sofort wieder ein
frohes und munteres Schmökern und fördert die Leselust.
Kaum war der Bücherschrank offiziell wieder offen,
da nutzten auch schon gleich die ersten Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, sich für das Wochenende ein wenig Lektüre auszusuchen.