Für diesen Doku-mentarfilm hatte sich Regisseur Nino Jacusso
an die Fersen von drei Menschen geheftet, die alter-native Wege
such-ten und fanden, um wieder nach-haltig zu wirtschaf-ten. Drei
Persönlichkeiten, die eben nicht, wie so oft, den maximalen Profit
zur Firmenphilosophie erklärten, sondern die etwas Sinnvolles tun
wollten, für sich und für andere. Diese Unternehmer stehen für ein
Umdenken in sehr unter-schiedlichen Berufsfeldern.
Ein echter Bio-Baumwollpionier
Patrick
Hohmann beispielsweise entschied vor 20 Jahren Bio-Baumwollplantagen
zu schaffen – lange bevor Bio und Nachhaltigkeit überhaupt zu
inhaltsentleerten Unternehmens-schlagwörtern wurden. Der Schweizer
gründete 1983 die Remei AG, die Baumwolle für den Weltmarkt
aufkaufte. Als er feststellen musste, dass die Produzenten ihre
Verdienste massenhaft in Pestizide investieren mussten, lancierte er
den Anbau von Biobaumwolle in Indien und Tansania. Rund 8000 Bauern
fanden so durch ihn Arbeit, von der sie tatsächlich auch leben
konnten, was in dem Bereich nicht unbedingt selbstverständlich ist.
Das Unternehmen florierte und sein Qualitätslabel bioRe® garantiert
den Kunden biologischen Anbau, ökologische, umweltbewusste
Produktion und faire Preise.
Bio-Bäuerin mit Herzblut
Ganz
anders sieht es bei Claudia Zimmermann aus. Ihr Beispiel ist mitunter
das Bescheidenste. Die ehemalige Kindergärtnerin hat nämlich
zusammen mit ihrem Mann 2006 damit begonnen, einen konventionellen
Landwirtschaftsbetrieb in einen nachhaltigen Biobauernhof zu
transformieren. In erster Linie wollte sie zusammen mit ihrer Familie
eine Arbeit tun, die ihr sinnhaft erschien – der monetäre Gewinn
stand dabei nicht im Fokus. Dafür steht die überzeugte „Food
Waste“-Aktivistin auch selbst in ihrem Ökodorfladen, um
beispielsweise Kartoffeln, Kuchen, Getreide oder Mehl aus eigener
Produktion zu vertreiben: selbstverständlich direkt, ohne
Zwischenhändler oder die Beteiligung riesiger Lebensmittelkonzerne.
Sie tut alles dafür, dass nicht, wie beispielsweise in der Schweiz,
ungefähr ein Drittel aller Lebensmittel in der Mülltonne landen.
Gesellschaftsdenkerin und Chancen-Schneiderin
Dass
ökologischeres, sozialeres und vor allem auch nachhaltigeres
Wirtschaften nicht nur im Mikrokosmos eines Biobauernhofes möglich
ist, zeigt sich im radikalen Lebenswandel der Augsburger
Mittelständlerin Sina Trinkwalder. Als die durch ihre Arbeit für
eine Werbeagentur zu Vermögen gekommene Unternehmerin 2010 ihre
Ersparnisse investierte, um ein Textilunternehmen zu gründen, hätte
sie nie geahnt, wie schnell sie expandieren würde. Ihr Ziel war es,
den in unserer Gesellschaft „Abgehängten“ wieder eine
Perspektive zu geben. Inzwischen beschäftigt sie 150 Menschen, die
auf dem sog. ersten Arbeitsmarkt keine Chancen mehr hatten. Sie
werden von ihr gerecht entlohnt und bekommen durchweg einen
unbefristeten Arbeitsvertrag. Sie setzt ebenfalls auf
Gemeinschaftlichkeit und faire Bedingungen und will zudem durch
Recycling etwas gegen die Wegwerfgesellschaft tun. Darüber hinaus
organisiert sie soziale Projekte wie z.B. die Herstellung von
Rucksäcken aus Reststoffen, die mittels Sachspenden befüllt und an
Obdachlose verschenkt werden.
Wo Elend droht, hilft Unternehmertum
Diese
drei Beispiele machen den Zuschauer*innen Mut. „Fair Traders“ ist
kein Lehrfilm, es ist vielmehr ein spannendes Dokument darüber, wie
Utopien Wirklichkeit werden und einiges verändern können, im
Kleinen, im Partiellen – vielleicht aber auch im Größeren,
Globalen. Mit ihrem Tun verbreiten diese drei Unternehmen Freude und
Zuversicht und sie geben Kraft, um die Lethargie zu überwinden, die
lähmt und die einen oft gefangen hält. Der Film regt zum Nachdenken
an, fordert zur Stellungnahme auf und animiert zum Handeln. Oder um
es mit den Worten von Patrick Hohmann zu formulieren: „In Afrika
hat niemand Burn-out“. Die Menschen dort vor Ort wissen, dass sie
die Welt (noch) verändern können! Und davon sollten sich die
Wohlstandseuropäer mal eine Scheibe abschneiden. André Sicks