Den
Auftakt zur diesjährigen „Aktionswoche
für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt“ bildete am 05. November
eine Lesung mit Firas Alshater, die in Kooperation mit den
Lesefreunden, dem Förderverein der Stadtbücherei Gevelsberg, in
deren Räumlichkeiten stattfand.
An die 90
Zuhörer
lauschten dabei, dem seit fünf Jahren in Deutschland lebenden,
syrischen Flüchtling und bekannten YouTube-Star.
Es
war seine Arbeit an einem Film (Syria Inside), die ihm damals das
ersehnte Visum für Deutschland einbrachte, und er so den größten
Kokon der Welt, den Westen, betreten konnte. Seitdem versucht Firas
Alshater die Deutschen nun zu verstehen: das Pfandsystem, private
Briefkästen, Fahrkarten-automaten und natürlich die deutsche
Sprache, für die, wie er selber sagte, ein Leben nicht
ausreiche. Firas Alshater hatte während seiner Lesung viele
Geschichten „im Gepäck“ – manch traurige, aber auch sehr
lustige.
Lachen verbindet alle Menschen
Im
vergangenen Jahr kam er bereits auf uns zu, mittlerweile lernte er
jedoch die Deutschen besser kennen. „Zumindest versuche ich es“,
sagte Firas Alshater zu Beginn der Veranstaltung. Als dann berichtet
er aus seinem neuen Buch „Versteh einer die Deutschen – Firas
erkundet ein merkwürdiges Land“, wie es ihm in den vergangenen
Jahren in Deutschland ergangen ist. Vieles ist ihm hierzulande
mittlerweile zwar vertraut, andere Dinge bleiben jedoch ewig ein
Rätsel – „besonders wenn nicht einmal die Deutschen selber diese
verstehen“.
Firas Alshater machte seinen Zuhörern in der Stadtbücherei Gevelsberg schnell deutlich, dass man mit Humor viel mehr erreichen könne als man denkt.
In
gewohnt, witziger Art und Weise räumte Firas Alshater mit Klischees
auf – oder bestätigte diese. Zum Beispiel: Bio-Deutsche! „Naja,
sie lieben Bio – aber warum streiten sie dann mit den Gutmenschen?“
In solchen Fällen musste man als Zuhörer einfach nur lachen; über
sich, alle anderen und all jene kleinen Sternstunden, die Deutsche
und Nicht-ganz-so-Deutsche in ihrem gemeinsamen Land immer wieder
erleben können. Und genau das war die Botschaft die der Berliner,
mit Hipsterbart und Brille, seinen Zuhörern vermitteln wollte. „Ich
hab genug Hass gesehen. Mit Lachen und Humor erreicht man viel mehr.“
Und Lachen kennt bekanntlich keinerlei Sprachbarrieren.
Firas
Alshater hielt den Zuhörern so einen Spiegel vor, dass man den
Eindruck bekam, in Deutschland lebt vielleicht doch kein so
verkehrtes Völkchen. Er
fand nach eigener Aussage sogar Gefallen an der persönlichen
Individualität, und an Zuckerschnute „Zucchini“, seiner kleinen
Hundeprinzessin. Ein kleiner Intergrationshund, der dem 27-jährigen
zahlreiche neue Kontakte einbrachte. Nichts desto trotz könnte das
Leben der Menschen in vielen Dingen einfacher sein und man könnte
lustig Shawarma oder Shakshouka mit
Pasta
und Kartoffelsuppe mischen.
Nach der Lesung überreichte Rüdiger Völkl (Vorsitzender der Lesefreunde, dem Förderverein der Stadtbücherei Gevelsberg) dem syrischen Autor und seiner vierbeinigen Zuckerschnute „Zucchini“ noch eine kleine Überraschung. Geduldig standen beide dann noch zur Signierstunde und für Selfies bereit.
Feine
Satire, ein warmer Humor und viel Klugheit machten diesen Abend am
Ende dann zu etwas ganz Besonderem, so dass man sagen konnte: Firas
Alshater war im Herzen seiner Zuhörer Bruder und Freund zugleich. Er
war und ist jemand, der einem das Leben erklärt. André Sicks