Mitten
auf dem Börkey, etwas versteckt in einem Nebengebäude der
Realschule, liegt die Gevelsberger Heimatstube, eine Schatzkammer mit
unzähligen Exponaten neuerer und älterer Gevelsberger
Stadtgeschichte.
Dort finden sich unter anderem historische
Küchenutensilien,
alte Uniformen, Werkzeuge, Bücher, Dokumente und Fotografien wieder,
von denen man sagen kann, sie haben „die gute alte Zeit“
überlebt. Ein jedes Exponat erzählt seine ganz persönliche
Geschichte. Und all
diese „Schätze“ wurden von Gevelsberger Bürgern gegen das
Vergessen als Geschenk oder Leihgabe beim Gevelsberger Heimatverein
abgegeben.Wer
einmal in die Vergangenheit eintauchen wollte, um städtische
Geschichte lebendig und erlebbar zu spüren, der war am 21. April in
der Heimatstube bestens aufgehoben. Zum dritten Mal hatte der
Gevelsberger Heimatverein zu einem „Tag der offenen Tür“
eingeladen, um interessierten Bürgerinnen und Bürgern die
Möglichkeit einer beeindruckenden Zeitreise zu bieten.
Jede Menge neue Schätze
Zahlreiche
Besucher, unter ihnen auch viele Kinder und Jugendliche, ließen die
Vergangenheit bei Kaffee und Kuchen Revue passieren, kamen mit
anderen Gästen ins Gespräch und brachten sogar ihre „Schätze“
für die Heimatstube mit. Exponate die man im Schrank oder auf dem
Dachboden fand.
Darunter befand sich sogar der Lageplan einer
ehemaligen Stauanlage der Iserbecke in Asbeck. „Das ist wirklich
etwas ganz Besonderes“, kommentierten die Vorsitzende des
Gevelsberger Heimatvereins, Carola Dreher, und der Fachstellenleiter
für „Heimatstube und Heimatpflege“, Günter Decker, diesen
Schatz. Bis dato war es unbekannt, dass die dortigen Felder auf solch
eine Weise bewässert wurden. Mit Blick auf das bevorstehende
Jubiläum des Gevelsberger Ortsteils (Asbeck feiert 2020 sein
800-jähriges Bestehen), war diese Karte, welche für den damaligen
Grundstückseigner Karl Hiby gefertigt wurde, eine echte Rarität.
Solch alte Dokumente, waren es, die einen Besuch in der Heimatstube
interessant und spannend machten.
Viele interessierte Bürgerinnen und Bürger, darunter auch zahlreiche Familien, nutzten das schöne Wetter aus, um der Heimatstube einen Besuch abzustatten. Sie unternahmen dabei, im wahrsten Sinne des Wortes, eine geschichtliche Zeitreise.
„Ich
bin beeindruckt von der Vielzahl der antiken Gegenständen. Einige
erinnern mich an meine Kindheit und lassen etwas Wehmut aufkommen“,
sagte Eva-Marie Hoffmann, Corpführer der Spielleute-Vereinigung
Gevelsberg, als sie sich die Mädchengarde-Uniform und die
Herren-Gardeuniform ihrer Musiktruppe aus den 80er Jahren ansah. Es
konnten sich aber auch die ehemaligen Uniformen des ersten
Gevelsberger Fanfarenzuges, der Aechterbieckschen Landsknechte und
Husaren, sehen lassen. Diese sind übrigens der ganze Stolz von
Marlis Schäfer, die, zusammen mit Detlef Weißenborn, Achim Laaser
und Günter Decker, das Herz der Heimatstube zum schlagen bringt. Umso mehr freute es sie nun, dass ein Mitglied der Kirmesgruppe
„Mühlenhämmer“ eigens zum „Tag der offenen Tür“ ein Foto
vorbeibrachte, welches die ehemaligen Musiker vor dem Capitol in
Washington zeigte. „Ein stadtbekanntes Bild, das zur damaligen Zeit
Geschichte schrieb und nun einen besonderen Platz hier bekommt“,
sagte die einstige Karnevalsprinzessin (Session 2004 / 2005) aus dem
Hippendorf.
Die beiden ehemaligen Musiker der „Aechterbieckschen Lands-knechte und Husaren", Horst Koch (mitte) und Armin Ritter, konnten sich nur allzugut daran erinnern, wie jenes stadtbekannte Bild ge-macht wurde, das Marlis Schäfer ihnen stolz präsentierte.
Erinnerungen an die „große Dame von Gevelsberg“
Die
Liebe der Menschen zu Gevelsberg zu fördern war zweifelsohne eine
der wohl wichtigsten Aufgaben von Dr. Margret Korn. Ob als Mäzenin,
Autorin heimat-kundlicher Bücher oder als Patin für den
Engelbert-Tunnel war sie jemand, der mit
seiner Begeisterung für „ihr Gevelsberg“ die Men-schen ansteckte.
Doch mit
ihrem Tod am 27. Januar 2018 hinterließ sie für eine ganze Stadt
eine mensch-liche sowie zugleich gesellschaftliche Lücke, die sich
nicht schließen lässt. Die
Liebe zur Geschichte teilte sie mit ihrem Vater Walter Hermann, einem
Werkzeugmacher, der mit Unterstützung seiner Tochter historische
Rückblicke auf die Stadt veröffentlichte, die eigentlich in keinem
Gevelsberger Haushalt fehlen dürfen.
Alle diese historischen Werke hatte der Gevelsberger Heimatverein ihr
zu Ehren in einer eigens errichteten Erinnerungsecke ausgestellt.
Auch konnte man dort das Bundesverdienstkreuz bestaunen, welches die
„Grand Dame von Gevelsberg“ am 28. Juli 1999 verliehen bekam.
Ein besonderer Moment beim „Tag der offenen Tür“: Detlef Sauerborn (rechts) überreichte dem Gevelsberger Heimatverein einige wertvolle und einzigartige Unikate aus dem Nachlass von Frau Dr. Margret Korn.
Der
Nachlass von Dr. Margret Korn beinhaltet eine Menge an echten
Gevelsberger Schätzen. Einige davon übergab der ehemalige Redakteur
der Westfalenpost und langjährige Freund von Frau Dr. Korn, Detlef
Sauerborn, beim „Tag der offenen Tür“ der Heimatstube. Darunter
befanden sich viele
Dokumente und Bilder, ihr Poesiealbum, sowie ihre geliebte
Schreibmaschine und
ihre Dissertation
zum Thema „Theorie und Praxis der Freizeitgestaltung unter
besonderer Berücksichtigung der Freizeit im Alter – dargestellt am
Beispiel der VHS Gevelsberg“. „Für uns ein Dokument von großer
Bedeutung“, so Carola Dreher abschließend. André Sicks