im
August 2021 die Situation für Frauen und Mädchen weiter verschärft.
Sie dürfen nicht zur Schule gehen oder studieren, nicht öffentlich
sichtbar arbeiten, sich kaum auf öffentlichen Plätzen aufhalten und
müssen sich mindestens mit einem Hidschab verhüllen. Das sind nur
einige der Verbote und Diskriminierungen, denen Mädchen und Frauen
in Afghanistan ausgesetzt sind – einzig, weil sie weiblich sind.
Um Front gegen solch eine Unterdrückung zu machen, haben die Frauen
friedliche Proteste für Gleichheit, Rechte, Gerechtigkeit und
Frieden organisiert. Und sie setzen diese trotz der brutalen Schläge,
Verhaftungen, Inhaftierungen und Entführungen von
Demonstrant*innen durch die Taliban auch weiterhin fort, wie der
Autor, Journalist und international ausgezeichnete Filmemacher Martin
Gerner berichtete.
Er
war auf Einladung der Integrationsagentur AWO EN zu Gast im filmriss
Kino um auf diese Situation und die sich immer weiter
verschlechternden Lebensbedingungen der Frauen in Afghanistan
aufmerksam zu machen. Der Abend stand unter dem Motto „Lasst sie
lernen!“ und gewährte seinen zahlreichen Gästen interessante und
vor allem auch nachdenkliche Einblicke
in die afghanische Wirklichkeiten von Frauen entlang der vergangenen
zwanzig Jahre.
Die
Integrationsagentur
der AWO EN hatte zu einer vom Bundesministerium
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des
Bundesprogramms „Demokratie leben!“ geförderten Veranstaltung
geladen,
zu der die Organisatoren und Mitwirken über 60 Besucher im filmriss
Kino Gevelsberg begrüßen durften.
Gerner,
der selbst einige Jahre in Afghanistan lebte erzählte, dass er unter
anderem für den ARD-Hörfunk über den Sturz des Taliban-Regimes in
Afghanistan aus Zentralasien berichtet habe und nach 2001 in die
freie journalistische und Autorentätigkeit gewechselt wäre. Seitdem
engagierte er sich vor allem aktiv als Helfer beim Aufbau freier
Medien und einer unabhängigen Zivilgesellschaft in Afghanistan. „Als
Dozent und Trainer habe ich in vielen afghanischen Provinzen und
abseits der Hauptstadt Kabul eine neue Generation afghanischer
Journalisten und Journalistinnen ausgebildet.“ Eine von ihnen ist
Hala. Mit ihr hatte er erst kürzlich mehrere Video-Konferenzen
geführt, in denen sie über die aktuelle Lage in ihrem Land und über
ihre eigenen Erfahrungen berichtete. Ihren Worten konnte man Trauer
und Wut über ein Ausgeliefertwerden an die Taliban, über das
erzwungene Exil entnehmen. Solche Gefühle spürte man auch in dem
gezeigten Interview mit Karima. Sie gab zum Beispiel all jenen Frauen
ein Gesicht, deren Leben im Kampf für Gleichberechtigung und
Freiheit früh endete. Der
1966 in Den Helder (Niederlande) geborene Gerner zeig-te zudem auch
noch Aufnahmen, die er mit seiner Kamera selbst eingefangen hatte.
Bilder, wo die Kriegs- und Katastrophen-Berichterstattung auf-hört:
beim Alltag der Menschen. Er betonte, dass er nicht, wie die meisten
westlichen Journalisten „embed-ded" gearbeitet hätte, sondern
„das Glück hatte" ohne militärische Begleitung im Land
umherzureisen. Nur so war es möglich, dass viele seiner Fotos
oftmals ein Bild von Zuversicht, von Hoffnung und Empathie
ausdrückten. Was, wie er sagte, vor dem Hintergrund geschah, weil
„unsere Medien(-macher) nur nach Extremen wie Terror und Armut
suchen, oder Afghanistan als Synonym für Exotik und Fremdheit
inszenieren“. Um
zwischendurch ein wenig auf andere Gedanken zu kommen und um das
Gehörte und Gesehene zu verarbeiten, präsentierten der Sänger
Akbar Rassa und der Tabla-Spieler Farhad Tokhi klassische afghanische
Musik, bei der man sinnlich in
ihre Kultur eintauchen
konnte und die diese vom Bundesministerium
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des
Bundesprogramms „Demokratie leben!“ geförderte Veranstaltung
abrundete.
Musikalisch untermalt wurde der Abend für Afghanistan und seine Frauen von dem Sänger Akbar Rassa und dem
Tabla-Spieler Farhad Tokhi.
Es
sei ein Abend für das Land und seine Frauen gewesen, sagte Sabine
Görke-Becker, Leiterin der AWO-Migrationsfachdienste, bei dem die
Chance zur Begegnung und zur Solidarität bestand. Gleichzeitig war
es auch eine Gelegenheit zum Kennenlernen und Austausch zwischen
Einheimischen und den in den letzten Monaten wieder vermehrt
zugewanderten Menschen aus Afghanistan. Von daher fiel ihr Fazit
positiv aus und sie sagte abschließend, dass in einer Veranstaltung
von zwei bis drei Stunden nur kurze Einblicke in die Lebenslage der
Frauen in Afghanistan möglich seien und schlug den über 60 Gästen
im filmriss Kino vor, sich mit ihr in Kontakt zu setzen, um gemeinsam
weitere Begegnungen zu planen und die Diskussion zu vertiefen. André Sicks