Donnerstag, 13. Februar 2020

Gelungener Auftakt der Lip- und / oder Lymphödem-Selbsthilfegruppe in Silschede


Du bist fett! Du frisst zu viel! Du bewegst dich nicht!
Solch krasse Aussagen bekommen oftmals all jene Menschen zu hören, die von der Gesellschaft einzig und allein nur auf ihre Figur reduziert werden. Das hinter ihrem Aussehen allerdings auch etwas anderes stecken könnte – nämlich ein Krankheitsbild, das bedenken die meisten gar nicht. Die Rede ist vom Lip- und / oder Lymphödem. Eine schmerzhafte Erkrankung, die in der Regel hauptsächlich Frauen betrifft und bei der es sich um eine Verteilungsstörung des menschlichen Fettgewebes beziehungsweise um die Ansammlung von Wasser in den Beinen sowie in anderen Körperteilen handelt. Viele Betroffene leiden unter solch starken Schmerzen, dass diese sogar teilweise zur Berufsunfähigkeit führen können. In besonders schlimmen Fällen helfen am Ende dann nur noch Operationen. 

Man ist nicht allein 
Endlich – diese Reaktion konnte man Anfang des Monats bei einem ersten Treffen der neugegründeten Selbsthilfegruppe für Menschen mit dem Lip- und / oder Lymphödem immer wieder hören. „Da es in der näheren Umgebung keine vergleichbaren Angebote gibt, freuen wir uns zentral in Gevelsberg-Silschede nun eine Anlaufstelle für alle Betroffenen und deren Angehörige geschaffen zu haben“, sagten die Gruppenleiter Nicole Heine und Christian Erlemeyer. 

Wer an einem Lip- und / oder Lymphödem leidet, der ist oftmals schrägen Blicken, Getuschel, sozialer Diskriminierung und Mobbing ausgesetzt. 
Für die Betroffenen selbst ist es eine Tortur für Leib und Seele. 

Es ist mitunter zwar kein neues Angebot das sie aus der Taufe gehoben haben, da man sich bis Ende letzten Jahres nämlich im Evangelischen Krankenhaus Hagen-Haspe traf, es ist jedoch ein Neubeginn, der die Teilnehmer erkennen lassen soll, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine sind. „Und das ist letztendlich dann auch das größte Glück bei solchen Gruppentreffen“, erklärte Erlemeyer, der sich als Angehöriger einer betroffenen Person nur all zu gut mit den Symptomen auskennt; während Nicole Heine sogar selbst von der Krankheit betroffen ist. 
Neben praktischen Tipps und dem Erfahrungsaustausch ging es vor allem darum, den rund 20 Teilnehmern (langjährige Mitglieder, aber auch viele neue Gesichter) Mut zu machen. „Man sitzt hier nicht nur im Stuhlkreis und jammert“, betonte Nicole Heine. Der Begriff Selbsthilfegruppe sei wörtlich zu nehmen. „Es geht darum zu lernen, sich selbst zu helfen.“ Wie pflegt man die oft trockene, rissige Haut der betroffenen Körperregionen? Wie findet man eine gute Praxis für Lymphdrainagen? Welche Chancen und Risiken hat eine operative Fettabsaugung? Und muss man sich wirklich die wahnsinnige Quälerei antun, die das Anziehen der Kompressionskleidung tagtäglich darstellt? Und wer nichts weiß, der bleibt am Ende auf der Strecke. 

Erfolgreicher Start 
Bei dieser Selbsthilfegruppe, die sich ab sofort jeden 1. Donnerstag im Monat um 18:00 Uhr im Gemeindehaus der evangelischen Kirche in Silschede (Kirchstraße 8) treffen wird, „fühlt man sich gut aufgehoben und verstanden“, sagte Tina, eine der Teilnehmerinnen. „Ich war echt erstaunt wie viele Menschen doch betroffen sind. Man sollte keine Scheu haben einfach vorbei zu kommen, denn alle haben dort das selbe Laster.“ Und in den Räumlichkeiten des Gemeindehauses gibt es ausreichen Platz für weitere Teilnehmer. Auch für Menschen mit einem Rollstuhl oder einer Gehhilfe ist die Teilnahme möglich, da alles behindertengerecht ist. 
„Unser nächstes Treffen wird am 5. März sein und wir freuen uns schon jetzt auf weitere Teilnehmer*innen. Jeder ist bei uns herzlich willkommen“, sagten Nicole Heine und Christian Erlemeyer abschließend. André Sicks