Ob
es nun das tägliche Chaos im Kinderzimmer ist, die Diskussionen ums
Zähneputzen, der Knatsch, wenn’s morgens mal wieder hektisch wird,
die Nerven von Eltern werden immer mal wieder strapaziert.
Nichts
desto trotz ist es die schönste Erfahrung mit Kindern zu leben und
ihnen bei Großwerden zuzuschauen. Kinder sind unsere Zukunft – sie
sind die nächste Generation unserer Gesellschaft. Dennoch muss man
den Tatsachen ins Augen sehen und bedauerlicherweise feststellen, das
jedes fünfte Kind in Deutschland arm ist – 20,2 Prozent leben von
Leistungen auf Grundsicherungsniveau. Das sind 2,8 Millionen Kinder.
Zahlen die verdeutlichen: Kinderarmut hat in Deutschland ein
erschreckendes Ausmaß erreicht. Sichtbar wird dies vor allem bei den
Chancen der Kinder auf einen guten Bildungsabschluss, einer starken
Einschränkung in ihrer körperlichen und gesundheitlichen
Entwicklung, dem weitgehenden Ausschluss von sozialer und kultureller
Teilhabe sowie den oftmals schlechten Wohnbedingungen.
„Wir
dürfen unsere Augen nicht ein-fach verschließen und denken, alles
wäre gut“, mahnte Barbara Lützen-bürger, Vorsitzende vom
Gevelsberger Kinderschutzbund. „Natürlich gibt es auch hier bei
uns in der Stadt Kinderarmut.“ Auch wenn Gevelsberg sich dadurch
auszeichnet, dass es von Seiten der Stadt und einem groß agierenden
Netzwerk eine vielfältige Bandbreite an Perspektiven gibt um
betroffenen Familien zu helfen; man ist natürlich auch immer wieder
auf die Hilfe der Bürgerschaft angewiesen. „Wer allein nur schon
innerhalb seines eigenen Umfeldes aufmerksam ist, den Mut aufbringt
etwas zu sagen, Hilfe zu holen oder gar selbst zu helfen; der setzt
ein Zeichen von Zivilcourage.“
Dem
gegenüber sind es dann natürlich die Geld- oder Sachspenden, wie
zum Beispiel gut erhaltene Kinderkleidung und Spielzeug, auf die ein
Verein wie der Gevelsberger Kinderschutz-bund Jahr für Jahr
angewiesen ist um überhaupt als Lobby der Kinder hilfreich und
wirksam agieren zu können. Und jede noch so kleine Spende – sie
hilft!
Zu Tränen gerührt
Im
Rahmen des Gevelsberger Ferienspaß 2019, der diesmal unter dem Motto
„Kinder Kultur, Sensationelle neue Welten!“ stand, bot das Team
vom Jugendzentrum den Kids unter anderem die Möglichkeit an einem
Kreativ-Workshop teilzunehmen. Gemeinsam mit Silke Glashagen und
ihren Kollegen fertigte man aus Leder Portemonnaies, Armbänder,
Brillenetuis und Armbänder an. Dabei sammelten die Kinder nicht nur
neue künstlerische Erfahrungen, sie erlebten auch, wie man zusammen,
innerhalb einer Gruppe, mehr erreichen konnte. Eine Erfahrung welche
ihr Selbstvertrauen und das Wir-Gefühl stärkte. Verkauft wurden die
selbstgemachten Unikate dann am 3. August beim Sommerfest und
erzielte einen Gewinn von stolzen 80,- Euro.
Diesen
Betrag spendeten die Kids nun dem Gevelsberger Kinderschutzbund und
ließen Barbara Lützenbürger dadurch sogar ein wenig Wasser in die
Augen steigen. „Das ist schon etwas ganz besonderes, wenn man etwas
von Kindern für Kinder bekommt“, sagte sie. Denn wer
sich bereits als Kind engagiert, tut dies später mit Sicherheit auch
als Erwachsener. Und wer für andere eintritt, setzt sich mit den
Lebenssituationen hilfsbedürftiger Menschen auseinander. Wer sich
engagiert, lernt, die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu
betrachten und selbst etwas bewirken zu können.
„Es
entstand bereits im Vorfeld bei uns der große Wunsch etwas für
andere zu tun“, berichtete Silke Glashagen und freute sich
dementsprechend natürlich, dass diese Spendenaktion großen Anklang
fand.
Mit einem kleinen Dankeschön in der Hand und einem breiten Lächeln
im Gesicht, ging es für die kleinen Spender dann auch direkt weiter.
Auf dem Programm stand das Sammeln von Kastanien für die
Winterfütterung des Damwilds und der Mufflons im Wildgatter des
Verschönerungsvereins im Stadtwald. Somit zeigten die Kinder auch im
Bereich Natur und Umwelt echtes, vorbildliches Engagement. André Sicks