Dienstag, 16. Oktober 2018

Heimatforscher aus der Region erkundeten Gevelsberg - Jubiläum des Heimatforschertages wurde in Gevelsberg gefeiert

Es war zunächst nur ein lockerer Zusammenschluss an interessierten Bürgerinnen und Bürgern, der sich vor zehn Jahren auf Initiative des ehemaligen Breckerfelders und jetzigen Braunschweigers Klaus-Albert Höller gründete und aus dem sich binnen kürzester Zeit die heutigen Heimatforscher entwickelten. 
Forschungen zur Heimats- und Ortsgeschichte erfreuen sich bei ihnen großer Beliebtheit, da sie dadurch nämlich einen tiefgehenden Einblick in eine „kleine Welt“ erhalten. „Zahlreiche gemeinsame Interessen und Probleme, wie die Pflege des Plattdeutschen und die Schwierigkeit, bei jungen Leuten Interesse dafür zu wecken, sich für die Historie der Heimat zu begeistern, lässt unsere Verbindung nun zehn Jahre alt werden“, sagte der Vorsitzende des Breckerfelder Heimatvereins und stellvertretende Bürgermeister der Hansestadt, Thomas Lay, anlässlich des diesjährigen Heimatforschertages. 
Gemeinsam mit einigen Forscherfreunden aus den Städten Witten, Ennepetal, Radevormwald, Kierspe, Breckerfeld und Braunschweig war er am 05. Oktober in die Engelbertstadt gekommen, wo Carola Dreher, in ihrer Funktion als Vorsitzende vom Gevelsberger Heimatverein, die Gruppe in den Räumlichkeiten der Heimatstube auf der Alten Geer begrüßte. „Ich freue mich, dass so viele unserer Einladung gefolgt sind und wir so erstmalig die Gelegenheit haben, ihnen allen unsere Heimatstube und unsere schöne Stadt zu zeigen.“ 

Das Geheimnis eines Namens
Zunächst lauschte man mit großer Spannung und Interesse einem Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Udolph, dem wohl bekanntesten Namensforscher unserer Zeit. Familiennamen sind nämlich Zeugen der Geschichte. Sie geben Hinweise auf die Herkunft der Vorfahren, ob diese früher im deutschen Sprachgebiet beheimatet waren oder zugewandert sind, sie enthalten zudem deutliche Angaben zu den Wohnsitzen der Namensträger und geben ferner Auskunft über Beruf, Neigung, Marotten, Aussehen oder Charakter der Vorfahren; kurz gesagt: in den Namen spiegelt sich das menschliche Verhalten in all seinen Facetten wider. Namen seien daher nicht nur Schall und Rauch, sondern vielmehr Zeugen der Geschichte, machte der Onomatologe deutlich. Ausführlich erklärte er sein Wissen anhand von verschiedenen Beispielen. „Namen wie Schiller, Schily oder Scheel lassen sich alle auf schielende Vorfahren zurückführen“, erklärte Prof. Dr. Jürgen Udolph. Er hatte zudem für die Heimatforscher auch noch eine Erklärung, wo denn eigentlich die Kinder der Stadt Hameln geblieben waren und was sich hinter der Geschichte vom Rattenfänger verbarg. „Es war nichts weiter als ein Siedlertreck nach Osten, bei dem jungen Menschen, meist Zweitgeborene, Land und Steuerfreiheit versprochen wurde. Der Rattenfänger war also nichts anderes als ein Werber, ein sogenannter Lokator, der jungen Bürgern den Weg schmackhaft machte. 
Namensforscher Prof. Dr. Jürgen Udolph referierte am 05. Oktober beim 10. Heimatforschertag in der Gevelsberger Heimatstube. Carola Dreher (Vorsitzende des Gevelsberger Heimatvereins) und ihr Pendant aus Breckerfeld, Thomas Lay, bedankten sich am Ende des Vortrags mit heimattypischen Spezialitäten bei dem bekannten Onomatologen. 

Ein Dorf und seine Geschichte 
Als echtes Schmankerl ließ sich zweifelsohne auch eine ab-schließende Dorfführungmit Marlis Schäfer, Ur-Gevelsbergerin und ehemalige Vorsitzende des Gevelsberger Heimatvereins, bezeichnen, bei der die Heimat-forscher aus dem Staunen nicht heraus kamen. Das es abseits der Durchgangsstraßen noch solch eine stattliche Anzahl an schönen und alten, teilweise unter Denkmalschutz stehenden Häuser gab, hatte keiner von ihnen erwartet. Da war zum Beispiel das Haus Elberfelder Straße 45. Dieses um 1780(90 erbaute Stiftsamtmannshaus galt lange Zeit als das schönste Haus in Gevelsberg. Es diente viele Jahre unter anderem der Familie Bertram als Wohnsitz. Auch die „Sparkasse des Amtes Ennepe zu Gevelsberg“ hatte hier von 1865 bis 1869 ihre Geschäftsräume. Das Haus Elberfelder Straße 41 wurde um 1780 von der Familie Schüren gebaut und als Gaststätte (Stiftsgasthof) betrieben. Später wurde es an die Familie Saure verkauft, die hier nach Erhalt der Brennrechte im Jahre 1843, später im Jahre 1888 die Brennerei Elberfelder Straße 39 errichteten.
Die Keimzelle Gevelsberg geht allerdings von einem Zisterzienserinnen-Kloster aus“, berichtete Marlis Schäfer, „ein Sühnekloster, das nach dem gewaltsamen Tod des Erzbischofs Engelbert I. im Jahr 1230 in der Nähe der grausamen Tat errichtet wurde.“ Durch die vom Kloster benötigten Handwerker und Bauern siedelten sich im Laufe der Jahre auch immer mehr Menschen dort an. „Der Ort nannte sich Mylinghausen, 1867 erfolgte dann die Umbenennung in Gevelsberg.“
Einen bleibenden Eindruck bei den Heimatforschern hinterließen unter anderem auch die zahlreichen Gedenktafeln im Dorf, angefangen vom Haus Elberfelder Straße 13 über den Alten Kirchplatz" und das Haus Winkelstraße 11 bis zum Stiftsschultenhof.
Da Marlis Schäfer selbst im „Dorf“ aufgewachsen war, wusste sie natürlich auch so manch Besonderheiten, oftmals gepaart mit persönlichen Anekdoten, zum Besten zu geben. Dinge, die für Außenstehende im Verborgenen bleiben, für die Heimatforscher jedoch etwas ganz Besonderes waren und diesen Heimatforschertag am Ende unvergesslich machten.  André Sicks