Dienstag, 29. Juli 2025

Ein Konzertabend, bei dem der zweite Blick tiefer ging

Es war ein Abend,
bei dem die Gäste im Bürgerhaus „Alte Johanneskirche“ gemeinsam mit der Kabarettistin und Liedermacherin Lucy van Kuhl der Realität des Alltags entfliehen konnten, um in die oftmals bitter-süße Welt der Alltags-beobachtungen einzutauchen. Mit feinsinnigem Humor und nachdenklicher Melancholie gelang es der Künstlerin, mit einem Klavier als einzigem Begleiter, das Publikum von Beginn an in ihren Bann zu ziehen. Ihre Stimme – mal zart, mal scharf und mit einer verblüffenden Genauigkeit die jedwede Art von Emotionen spürbar vermittelte.
 
Im Bürgerhaus „Alte Johanneskirche“ begeisterte Lucy van Kuhl mit ihrem Klavierkabarett, das unter dem Titel „Auf den zweiten Blick“ stand. 

Verliebt auf den zweiten Blick. Begeistert auf den zweiten Blick. Mitfühlend auf den zweiten Blick. Enttäuscht auf den zweiten Blick. Viele Menschen, Momente und Emotionen nehmen wir beim ersten Mal nicht richtig wahr. Lucy van Kuhl besang und kommentierte in ihrem Programm „Auf den zweiten Blick“ empathisch die Liebe, das Alter, Menschen, die in unserer Gesellschaft kaum wahrgenommen werden, Menschen, die (leider) viel zu sehr wahrgenommen werden, Situationen, die man sich eingebrockt hat und aus denen man schlecht wieder rauskommt. Auf charmant-unnachahmliche Weise kombinierte sie kabarettistisches mit Chansons. Dabei wanderten ihre Finger blind über die Tasten, während sie mit ihren Augen ihr Publikum ansprach. Was zur Folge hatte, dass sie den Zuschauern mehrfach ein spontanes Lachen entlockte.
 
Zwischendurch streute sie auch Nachdenkliches ein und stellte dabei den ersten Blick in Frage, der den Vorurteilen leichtfertig folgt. Sie stellte unter anderem das Geschlechterbild auf den Kopf, entlarvte die deutsche Seele und kürte die Deutschen zum Weltmeister im Meckern. Alles Dinge, die sie ihren Zu-hörern musikalisch vor Augen führte und erkennen ließ, dass der zweite Blick manchmal doch der entscheidende sein kann. Der zweite Blick, er lohnt sich, so das Fazit der Konzert-besucher, die nach gut zwei Stunden begeistert, entzückt, zufrieden und vielleicht auch ein wenig nachdenklich ihren Heimweg antraten.                                                                                        André Sicks