Donnerstag, 23. März 2023

Ein besonderer Tag für alle Frauen – hier und weltweit

Zärtlich, Zornig, Zauberhaft –
Drei Schlagwörter, die beim ersten FrauenKulturFest für eine ganze Bandbreite an Gefühlen und Perspektiven der Frauen in herausfordernden Zeiten standen. Drei Schlagwörter, zu denen sich viele Menschen unterschiedlichster Kulturen in der neuen Industriehalle der vhs Ennepe-Ruhr-Süd vereinten, um den ersten Internationalen Frauentag nach Beginn der Pandemie bunt und lebendig zu feiern. Für die Besucher*innen war es ein besonderes Ereignis, zu dem die Gleichstellungsbeauftragten und der Förderverein der vhs im EN-Südkreis, unterstützt durch Kooperations-partnerinnen und lokale Akteurinnen, eingeladen hatten. 
Wir möchten heute Begegnungen ermög-lichen, mit und ohne Worte, zusammen tanzen und feiern, uns gegenseitig stärken“, sagte die stellvertre-tende Bürgermeisterin Sonja Dehn in ihrem Grußwort und erin-nerte zugleich auch noch einmal daran, dass es das zentrale Anliegen des Internationalen Frauentages sei, die Frauenrechte und Gleichstellung „hier und weltweit“ auf den Prüfstand zu stellen, anzumahnen und solidarisch zu sein. Gerade in schwierigen Zeiten, angesichts des nahen Krieges in der Ukraine und den weltweit zu lösender Krisen. 

Worte, denen Susan Zare nur zustimmen konnte. Die deutsch-iranische Journalistin aus Saarbrücken fungierte bei dieser vom Bundes-ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ geförderten Veranstaltung als Mode-ratorin und zeigte sich im Hinblick auf die Proteste in ihrem Heimat demütig. „Weil dort mutige Menschen sind, die jeden Tag ihr Leben in Gefahr bringen für die Freiheit." Ihre eigene Familie und auch Freundinnen und Freunde würden schon seit vielen Jahren leiden, sagte sie. „Da geht es um wirtschaftliche Aspekte, Korruption, vor allem aber um gravierende Menschen-rechtsverletzungen sowie die Rechte der Frauen." All dies sei zwar schon lange bekannt, nur jetzt, nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini, gebe es einen noch nie da gewesenen Mut auf den Straßen, „dass sich Menschen aus dem ganzen Land solidarisieren und dass auch weltweit zum ersten Mal auf das Land so geblickt wird wie jetzt." Insbesondere, weil es für diese Menschen lebensgefährlich sei und man jeden Tag von Festnahmen höre. „Teilweise weiß man nicht, wo die Angehörigen sind, wie es ihnen geht. Sie werden oftmals gefoltert, verschleppt, entführt, getötet, vergewaltigt. Es sind grausame und absolut unvorstellbare Zustände." 

Uns ist es wichtig, den Gedanken von Mädchen und Frauen hier und heute einen Raum zu geben, um im Rahmen eines vielfältigen Programmes darüber miteinander ins Gespräch kommen können, was sie bewegt, verbindet und stärkt“, läuteten die Gevelsberger Gleichstellungsbeauftragte Christel Hofschröer und Iris Baeck, stellvertretende Direktorin der Volkshochschule, den Beginn der einzelnen Kunst- und Kreativworkshops ein. Allesamt fanden diese bei den Gästen großen Anklang, darunter waren auch viele Frauen aus Syrien, der Ukraine, Afghanistan und dem Iran, die aus ihrer Heimat flüchten mussten, weit dort Krieg und Unterdrückung herrscht. 
So konnte man zum Beispiel bei Maja Schmidt und Patricia Rumenica aus der Malschule „Maldumal“ das Motto vom FrauenKulturFest künstlerisch auf einer Leinwand umsetzen, das Schwelmer AtelierSieben von Heike Philipp hatte seinen halben Second-Hand-Laden ausgeräumt und inspirierte dazu, in neue Klamotten und Rollen zu schlüpfen oder auch Pumps und anderem Schuhwerk einen großen dekorativen Auftritt zu verleihen, unter der Anleitung von Melanie Katzuba von der vhs-Werkstatt „recycleART“ bestand die Möglichkeit, seine eigene Stofftasche mit dem Slogan „Frau Leben Freiheit!“ zu gestalten und die Syrerin Fatima Sara zauberte allen Interessierten mit Henna wahre Kunstwerke auf die Hand.
Für all jene, die neugierig aufeinander waren, Kontakte knüpfen oder Teil eines „vielfältigen“ Frauennetzwerks werden wollten, bot sich das FemCafé vom Büro für Vielfalt und Zukunftschancen der Stadt Gevelsberg, vertreten durch Alexandra Konstantinopoulos und Petra Akin, sowie die von Sabine Görke Becker (Leiterin vom AWO Jugendmigrationsdienst) geführte Cocktailbar als idealer Treffpunkt zum Plausch an. Dabei konnte man auch jene 27 Fotografien bestaunen, die im Rahmen eines Fotowettbewerbes eingereicht worden sind und auf denen Frauen ihre Lebensgefühle, Wünsche, Träume und ihren Blick auf die Zukunft eingefangen hatten. Das Siegerbild stammte von Anna Kerstan und zeigte die Hände ihrer Mutter. Diese, so sagte sie sichtlich erfreut, hätten sie immer getröstet, wenn es ihr nicht gut ging und sie haben immer „versucht was Leckeres zu kochen, obwohl es Zeiten gab, wo es mit dem Essen richtig knapp war“. 
Musikalisch begleitet wurde das FrauenKulturFest von der aktuellen Jugend musiziert-Preisträgerin Nala Mintchev und Maria Eleonora Dellaria von der Städtischen Musikschule Gevelsberg sowie der Ukrainerin Oleksandra Hovodetska, die mit ihrem Friedenslied bei allen für Gänsehaut sorgte. Bevor zum Ende hin die Ruhrgebietsikonen „4 ½“, deren Wurzeln in unterschiedlichen Ländern liegen, die Bühne in der Industriehalle so richtig zum Beben brachten, sendeten alle Mitwirkenden und die Gäste mit den selbstgestalteten Stoffbeuteln noch ein klares Zeichen nach außen. 

Viele Besucher*innen schauten beim FrauenKulturFest in der Industriehalle der vhs Ennepe-Ruhr-Süd vorbei und erfreuten sich an einer bunten und vielfältigen Angebotspalette an Mitmachaktionen und musikalischen Highlights, wie zum Beispiel den Auftritt der Ukrainerin Oleksandra Hovodetska. 

Es war ein tolles Fest“, gibt Christel Hofschröer die Stimmung bei Mitwirkenden und Gästen wieder, „so inklusiv, familienfreundlich, lebendig und verbindend. Alle hatten viel Freude miteinander und der Spagat zwischen politischer Botschaft, gelebter Solidarität und Feiern ist gelungen“. „Demokratie lebt vom Mitmachen“ bringt Iris Baeck die Wirkung des FrauenKulturFestes auf den Punkt. Diesbezüglich richtet sie auch noch einmal an alle Mitwirkenden sowie an die Gleichstellungsbeauftragten Ekaterini Delikoura (Ennepe Ruhr Kreis), Christel Hofschröer (Gevelsberg), Katja Schlünder (Ennepetal), Anke Steger (Schwelm) und Doreen Reichold (Sprockhövel) ein großes Dankeschön. 
Abschließend lässt Christel Hofschröer noch wissen, dass das Frauencafé Gevelsberg zum Internationalen Frauentag zu einer Spendenaktion aufgerufen hatte, durch die ein Gesamtbetrag in Höhe von 714,- Euro zusammengekommen sei, mit dem man die Erdbebenopferhilfe von Medico unterstütze. „Gevelsberg lebt Demokratie!“                                  André Sicks