Um
die große Öko-Krise in diesem Jahrhundert zu verhindern, reicht es
nicht, Solarstrom zu produzieren, E-Autos zu fahren und den Abfall
besser zu trennen.
Es braucht eine radikale Transformation, die alle
Lebensbereiche erfasst. „Jetzt ist ein Zivilisationssprung möglich
und wir dürfen daran mitwirken“, so Prof. Dr. Uwe Schneidewind,
Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal
Instituts für Klima, Umwelt und Energie, in seinem Vortrag am 19.
November 2019 im Café DIAlog der VHS.
„Damit die „Große
Transfor-mation“ – so auch der Titel seines Buches – gelingen
kann, müssen wir zu Zukunftskünstlern werden.“ Dafür sei es
wichtig, dass sich niemand von den vielen ernüchternden Signalen
erdrücken lässt, sondern das tut, was ihm aus seiner inneren
Überzeugung heraus im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung richtig
erscheint. Niemand kann im Vorfeld mit Gewissheit sagen, ob das, was
man tut, am Ende auch wirklich zum gewünschten Ziel führt. Schaue
man sich aber zum Beispiel einmal den Mauerfall von 1989 an, dann
erkennt man, so Prof. Dr. Uwe Schneidewind, dass dieses historische
Ereignis nur möglich gewesen ist, weil es unzählige Menschen
gegeben hat, die die Hoffnung in sich trugen, dass dies eines Tages
Wirklichkeit wird und weil sie sich mit Kraft dafür eingesetzt
haben. Wie es auch immer ausgeht, die Idee einer nachhaltigen
Entwicklung ist es wert, dafür zu kämpfen, denn sie ist eine
zutiefst dem Menschen zugewandte Idee. Dabei ist es wichtig, den Mut
nicht zu verlieren, denn, so Prof. Dr. Schneidewind, moralische
Revolutionen verlaufen niemals linear. In seiner Darstellung beruft
er sich dabei auf ein entsprechendes Modell des US-Philosophen Kwame
Anthony Appiah. Hiernach beginnt es in der Regel mit der Ignoranz des
Themas und endet mit einem Unverständnis für die bisher gelebte,
alte Praxis. Beim Thema Klimaschutz befindet sich unsere Gesellschaft
aktuell zwischen Phase drei und Phase vier, d.h. das Problem wird
anerkannt und neben der Nennung von Gründen auf der einen Seite,
warum ein entsprechendes Handeln nicht möglich ist, gibt es von
Teilen der Bevölkerung bereits darauf bezogene Verhaltens-änderungen.
Die
eigentliche Frage, die unser Handeln heute leiten sollte, sei
letztendlich die, die unsere Urenkel in Zukunft an uns richten
könnten: „Am Anfang des 21. Jahrhunderts hattet ihr alle die
Bausteine, die notwendig waren, um etwas gegen den Klimawandel zu tun
und eine global gerechte Welt auf den Weg zu bringen. An welcher
Seite habt ihr an dieser Vision mitgearbeitet?“
Mut machende Worte
Bei
dieser Veranstaltung, die vom Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie
leben!“ gefördert wurde, brachte es Prof. Dr. Uwe Schneidewind
abschließend auf den Punkt, dass eine Transformation ein
fundamentaler Umbruch für das Thema Nachhaltigkeit bedeutet.
Eine
nachhaltige Gesellschaft sei möglich, doch diese komme nicht von
alleine, es braucht dafür eine starke politische und
gesellschaft-liche Gestaltung. Um es mit den Worten des früh-eren
tschechoslowakischen Präsidenten Vaclav Havel zu formulieren:
„Hoffnung ist nicht die Sicherheit, dass etwas unbedingt gut
ausgeht, sondern, dass da etwas ist, wofür es sich zu kämpfen
lohnt.“ Und jede Transformation beginnt mit individuellen Pionieren
des Wandels. Mit diesen Mut machenden und aufrüttelnden Worten lud
Prof. Dr. Schneidwind die nahezu 80 Gäste, die zu dieser
Veranstaltung gekommen waren, zu einer anschließenden Diskussion
ein. Bei einem Glas Sekt sowie herzhaften und süßen Fingerfoods des
Cafe DIAlogs fand dieser überaus interessante und ermutigende Abend
einen gemütlichen Abschluss. André Sicks
Zahlreiche Besucher waren einer Einladung der VHS gefolgt, um den Mut
machenden und aufrüttelnden Worten von Prof. Dr. Uwe Schneidewind zur
„Großen Transformation“ zu lauschen.
Die einleitenden Worte zu dieser Veranstaltung sprach Gerd Vollmerhaus, Vorsitzender der Verbandsversammlung der VHS.