Freitag, 15. September 2023

Prof. Dr. Klaus Töpfer eröffnete bei der VHS die Faire Woche

Mit einem ganz besonderen Gast startete bei der VHS Ennepe-Ruhr-Süd die „Faire Woche“,
deren Programm auch diesmal wieder von den Weltläden aus Gevelsberg, Ennepetal und Schwelm zusammengestellt und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ finanziert wurde. An die 200 Besucher*innen waren der Einladung gefolgt, um einem Vortrag des ehemaligen Unter-General-sekräters der Vereinten Nationen, Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Prof. Dr. Klaus Töpfer zu lauschen, der die aktuellen Entwicklungen und Fragestellungen zu den Themen „Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit“ aufgriff. Zwei Begriffe, wie Organisator Jürgen Nestmann gleich zu Beginn seines Grußwortes sagte, die keine Selbstläufer seien, sondern „allen Ländern und allen Gesellschaften dieser Erde, aber auch jedem Einzelnen von uns“ sehr viel abverlangen würden. Seiner Aussage nach erfordere es tiefgreifende Veränderungen in den Wirtschaftskreisläufen und damit zusammenhängend auch eine Veränderung des Konsumverhaltens, eine Transformation der Mobilitätssysteme und vieles mehr. „Und das alles in kürzester Zeit.“ 

Dem konnte Prof. Dr. Klaus Töpfer, der wohl als einer der renommiertesten Umweltpolitiker und Experte auf dem Gebiet der Klimagerechtigkeit gilt, nur zustimmen. Arme Länder litten besonders stark unter den Folgen des Klimawandels, für den die Industrie-staaten verantwortlich seien, sagte er. Seiner Meinung nach dürfe es bei der Nutzung natürlicher Ressourcen keinen Unterschied zwischen den Industriestaaten und Entwicklungs-ländern geben. Wenn man sich für mehr Gerechtigkeit einsetzen würde, dann wäre dies ein entscheidender Schritt zur Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele. Denn wer na-türliche Ressourcen übermäßig beansprucht, so stellte er klar, der müsse auch nachweisen, dass er wieder in die Natur investiere. „Wir werden die Umweltzerstörung nur beseitigen können, wenn wir Armut bekämpfen.“ In den von Armut und Krieg betroffenen Regionen ginge es vor allem darum, Arbeitsplätze zu schaffen, den Menschen Zugang zu den eigenen Ressourcen zu ermöglichen und globalisierungs- und demokratiefähige Technologien zu entwickeln. „Wir können nicht hiesige Maßstäbe an die dortige Landwirtschaft anlegen, sondern müssen den zahllosen Kleinbauern helfen, effizient zu produzieren“, sagte der 85-Jährige.
 
An die 200 Gäste lauschten zur Eröffnung der Fairen Woche einem Vortrag von Prof. Dr. Klaus Töpfer, bei dem der ehemalige Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit die aktuellen Entwicklungen und Fragestellungen zu den Themen „Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit“ aufgriff und näher beleuchtete. 

Jede Generation, so erklärte Töpfer, werde immer wieder zu dem Ergebnis kommen, dass es so einfach nicht weitergehen kann. Daher wäre er auch entsetzt und enttäuscht gewesen, wenn die jungen Leute von „Friday for Future“ nicht auf die Straße gehen würden. „Ich habe alle Sympathien dafür“, da sie versuchen, gegenzusteuern und die Zukunft mitzugestalten. Nur durch das Mitwirken vieler Bürgerinnen und Bürger, die im offenen Dialog neue Alternativen denken und darüber entscheiden, können all die Herausforderungen in Angriff genommen werden. Bei der wohl wichtigsten Forderung aller, dem Ausbau der erneuerbaren Energien, sei man, laut Töpfer, mittlerweile auf einem guten Weg. „Es ist möglich", sagte er. Unterstrich jedoch, dass hier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Ingenieur*innen gefragt seien. Womit er direkt zu Prof. Dr. Ulrich Bartosch überleitete. 
Der Präsident der Universität Passau war ein weiterer Gast, der die Teilnehmenden in seinen eigenen Denkprozess zur Nachhaltigkeit und zum Klimaschutz blicken ließ. Er verwies dabei u.a. auf das bekannte Werk von Carl Friedrich von Weizsäcker „Der bedrohte Friede“ und machte deutlich, dass er den Klimaschutz bereits zur Zeit des Kalten Krieges als Bedrohung für die Zukunftsgestaltung der Menschheit gesehen habe. Darüber hinaus stellte Prof. Dr. Ulrich Bartosch den Zusammenhang zwischen der Philosophie, Naturwissenschaft, Religionslehre und Ökologie dar und machte deutlich, dass die Universität Passau sich dem Thema der Nachhaltigkeit sowohl im Bereich der Forschung als auch im Universitätsalttag aus einem interdisziplinären Ansatz heraus widme. Praktisch, so sagte er, müsse die gesamte Gesellschaft umdenken und jeder für mehr Nachhaltigkeit in seinem Lebensalltag sorgen. 
In einer sich anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert vom langjährigen Bundestagsabgeordneten und Biologen Rene Röspel, wurde dann noch einmal deutlich, dass die Aussagen von Prof. Dr. Klaus Töpfer und Prof. Dr. Ulrich Bartosch in Bezug auf Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit stets ein für alle ökologisch, ökonomisch und soziales Ziel verfolgen. 

Diese drei Schlagwörter stehen seit mittlerweile 24 Jahren auch ganz oben auf dem Programm der Zukunfts-schmiede Gevelsberg e.V. – Verein der Lokalen Agenda 21, den der Förder-verein der Volkshochschule Ennepe-Ruhr-Süd zum Abschluss der Veran-staltung mit dem erstmals ausgelobten Förderpreis für Nachhaltigkeit im Wert von 2.000 Euro auszeichnete. 
Mit seiner Vorsitzenden Annette L. Bußmann und ihrem Stellvertreter Gustav-Adolf Schmidt an der Spitze hätten die Mitglieder so einiges für den Umweltschutz und den Nachhaltigkeitsgedanken „innerhalb unserer Stadt auf den Weg gebracht“, sagte Bürgermeister Claus Jacobi in seiner Laudatio. Als Beispiele nannte er unter anderem das jährlich stattfindende Hauptforum des Vereins, das Fachforum „Radverkehr“, den Agenda-T&T-Markt, die Pflanzen-Tausch- und Plauschbörse, die Jugendgruppe „Paradise Rebooting – Climate Rescue Club“ und natürlich den Interkulturellen Bürgergarten“, der von seinem bunten Miteinander und den verschiedenen Kulturen, Erfahrungen und Nationalitäten der Hobbygärtner leben würde. Alles Dinge, die den Besucher*innen zeigten, dass dieser Verein „hier vor Ort“ vorbildlich nach dem Motto „Global denken und lokal handeln“ agiere.
 
Gemeinsam mit Bürgermeister Claus Jacobi und Achim Battenberg, Direktor der VHS Ennepe-Ruhr-Süd (links), überreichte Prof. Dr. Klaus Töpfer den beiden Vorsitzenden der Zukunftsschmiede Gevelsberg, Annette L. Bußmann und Gustav-Adolf Schmidt, den erstmals vom der Förderverein der Volkshochschule Ennepe-Ruhr-Süd ausgelobten Förderpreis für Nachhaltigkeit.

Freudig und zugleich ein wenig stolz nahmen Annette L. Bußmann und Gustav-Adolf Schmidt unter dem Applaus der Anwesenden den Preis entgegen. Ein Moment, der zeigte, wie sehr man sich über diese Auszeichnung freute und wie stolz man darüber war. Entsprechend das Dankeschön an die VHS, ihrem Direktor Achim Battenberg und dem Verwaltungsvorstand, dass man das Wirken und Handeln der Zukunfts-schmiede Gevelsberg wertschätzend zur Kenntnis genommen hätte. Die Umweltpädagogin dankte aber auch der Stadt und ihrer Verwaltung für deren Unterstützung und Umsetzung von Anregungen und Wünsche, wie zum Beispiel der Trinkbrunnen auf dem Vendômer Platz. Abschließend richtete sie dann noch ein paar ganz persönliche Worte in Richtung der anwesenden Vereins- und Vorstandsmitglieder, ohne deren Kontinuität und engem Beieinanderstehen „hätten wir so manches nicht gewuppt“. Insbesondere ihr langjähriger Wegbegleiter Gustav Adolf Schmidt, so sagte sie, sei diesbezüglich stets eine „feste Bank für den Verein“, der, wo immer etwas los ist, die Mitbürger*innen über die Lokale Agenda 21 informiere und für ein nachhaltiges Handeln werbe.                                             
André Sicks