Seit
über einem Jahrzehnt veranstaltet die Italienische Mission
Gevelsberg alljährlich am Palmsonntag ein Passionsspiel in der
Liebfrauenkirche.
Mit dem letzten Sonntag vor Ostern beginnt nämlich
die Karwoche,
die sogenannte stille Woche. Und
in dieser richtet man seinen Blick auf all jene Ereignisse, die sich
laut Evangelium zwischen Palmsonntag und Karfreitag ereigneten: die
Leidensgeschichte Jesu, von seinem Einzug in Jerusalem bis zu seiner
Kreuzigung auf dem Hügel Golgata.
Prozession symbolisierte den Einzug in Jerusalem
Rund
80 Gläubige, darunter auch Bürgermeister Claus Jacobi, versammelten
sich am gestrigen Morgen vor der Kapelle in der Schultenstraße, wo
Pater Alex Mathew Thottiparambil das Evangelium vom Einzug Jesu nach
Jerusalem las und wenig später die Palmzweige segnete, die von den
jungen und älteren Gläubigen mitgebracht wurden. Im Anschluss
setzte man sich singend und betend in Bewegung. Was bei dieser
Prozession so eindrucksvoll nachgestellt wurde, war der Einzug von
Jesus in Jerusalem, mit dem die Passionsgeschichte beginnt.
In
den Evangelien wird berichtet, wie er mit seinen Jüngern vor dem
jüdischen Paschafest nach Jerusalem kam. Bevor sie die Stadt
betraten, schickte der Sohn Gottes zunächst einmal zwei seiner
Anhänger in ein Dorf, um ihm eine Eselin zu bringen. Damit erfüllte
sich die Voraussage des Propheten Sacharja aus dem Alten Testament,
dass der kommende Friedensfürst auf einem Esel reiten wird. Jesus
setzte sich auf den Esel und ritt nach Jerusalem ein. Die ganze Stadt
kam in Bewegung: „Wer ist das?", fragten sich einige. Die
Menge sagte: „Das ist der Prophet Jesus von Nazareth in Galiläa!"
Und so breiteten sie ihre Kleider vor ihm aus und streuten Palmzweige
auf den Weg. Sie jubelten ihm zu und riefen: „Hosanna dem Sohn
Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der
Höhe!“
Von der Kapelle der Italienischen Mission in der Schultenstraße zog die Prozession über die Hagener Straße zur Liebfrauenkirche. Rund 80 Gläubige symbolisierten damit den Einzug Jesus in Jerusalem.
Doch
schon kurze Zeit später wurde Jesus dann gefangen genommen und dem
römischen Präfekten Pontius Pilatus übergeben, der sein
Todesurteil fällte. Sein Schicksal, es war nun besiegelt. Was folgte
waren der schmerzhafte Abschied von seiner Mutter Maria, öffentliche
Demütigungen und Auspeitschungen durch römische Legionäre, eine
ihn verspottende Dornenkrone, der lange qualvolle Weg zum Ort seiner
Kreuzigung, bei dem Jesus das Kreuz selbst tragen musste, sowie sein
Tod.
Eindrucksvoll, bewegend und wirklichkeitsnah spiegelten die Szenen den Leidensweg Christi wider.
All
diese Stationen wurden in der Liebfrauenkirche von den Mitgliedern
der Italienische Mission, in Kooperation mit
deren Schwestergemeinden in Ennepetal und Bochum, wirklichkeitsnah
und in zeitgeschichtlich
passenden Kostümen,
nachgespielt. Römische
Soldaten und weinende Frauen begleiten dabei die einzelnen Szenen.
Drei große Kreuze wurden in der Kirche aufgestellt, an denen Jesus,
(dargestellt von Agrippino Todaro) und die zwei Mitverurteilten
gekreuzigt wurden. „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was
sie tun … Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“
Solch
lebendiges Passionsspiel, die sogenannte „Passione Vivente“, hat
nicht nur eine lange Tradition, es zog die Gottesdienstbesucher in
seinen Bann. Ein jeder konnte nämlich im Inneren spüren, wie Leben
und Tod untrennbar miteinander verbunden sind. André Sicks