Dienstag, 27. Juli 2021

Wo man Taten statt Worte sprechen ließ

Noch immer wurden Sandsäcke auf dem Bauhof vom Bauzentrum Klein in Silschede gefüllt und das Telefon bei Christian Erlemeyer stand nicht still.
Man sah dem 36-jährigen an, wie sein unermüdlicher Einsatz bereits an den eigenen Nerven zerrte. Doch das war ihm egal, es ginge „hier und jetzt“ um Soforthilfe, sagte er. Was Erlemeyer, seine Kollegen und die zahlreichen, freiwilligen Helfer in den letzten Tagen alles geleistet haben ist enorm. 
Als in der vergangenen Woche die Wassermassen über NRW und Rheinland-Pfalz hereinbrachen, fackelte der stellvertretende Marktleiter des Gartencenters nicht lange und setzte über Facebook einen Notruf ab. Gesucht wurden Helferinnen und Helfer, um Sandsäcke für das von der Flut sehr stark getroffene Hagen-Hohenlimburg zu befüllen. Binnen kürzester Zeit konnte man 300 Hände (unter anderem sogar aus Hamburg und Paderborn) sehen, die etliche Kubikmeter Sand in Säcke füllten. Sand und Säcke spendete das Bauzentrum; eine weitere Spende von 200 Säcken kam vom Raiffeisen-Markt Hasslinghausen. Und bis jetzt seien es an die 5.000 Sandsäcke, berichtete Erlemeyer. Und das obwohl zwischenzeitlich sogar das eigene Lager des Bauzentrums vollgelaufen war und der alltägliche Betrieb für die 45 Mitarbeiter*innen weiterlief. 

Am 14. Juli wurden bereits schon sehr früh 1.500 Sandsäcke gepackt und direkt in das Schadensgebiet nach Hagen-Hohenlimburg gebracht. 

Es ist unbeschreiblich was hier bis jetzt alles an Hilfe gestemmt wurde“, sagte Bernhard Bösken, Vorsitzender der „Silscheder Interessengemeinschaft“ und zugleich SPD-Ratsmitglied für das Höhendorf im Rat der Stadt Gevelsberg. Er schaute in der vergangenen Woche beim einzigen Gevelsberger Baumarkt vorbei, um allen dort persönlich ein großes Dankeschön auszusprechen. 
Für diesen Besuch hatte er spontan dann auch den SPD-Bundestagskandidaten Timo Schisanowski eingeladen. Auch er zeigte sich davon beeindruckt, wie die Menschen in solch einer erschütternden Situation eng beieinanderstehen und zusammenhalten. Schisanowski selbst hatte sich bereits ein Bild von der katastrophalen Lage vor Ort gemacht und war geschockt vom Ausmaß der Wasserfluten, die diese in seiner Heimatstadt Hagen und der umliegenden Region hinterlassen hatten. „Die verheerenden Bilder, die ich vor Ort ansehen musste, die bewegenden Gespräche mit Betroffenen und Hilfskräften, hinterlassen nachhaltige Eindrücke, die man in solchem Ausmaß niemals für möglich gehalten habe und die zutiefst berühren“, schilderte er bewegt die Situation. Umso gerührter sei man, wenn man dann sehen würde, welch immense Hilfe geleistet wird. „Ein unermüdliche Einsatz von Einsatzkräften und freiwilligen Helfern, der einherging mit einer Welle der Hilfsbereitschaft, mit gelebter Solidarität und einem Zusammenhalt unserer Gesellschaft.“ 

Mit unermüdlichen Einsatz wurden auch nach dem Starkregen immer noch Sandsäcke befüllt.

Ergänzend fügte Christian Erlemeyer noch hinzu, dass viele Menschen ihr Zuhause, ihr Hab und Gut verloren hätten. Sie stünden vor dem Nichts und blickten in eine ungewisse Zukunft. „Diesen Menschen muss nun schnell und unbürokratisch geholfen werden“, so sein dringender Appell in Richtung der Politiker. Bis größere Hilfe eintrifft und größere finan-zielle Mittel zur Verfügung stehen würden, so sagte er, da wolle man nach wie vor das persönliche Gespräch vor Ort suchen und schauen was benötigt wird.
„In enger Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen und örtlichen Behörden koordinieren wir unsere Hilfe und die ehrenamtlichen Helfer, die sich immer wieder bei uns zur Verfügung stellen.“ Zusätzlich hat das Bauzentrum Klein daher noch eine Gutscheinaktion ins Leben gerufen. „Wer Betroffenen helfen möchte, kann bei uns Gutscheine kaufen und hinterlegen. Und wer betroffen ist, kann einfach kommen und wir versorgen ihn oder sie aus diesem Fonds mit Material. Hilfe zur Selbsthilfe" erläuterte Christian Erlemeyer abschließend das Prinzip. 
André Sicks