Donnerstag, 29. Juli 2021

Sinti- und Gypsi-Jazz mit Effet - „Romeo Franz Ensemble“ begeisterte mit pulsierendem Rhythmus

Die Tradition der Sinti-Musik – sie lebt.
Mit ihren Klängen eröffnete das „Romeo Franz Ensemble“ eindrucksvoll das Kulturprogramm im Zentrum für Kirche und Kultur und begeisterte das Publikum restlos. Sowohl für die fünf Musiker wie auch für die über 100 Besucher war das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ geförderte Konzert endlich ein reales Wiedersehen jenseits von Streaming- und Online-Konzerten. „Das ist heute Balsam für die Seele“, sagte Romeo Franz zu Beginn der Veranstaltung. Nach fast einem Jahr Corona-Auszeit spielten er und seine versierten Musikerkollegen erstmalig wieder vor Publikum und genossen dies in vollen Zügen.
 
Erstmalig fand nach langer Zeit mit dem Auftritt vom „Romeo Franz Ensemble“ im Zentrum für Kirche und Kultur endlich wieder ein Konzert statt, das die über 100 Besucher*innen restlos begeisterte. 

Was lange währt, wird endlich gut“, sagte Wolf Ossenberg, Vorstandsmitglied in der Gesell-schaft zur Förderung der kulturel-len Begegnungsstätte Zentrum für Kirche und Kultur e.V. Und selten traf ein Sprichwort so ins Schwarze wie an diesem Abend. Geplant war diese Veranstaltung bereits schon für November letzten Jahres im Rahmen der alljährlichen Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt. Diese musste allerdings aus bekannten Gründen ausfal-len; man war aber fest entschlossen, das Konzert baldmöglichst nachzuholen. Und jetzt endlich rückte der Zeitpunkt näher. Bedingt der Tatsache, dass die Inzidenzen fielen und es somit zu zahlreichen Lockerungen kam, „konnten wir den Neustart im Zentrum wagen“, ergänzte er. „Und dass das Kulturleben weitergehen muss, darüber sind wir uns ja wohl alle einig.“ Auch für die Partnerschaft der Demokratie in Gevelsberg, die in Kooperation mit der vhs Ennepe-Ruhr-Süd dieses Projekt begleitet hat, war es ein gelungener Auftakt. 

Das „Romeo Franz Ensemble“ servier-te den Gästen im Zentrum klassi-schen Sinti- und Gypsi-Jazz. Je-dem Takt ihres Spiels merkte man dabei die tiefe Ver-trautheit mit dieser großen Musiktra-dition an. Sie entfalteten mit der Musik nahezu unbeirrt eine vitale Magie. Vom Übervater Django Reinhardt über die Andrews Sisters bis hin zu George Gershwin – das Repertoire bewegte sich im vertrauten Rahmen zwischen Gipsy-Klassikern, American Songbook, Csardas, Musette und Klezmer. Romeo Franz spielte die Songs auf seiner Geige mit melodisch, warmem Timbre, voller Leidenschaft und leiser zarter Gefühle. Und auch sein Sohn Sunny Franz übernahm immer wieder die führende Stimme auf seiner Geige. Mit kraftvoll-warmem Strich ließ dieser die Töne zwischen Gefühlen von Lebensfreude und Melancholie laufen und tanzen. Der große Jazzgitarrist Joe Bawelino bereicherte das Konzert mit seinen dichten, vitalen Improvisationen. Ganz im Stil des Gipsy-Jazz unterlegten Michael Schöneich am Kontrabass und David Reinhardt auf der Rhythmusgitarre die Musik mit einem pulsierenden swingenden Rhythmus. Mit fantastischen Soloeinlagen aller Musiker drückte das Quintett den Kompositionen ihren eigenen Stempel auf, welche mit Applaus vom Publikum gefeiert wurden. Lieder von Schnuckenack Reinhardt sang Franz auf Romani, der Sprache der Sinti und Roma. So zum Beispiel „Me Hum Mato", was so viel wie „Ich habe einen Rausch" bedeutete. 

Ein Markenzeichen vom „Romeo Franz Ensemble“ waren die warmen vollen Töne, die von schüchtern bis leidenschaftlich reichten und dadurch dem Zuhörer das Gefühl gaben die Musik mit seinem Innersten zu fühlen. 

Die Begeisterung des Publi-kums animierte Romeo Franz immer mal wieder zu ein wenig Koketterie, aber auch zu ernsteren Tönen: „Kunst und Kultur sind systemrelevant. Wenn das fehlt, geht die Gesellschaft kaputt. Wir brau-chen es wie Wasser und Brot.“ Womit er den Zuhörern wahr-lich aus der Seele sprach und die am Ende beseelt nach Hause gingen und ihr Glück genossen, diesen fantastischen Musikern zugehört und sie spielen gesehen zu haben. André Sicks