Sonntag, 30. Juni 2024

Ein sportlicher Ritter von Hopfen und Malz – Gott erhalt´s

Spannung lag in der Luft,
bevor im Bürgerhaus „Alte Johanneskirche“ bekanntgegeben wurde, wer zum 45. Ritter von Hopfen und Malz ernannt wird. Für diesen feierlichen Akt gastierte die erlesene Tafelrunde nicht wie sonst üblich in der Gaststätte „Im Hippendorf“, man war erstmalig in das ehemalige Gotteshaus an der Uferstraße umgezogen. Was Rittersprecher Achim Brockhaus mit der Tatsache begründete, dass die Teilnehmerzahl in den letzten Jahren stark gestiegen sei.
„Im Laufe der Jahre nehmen immer mehr Kirmesfreunde an unserer Veranstaltung teil; und irgendwann platzt das Hippendorf aus allen Nähten.“ Von daher begab man sich auf die Suche nach einer größeren Location und wurde im Quartier Vogelsang fündig. Die traditionsreiche Gaststätte im Dorf, so wollte Brockhaus ausdrücklich noch einmal betonen, bliebe aber weiterhin der „Stammsitz für unserer Ritterrunde“, da man sich dort einfach wohl fühle.
 
Und in diese Runde reiht sich ab sofort auch jener Mann ein, der zu früheren Zeiten eine echt erfolgreiche Sportskanone war und beim diesjährigen An-blasen der Gevelsber-ger Kirmes vom Dorf-schulzen Sascha Hil-ger einen Blaukittel verliehen bekam. Der neue Ritter von Hopfen und Malz ist kein geringerer als Reimund Herberg von der Kirmesgruppe „Vie vam Kopp“. Ganz offiziell und feierlich wurde er auf der Bühne von Dietmar Kressmann durch den Ritterschlag mit dem Hopfenstab in den erlauchten Kreis der verdienten Kirmesrecken aufgenommen. Womit ihm zugleich dann auch die Ehre zuteil wurde, die schmucke Urkunde, die eigens für die Recken geprägte Medaille an der Kette, den Bierkrug sowie das edle weiße Hemd in Empfang zu nehmen.
 
Reimund Herberg war ein Lächeln ins Gesicht geschrieben, als Dietmar Kressmann den Ritterschlag mit dem Hopfenstab vollzog und den ehemals, erfolgreichen Sportakrobaten damit in den erlauchten Kreis der verdienten Kirmesrecken aufnahm. 

Herberg wurde am 20. April 1960 im Gevelsberger Krankenhaus geboren. Dass er das Kirmesfieber in sich trägt, liegt an den ihm vererbten Genen. Denn auch seine Eltern waren aktiv bei der Kirmesgruppe „Vie vam Kopp“. „Ich bin im Hippendorf großgeworden“, berichtete der Familienvater einer Tochter und zweier Ziehsöhne. Damals, so sagte er, hätten „Vie vam Kopp“ und „Hippendorf“ noch einen gemeinsamen Bauplatz neben der Gaststätte gehabt. Mit gerade einmal sechs Jahren nahm Herberg erstmalig am Kirmeszug teil. „Da saß ich bei unserer Wagendarstellung als Kaiser Wilhelm in einem Riesenrad.“ Mit 16 Jahren trat er dann auch ganz offiziell in die Kirmesgruppe ein. 
Nach einer Unstimmigkeit innerhalb der Kirmesgruppe hatte sich Herberg, der auch heute noch seine Meinung kund tut, von 1984 an für einige Jahre der Kirmesgruppe „Im Dörnen“ angeschlossen, bevor er sich auf Bitten eines Kirmesfreundes besann und 1991 wieder zu seiner „heimischen Gruppe“ zurückkehrte. Hier wurde er zunächst Kassierer im Vorstand, 1994 folgte seine Berufung ins Amt des 1. Vorsitzenden, welches er im letzten Jahr an die nächste Generation abgab. 
Mit „Vie vam Kopp“ konnte er bis dato manch einen Preis im Wagenbau abräumen. Unvergessen das Jahr 1996, als man mit der Umsetzung der Musicals „Starlight Express“, „Phantom der Oper“ und „Cats“ den Wanderpokal des Bürgermeisters, als beste Wagendarstellung. entgegen-nehmen konnte. Aber auch als Einzelgänger setzte Reimund Herberg bleibende Akzente im Gevelsberger Kirmesgeschehen. Bei sieben Starts, beginnend 2013, wurde er viermal Erster, zweimal Zweiter und einmal Dritter in der Bewertung. Mit Unterbrechung hat er zudem auch noch zehn Jahre im Vorstand vom Gevelsberger Kirmesverein mitgearbeitet, ist seit 2019 im Präsidium aktiv und hat es somit verdient, wie es Dietmar Kressmann in seiner Laudatio beschrieb, „als 45 Ritter von Hopfen und Malz ernannt zu werden“.
 
Mit 78 Kilo ist er nicht gerade ein Schwergewicht wie so manch anderer Ritter, was vor allem daran liegt, dass das Leben von Reimund Herberg stets vom Sport geprägt war. „Seit ich fünf Jahre alt war, habe ich immer irgendwo Sport getrieben“, er-zählte er. Als erstes sei es Fußball gewesen, doch da „merkte ich schnell, dass dies nicht meine Sportart ist“. Über einen Freund kam er zum Handball, wo er bis zur A-Jugend bei der SE Gevelsberg blieb, bevor er letztlich der Sportakrobatik verfiel. Die Fra-ge, wie er denn ausgerechnet zu dieser Sportart gekommen sei, beantwortete Herberg mit einem Namen: „Durch Uwe Jesinghaus von der Kirmesgruppe Im Dörnen“. Mit ihm verband ihn bereits schon als 13-jähriger eine enge Freundschaft. „Uwe hatte mit Sportakrobatik begonnen und mich 1981 zur Deutschen Meisterschaft nach Dortmund mitgenommen. Irgendwie dachte ich, das ist schon eine feine Sache.“ Der Startschuss zu einer glorreichen Zeit, die gekrönt war mit dem 15maligen Titel „Deutscher Meister“, dem zweiten Platz bei einer Europa-meisterschaft sowie einer Bronzemedaille bei Weltmeisterschaften
Dass er nach dem Blaukittel jetzt auch noch zur Ritterrunde gehöre, das machte Reimund Herberg schon glücklich und stolz, wie er abschließend verlauten ließ und vor aller Augen den Krug zum kräftigen Schluck ansetzte und diesen in einem Zug leerte.                                                    André Sicks