bevor im Bürgerhaus „Alte Johanneskirche“
bekanntgegeben wurde, wer zum 45. Ritter von Hopfen und Malz ernannt
wird. Für diesen feierlichen Akt gastierte die erlesene
Tafelrunde nicht wie sonst üblich in der Gaststätte „Im
Hippendorf“, man war erstmalig in das ehemalige Gotteshaus an der
Uferstraße umgezogen. Was Rittersprecher
Achim Brockhaus mit der Tatsache begründete, dass die Teilnehmerzahl
in den letzten Jahren stark gestiegen sei. „Im Laufe der Jahre
nehmen immer mehr Kirmesfreunde an unserer Veranstaltung teil; und
irgendwann platzt das Hippendorf aus allen Nähten.“ Von daher
begab man sich auf die Suche nach einer größeren Location und wurde
im Quartier Vogelsang fündig. Die traditionsreiche Gaststätte im
Dorf, so wollte Brockhaus ausdrücklich noch einmal betonen, bliebe
aber weiterhin der „Stammsitz für unserer Ritterrunde“, da man
sich dort einfach wohl fühle.
Und
in diese Runde reiht sich ab sofort auch jener Mann ein, der zu
früheren Zeiten eine echt erfolgreiche Sportskanone war und beim
diesjährigen An-blasen der Gevelsber-ger Kirmes vom Dorf-schulzen
Sascha Hil-ger einen Blaukittel verliehen bekam. Der
neue Ritter von Hopfen und Malz ist kein geringerer als Reimund
Herberg von der Kirmesgruppe „Vie vam Kopp“. Ganz
offiziell und feierlich wurde er auf der Bühne von Dietmar Kressmann
durch
den Ritterschlag
mit dem Hopfenstab in
den erlauchten Kreis der verdienten Kirmesrecken
aufgenommen.
Womit
ihm zugleich dann auch die Ehre
zuteil wurde, die schmucke
Urkunde, die eigens für die Recken geprägte Medaille an der Kette,
den Bierkrug sowie das edle weiße Hemd in Empfang zu nehmen.
Reimund
Herberg war ein Lächeln ins Gesicht geschrieben, als Dietmar
Kressmann den Ritterschlag mit dem Hopfenstab vollzog und den
ehemals, erfolgreichen Sportakrobaten damit in den erlauchten Kreis
der verdienten Kirmesrecken aufnahm.
Herberg
wurde am 20. April 1960 im Gevelsberger Krankenhaus geboren. Dass er
das Kirmesfieber in sich trägt, liegt an den ihm vererbten Genen.
Denn auch seine Eltern waren
aktiv bei der Kirmesgruppe „Vie vam Kopp“.
„Ich bin im Hippendorf großgeworden“, berichtete der
Familienvater einer Tochter und zweier Ziehsöhne. Damals, so sagte
er, hätten „Vie vam Kopp“ und „Hippendorf“ noch einen
gemeinsamen Bauplatz neben der Gaststätte gehabt. Mit gerade einmal
sechs Jahren nahm Herberg erstmalig am Kirmeszug teil. „Da saß ich
bei unserer Wagendarstellung als Kaiser Wilhelm in einem Riesenrad.“
Mit 16 Jahren trat er dann auch ganz offiziell in die Kirmesgruppe
ein.
Nach
einer Unstimmigkeit innerhalb der Kirmesgruppe hatte sich Herberg,
der auch heute noch seine Meinung kund tut, von 1984 an für einige
Jahre der Kirmesgruppe „Im Dörnen“ angeschlossen, bevor er sich
auf Bitten eines Kirmesfreundes besann und 1991 wieder zu seiner
„heimischen Gruppe“ zurückkehrte. Hier wurde er zunächst
Kassierer im Vorstand, 1994 folgte seine Berufung ins Amt des 1.
Vorsitzenden, welches er im letzten Jahr an die nächste Generation
abgab.
Mit
„Vie vam Kopp“ konnte er bis dato manch einen Preis im Wagenbau
abräumen. Unvergessen das Jahr 1996, als man mit der Umsetzung der
Musicals „Starlight Express“, „Phantom der Oper“ und „Cats“
den Wanderpokal des Bürgermeisters, als beste Wagendarstellung.
entgegen-nehmen konnte. Aber auch als
Einzelgänger setzte Reimund Herberg bleibende Akzente im
Gevelsberger Kirmesgeschehen. Bei sieben Starts, beginnend 2013,
wurde er viermal Erster, zweimal Zweiter und einmal Dritter in der
Bewertung. Mit Unterbrechung hat er zudem auch noch zehn Jahre im
Vorstand vom Gevelsberger Kirmesverein mitgearbeitet, ist seit 2019
im Präsidium aktiv und hat es somit verdient, wie es Dietmar
Kressmann in seiner Laudatio beschrieb, „als 45 Ritter von Hopfen
und Malz ernannt zu werden“.
Mit
78 Kilo ist er nicht gerade ein Schwergewicht wie so manch anderer
Ritter, was vor allem daran liegt, dass das Leben von Reimund Herberg
stets vom Sport geprägt war. „Seit ich fünf Jahre alt war, habe
ich immer irgendwo Sport getrieben“, er-zählte er. Als erstes sei
es Fußball gewesen, doch da „merkte ich schnell, dass dies nicht
meine Sportart ist“. Über einen Freund kam er zum Handball, wo er
bis zur A-Jugend bei der SE Gevelsberg blieb, bevor er letztlich der
Sportakrobatik verfiel. Die Fra-ge, wie er denn ausgerechnet zu dieser
Sportart gekommen sei, beantwortete Herberg mit einem Namen: „Durch
Uwe Jesinghaus von der Kirmesgruppe Im Dörnen“. Mit ihm verband
ihn bereits schon als 13-jähriger eine enge Freundschaft. „Uwe
hatte mit Sportakrobatik begonnen und mich 1981 zur Deutschen
Meisterschaft nach Dortmund mitgenommen. Irgendwie dachte ich, das
ist schon eine feine Sache.“ Der Startschuss zu einer
glorreichen Zeit, die gekrönt war mit dem 15maligen Titel „Deutscher
Meister“, dem zweiten Platz bei einer Europa-meisterschaft sowie
einer Bronzemedaille bei Weltmeisterschaften. Dass
er nach dem Blaukittel jetzt auch noch zur Ritterrunde gehöre, das
machte Reimund Herberg schon glücklich und stolz, wie er
abschließend verlauten ließ und vor aller Augen den Krug zum
kräftigen Schluck ansetzte und diesen in einem Zug leerte. André Sicks