Es
war schon etwas Besonderes was sich der Sozialverband VdK Gevelsberg
hatte einfallen lassen, um sein 75-jähriges Bestehen zu feiern.
Nicht etwa irgendein Veranstaltungsraum diente als Ort für die
Feierlichkeiten; der Vorstand unternahm vielmehr eine Reise zurück
in die Vergangenheit und empfing die Mitglieder und Ehrengäste auf
dem Gelände der AVU im Gevelsberger Autokino.
Schon
beim Ein-lass verspürte man ein nostalgisches Gefühl. Den Gäs-ten
wurde nämlich eine vom filmriss-Team zusammen-gestellte Schnu-ckertüte
gereicht, die neben herzhaf-ten und süßen Köstlichkeiten zu-sätzlich
auch noch eine 64-seitige Festschrift beinhaltete. Zeitgleich liefen
auf der großen Leinwand bereits kleine Filme, die die Arbeit des
Sozialverband VdK aufzeigten. Musikalisch untermalt wurde das Ganze
von Manuel Morgenstern mit stimmungsvollen Gesangs- und Pianoklängen. Als
Moderator konnte der bekannte WDR-Reporter Jan Schulte gewonnen
werden, der locker, witzig, spritzig und kurzweilig durch das rund
zweistündige Programm führte, dass mit dem Ein-marsch der
Spielleute-Vereinigung Gevelsberg offiziell eröffnet wurde.
Gedanklich schunkelte man gemeinsam „auf der Reeperbahn nachts um
halb eins“ und beim Ausmarsch schickten die Musiker mit dem
„Steigerlied“ noch ein herzliches „Glückauf“ an den VdK
Gevelsberg.
Wie alles begann
Dessen
Vorsitzender Klaus Löbbe begrüßte im Anschluss die
Festgesellschaft und ließ sie wissen, dass ihr Besuch ein
deutliches Zeichen dafür sei, dass der VdK kein isoliertes
Verbandsleben führe, sondern stets einen guten Kontakt und eine
vertrauensvolle Zusammenarbeit mit anderen pflegt. Auch wenn das
Erreichen des 75sten Lebensjahres für viele bedeute, sich etwas
zurückzunehmen und die angenehmen Seiten des Alters zu genießen, so
gelte dies keinesfalls für den
VdK Gevelsberg. Dessen Türen stünden auch weiterhin jedem Menschen
offen, sagte Löbbe, der Rat und Unterstützung in sozialen Fragen
benötige. „Sozialpolitisches Engagement, umfassende Angebote rund
um die Themen Sozialrecht, Gesundheit, Behinderungen, Rente und
Pflege sowie gelebte Solidarität im Ehrenamt bilden das Fundament
unserer starken Gemeinschaft.“ Allerdings wolle man nicht mehr nur
als reiner Dienstleister agieren. „Um unseren
gesellschaftspolitischen Auftrag zu erfüllen, ist es ebenso wichtig
die Menschen für das Verbandsleben zu in-teressieren, sie für die
Grundidee und die Ziele des VdK zu begeistern.“ Natürlich
ließ er während sei-ner Rede auch noch einmal kurz die Entwicklung
des Ortsverbandes in den vergangenen Jahrzehnten Revue passieren.
Wobei das Wichtigste die Gründung der Selbsthilfegruppe am 16. März
1946 war. Man sei den Gründungsmit-gliedern, unter ihnen Otto
Corvey, Kurt Frank, Elli Grah, Anton Hüter, Ernst Kimstedt, Peter
Pink, Helmut vom Schemm und Selma Zopp, zu Dank verpflichtet, dass
sie vor 75 Jahren den heutigen Gevelsberger Ortsverband ins Leben
riefen. Als Klaus Löbbe vor 25 Jahren an die Spitze gewählte wurde,
da zählte man ca. 215 Mitgliederinnen und Mitglieder. Heute seien es
unglaubliche 900 Personen, die sich dem Sozialverband VdK anvertrauen
würden. „Stolze Zahlen, oder?“ resümierte er.
Schlagfertige Rentnerin mit Überraschung
Mit
Sicherheit; aber dies sollte sich rasch ändern. Denn „Omma Hertha“
aus dem Dorf am Hagebölling schritt gemächlich mit ihrem Rollator
in Richtung Bühne. Die Dame mit der großen runden Brille und dem
Staubwedel hatte gehört dass filmriss-Betreiber Klaus Fiukowski eine
Reinigungskraft suche und wollte sich nun einmal persönlich bei ihm
vorstellen. Dass sie dabei in eine Veranstaltung platzte, war ihr
zwar etwas unangenehm, hinderte sie aber keineswegs daran ein wenig
vom Leder zu ziehen. So stellte sie zum Beispiel fest, dass alle
verantwortungsvollen Posten mit einem Klaus an der Spitze besetzt
seien und deren Frauen hätten oftmals auch sogar den selben Namen.
„Dr. Klaus Solmecke hatte als Bürgermeister eine Renate an seiner
Seite und die bessere Hälfte von Klaus Löbbe heißt ebenfalls
Renate.“ Und die, so berichtete die rüstige Seniorin, agiere stets
mit vollem Engagement still und leise im Hintergrund. Zudem sei sie
eine „tolle Reiseleiterin“ bei den organisierten Tages- und
Mehrtagesfahrten. Ginge es nach „Omma Hertha“, dann sind es aber
die regelmäßigen Treffen und der zwischenmenschliche Austausch der
Mitglieder, die das Verbandsleben prägen würden. Somit sei es für
sie nun auch an der Zeit, die Katze aus dem Sack zu lassen. „Ab
jetzt bin ich ein Mitglied der VdK-Familie“ rief sie begeistert und
überreichte Klaus Löbbe ihren unterschriebenen Mitgliedsantrag. Der
VdK Gevelsberg durfte somit bei seiner Jubiläums-Matinee das 901.
Mitglied begrüßen.
Grußworte der Politik
Was
Bürgermeister Claus Jacobi direkt zum Anlass nahm um doppelte
Glückwünsche auszusprechen. „Sie haben das selbstgesteckte Ziel
erreicht, wenn nicht sogar übertroffen“, lobte er die Arbeit vom
VdK Gevelsberg. Egal ob es dabei um Fragen zu den gesetzlichen
Sozialversicherungen, der Rehabilitation oder Schwerbehindertenrecht
ginge. „Sie geben Tag für Tag ihr Bestes für all diejenigen, die
ihre Hilfe brauchen“. Und das Besondere, so ließ er abschließend
wissen, sei die stets sehr persönliche, lösungsorientierte Arbeit
unmittelbar vor Ort.
Dem
konnte Landrat Olaf Schade nur bei-pflichten und sagte, das
der VdK ein Verband sei, bei dem neben „sei-ner kompetenten
Inte-ressenvertretung“ insbe-sondere auch Freude und Spaß,
Weiterbil-dung und geselliges Miteinander nicht zu kurz kämen. „Und
ich denke, dass ich richtig liege, wenn ich sage: Im VdK sind viele
lang-jährige Freundschaften geschlossen worden.“ Darum
sei der VdK Gevelsberg mit all seinen Aktivitäten auch ein wichtiger
Teil des Vereinslebens und ein wichtiger sozialer Treffpunkt in
Gevelsberg.
Ein besonderer Gast aus Düsseldorf
Eine
besondere Ehre für den Gevelsberger VdK war es, dass mit Horst Vöge
der Vorsitzende vom Landesverband NRW gekommen war. Dieser verband
seine Glückwünsche mit einem Dank „für die gute Zusammenarbeit
in den zurückliegenden Jahren und für die Wahrnehmung der
vielschichtigen sozialen Aufgaben durch die zahlreichen ehrenamtlich
Tätigen im Ortsverband.“ Der VdK Gevelsberg, so sagte er, erfülle
eine wichtige soziale Funktion, wirke der Vereinsamung älterer
Menschen entgegen und sei darüber hinaus oftmals Ansprechpartner bei
Alltagsproblemen sowie aufmerksamer Zuhörer. Das Jubiläum bot Vöge
zudem Gelegenheit, die Arbeit des Sozialverbandes einmal genauer zu
betrachten. Angesichts der demografischen Entwicklung und
einschneidender sozial-rechtlicher Reformen müsse „und wird sich“
der VdK bei der Politik Gehör verschaffen und helfen, an Lösungen
mitzuwirken, sagte er. „Viele Menschen benötigen unsere Hilfe,
wenn es um die Wahrung ihrer Rechte geht. Bei uns sind sie gut
aufgehoben.“ Abschließend versprach er, dass er noch einmal
wiederkäme um das 1.000 Mitglied beim VdK Gevelsberg
höchstpersönlich zu begrüßen.
Bevor
die Jubiläums-Matinee mit einem Schlusswort von Klaus Löbbe ihr
Ende fand, stimmte Manuel Morgenstern noch das Lied „Ein Hoch auf
uns“ an und die Zuschauer wurden mitge-nommen auf eine Bilderreise
durch die letzten Jahrzehnten.
Mit dieser Veranstaltung legte man den
Grundstein, um auch weiterhin aktiv und nachhaltig im Sinne der
Mitglieder zu arbeiten. Frei dem Motto: Zukunft sozial gestalten –
Gevelsberg sozial gestalten! „Denn das ist unsere Maxime in und für
Gevelsberg“, sagte Löbbe abschließend. André Sicks