Freitag, 30. August 2024

„Klimagerechtigkeit“ steht im Mittelpunkt der Fairen Woche 2024

Klimagerechtigkeit, die größte Herausforderung unserer Zeit.
Millionen Menschen sind von den Folgen der Klimakrise betroffen. Sie ist nicht nur eine ökologische, sie ist vor allem auch eine soziale Herausforderung. Ein Ausdruck weltweiter Machtungleichgewichte, da ihre Ursachen und Auswirkungen global verschieden gelagert sind.
 
Unter dem Motto „Fair. Und kein Grad mehr!“ beschäftigen sich die Weltläden aus Gevelsberg, Ennepetal und Schwelm, in Kooperation mit der vhs Ennepe-Ruhr-Süd und unter der organisa-torischen Leitung von Jürgen Nestmann, vom 15. bis 27. September 2024 mit den Auswirkungen der Klimakrise auf die Lebens und Arbeitsbe-dingungen der Produzenten / Produzentinnen und zeigen auf, welchen Beitrag der Faire Handel zur Umsetzung von Klimagerechtigkeit leistet. „Wir freuen uns sehr über das Enga-gement von Herrn Nestmann und den Weltläden, die damit eine Veranstaltungsreihe auf die Beine gestellt haben, die das Thema Klimagerech-tigkeit aus verschiedenen Perspektiven beleuch-tet“, sagt Iris Baeck, stellvertretende Direktorin der Volkshochschule. „Auch im allgemeinen Programmangebot der vhs steht die Bildung für nachhaltige Entwicklung seit einigen Jahren zunehmend mehr im Fokus.“ 

Den Auftakt dieser Veranstaltungsreihe, so Jürgen Nestmann, bildet am 15. September 2024 ein Faires Klima-Frühstück, das die GRÜNEN Schwelm in Kooperation mit der vhs und den Weltläden im Kulturhaus in Schwelm ausrichten werden. Als besonderer Gast wurde dazu die ehemalige Umwelt-, Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerin von Nordrhein-Westfalen, Bärbel Höhn, eingeladen. Sie wird aus ihrem Buch „Lasst und was bewegen! Was wir jetzt für die Zukunft unserer Enkel tun können“ einige Passagen lesen und Tipps geben, wie gerade ältere Menschen sich effektiv und mit Spaß beim Umwelt-, Natur- und Klimaschutz engagieren können. Allzu oft, so Nestmann, würde man nämlich die vorhandene Kompetenz und Energie älterer Menschen unterschätzen. Er bringt es mit einem Zitat von Bärbel Höhn auf den Punkt: „Kämpfen wir für unsere Kinder und Enkel, für die Zukunft, für uns. Aktiver Klima- und Umweltschutz ist nicht vom Alter abhängig!“ 

Bereits einen Tag später, am 16. September 2024, heißt es dann: „Die Zukunft liegt in unseren Händen“- ein Satz, der deutlich macht, dass „wir mit unserem Handeln darüber entscheiden, wie lebenswert unsere Erde und damit unsere Zukunft bleibt“, erklärt Jürgen Nestmann, und lädt damit alle Interessierten zu einem Zukunftsquiz in den Weltladen nach Schwelm ein. 

Weiter geht es am 17. September in der vhs mit der Reportage „Dreckiges Leder – Wie unsere Schuhe gemacht werden“. Darin nimmt der Journalist und Regisseur Christian Jentzsch die Zuschauenden mit auf eine filmische Recherchereise von Deutschland nach Indien. Seinen Blick richtet er dabei auf intransparente Lieferketten bekannter Schuhmarken und Schuhhändler, begegnet Arbeitenden in der indischen Schuh- und Lederindustrie sowie Anwohnern und Anwohnerinnen, die in unmittelbarer Nähe zu den Gerbereibetrieben leben. Der Film zeigt die Folgen der ungerechten Verteilung von Macht und Einflussmöglichkeiten im globalen Norden sowie im Süden.
Die abschließende Diskussion mit Berndt Hinzmann vom INKOTA-netzwerk e.V. soll dazu anregen, sich kritisch mit den Themen Konsum, Schuhe, Arbeitsbedingungen und mit den notwendigen Veränderungen zu mehr Umweltschutz und Menschenrechten auseinanderzusetzen. INKOTA ist ein Verein, so Nestmann, der sich seit vielen Jahren weltweit in der Kampagne für Saubere Kleidung engagiert. „Und Berndt Hinzmann ist hierbei insbesondere Kenner der Verhältnisse in der Schuhbranche, die nach wie vor ein trauriges Paradebeispiel für intransparente globale Wert-schöpfungsketten ist.“ 

Auf eine atemberaubende Reise in die Anden geht es am 20. September mit dem Fotojournalisten-Duo „lobOlmo“. Im Foyer der vhs Ennepe-Ruhr-Süd zeigen Dr. Michael Wolfsteiner und Dr. Jutta Ulmer eine Multivisionsshow, die grandiose Berglandschaften, persönliche Reiseerlebnisse und Fairen Handel miteinander verbindet. Beide waren bereits im vergangenen Jahr Gäste im Rahmen der „Fairen Woche“ mit einer „Liebeserklärung an unseren Planeten“, die Mut machte, sich für eine gerechtere, friedlichere und menschlichere Welt zu engagieren. Mit wunderschönen Fotos, inspirierenden Erzählungen und stimmungsvoller Musik berichten sie diesmal dem Publikum von ihren Begegnungen mit Fair-Trade-Produzenten, Schamanen und Sternenguckern in den eisigen Höhen der Anden.

Schon im vergangenen Jahr konnten Iris Baeck und Jürgen Nestmann vom Gevelsberger Weltladen das Fotojournalisten-Duo „lobOlmo“ alias Dr. Michael Wolfsteiner und Dr. Jutta Ulme (vlnr) anlässlich der Fairen Woche in Gevelsberg begrüßen. 

Alle satt!?“ heißt das Theaterstück, das am 24. September im filmriss kino aufgeführt wird. Gemeinsam mit den Akteuren vom „theaterspiel Witten“ begibt man sich als Zuschauender auf eine mitreißende Abenteuerreise, bei der man den großen Fragen des Zuviels und Zuwenigs auf dieser Welt begegnet und dazu aufgefordert wird, seinen eigenen Lebensstil zu hinterfragen. Eine freche Showperformance aus Schauspiel, Musik und Bewegung, die zeigt, dass der große Schritt hin zur gerechteren Welt mit dem eigenen kleinen beginnen kann. „Zu diesem Theaterstück, wie auch zu allen anderen Veranstaltungen der Fairen Woche“, rührt Jürgen Nestmann die Werbetrommel, seien insbesondere auch junge Menschen eingeladen, das Thema „Klimagerechtigkeit“ für sich zu entdecken und durch eigenes Handeln ein wenig dazu beizutragen.
 
Der Spielfilm „Made in Bangladesh“ erzählt am 26. September im filmriss Kino die Geschichte der jungen Bengalin Shimu, die in einer Nähfabrik in Dhaka arbeitet. Hungerlöhne, un-bezahlte Überstunden, geschlechter-spezifische Diskriminierung, keine so-ziale Absicherung, mangelnde Sicher-heitsstandards und kein festes Be-schäftigungsverhältnis prägen ihren Alltag. Der Film stellt nicht nur die Zusammenhänge der modernen und globalisierten Textilproduktion realis-tisch und nachvollziehbar dar; er bietet auch Einblicke in die Lebens- und Arbeitsbedingungen der bengalischen Näherinnen, die die Kleidung herstel-len, die in den westlichen Industrie-ländern bevorzugt getragen und um ein Vielfaches ihres Herstellungs-preises verkauft werden. 

Am 27. September, zum Abschluss der Fairen Wochen, führt Basir Najimi Interessierte mit seinem Lichtbildervortrag „Der lange Weg zur Selbsthilfe“ nach Afghanistan, ein Land, in dem Dürren, Konflikte und die Isolation des Landes vom internationalen Zahlungsverkehr überaus große Hindernisse für die Existenzsicherung und das Überleben der Landwirte darstellen. Erst kürzlich war er zu Besuch in diesem, seinem Heimatland und hat dort aktuelle Einblicke gewinnen können, die authentisch die Situation vor Ort und mögliche Auswege dokumentieren.
 
Plakate sind gedruckt, Programmflyer liegen aus – die Organisatoren der Fairen Woche 2024 in Gevelsberg freuen sich auf zahlreiche Besucher*innen bei den einzelnen Veranstaltungen; insbesondere auch auf junge Leute, die mit ihrem Handeln ebenfalls ein wenig zur „Klimagerechtigkeit“ beitragen können. 

Der Eintritt zu all diesen Veranstaltungen ist dank der finanziellen Unterstützung des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ für alle Besucher*innen kostenfrei. Weitere Details und Informationen sowie Anmeldungen sind telefonisch unter der Rufnummer +49 (0) 23 32 / 91 86-122, per E-Mail an urbanski@vhs-en-sued.de oder über die Homepage www.vhs-en-sued.com möglich.                                                   André Sicks