Donnerstag, 24. August 2023

Tödlicher Überfall in der Morgendämmerung

Was geschah wirklich in der Abenddämmerung des 7. November 1225?
Dieser Frage will man beim VdK-Treff auf den Grund gehen. An die 30 Teilnehmenden haben sich dafür in der Gaststätte „Am Ufer" eingefunden, um gemeinsam mit dem bekannten Journalisten und Autor Uwe Schumacher und seiner Frau Gabriele, beide sind dem Anlass ent-sprechend in den Gewändern eines adeligen Paares aus dem frühen 13. Jahrhundert gekleidet, eine Zeitreise anzutreten. Es dreht sich alles um einen der wohl spektakulärsten Kriminalfälle des Mittelalters, der zugleich auch den geschichtlichen Ursprung der Stadt Gevelsberg dokumentiert: nämlich den tödlichen Überfall auf den Kölner Erzbischof und Reichsverweser Engelbert I. 
Mit seinem Roman „Das dunkle Geheimnis der Klutert“, aus dem Schumacher ausgewählte Passagen liest, inszeniert er eine spannende und zugleich fiktive Handlung, welche diesem ungelösten Rätsel der Kriminalgeschichte neue Akzente versetzt. Es wird für alle eine Lesung der besonderen Art, da sich der Autor zwischendurch auch immer mal wieder als Minnesänger mit angenehmer Stimme präsentiert. Begleitet zu den Gitarrenklängen seiner Frau Gabriele, die bei der Stadt Gevelsberg 20 Jahre lang Leiterin der Abteilung Soziale Leistungen war und sich zuletzt als Behindertenbeauftragte um die Themen Barrierefreiheit und Teilhabe kümmerte.
 
In seiner Funktion als Seniorenbetreuer und Veranstaltungsbeauftragter konnte Peter Standschus (mitte) für den VdK-Treff den bekannten Journalisten und Autor Uwe Schumacher sowie dessen Frau Gabriele gewinnen, die gemeinsam mit den Teilnehmenden zu einer Zeitreise ins historische Gevelsberg aufbrachen. 

Die beiden Hauptprotagonisten des Buches, der 22-jährige Student Fred Hoppe und seine Freundin Leng Phei Siang, werden 1972 beim Besuch der Kluterthöhle durch geheimnisvolle Kräfte in die Vergangenheit versetzt. Zu jener Zeit, in der sich der tödlich endende Konflikt zwischen Graf Friedrich von Isenberg und seinem Großvetter Engelbert, Erzbischof von Köln und Graf von Berg, zu eskalieren beginnt. „Es war ein Streit zweier Personen, der sich an der Vogtei über das Reichsstift Essen entzündete.“ Bei Verhandlungen in Soest versprach Engelbert Friedrich eine Geldent-schädigung für dessen Verzicht auf die Vogtei. Der Isenburger lehnte es jedoch ab, da er sich in seinen Rechten beschnitten fühlte. Man beschloss das Problem auf einen späteren Zeitpunkt zu vertagen, bei einem Treffen in Köln. „Doch man traf sich, für Engelbert unerwartet, bereits am 7. November 1225 in einem Hohlweg bei Gevelsberg.“ 

Rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörer lauschten den Worten von Uwe Schumacher über das Verbrechen an den Kölner Erzbischof und Reichsverweser Engelbert I, das sich am 7. November 1225 in Gevelsberg ereignete, die seine Frau Gabriele musikalisch mit zeitgenössischen Gitarrenklängen untermalte. 

Eigentlich sollte es „nur eine Geiselnahme“ sein, die, wie Uwe Schumacher erklärt, in adeligen Kreisen nicht selten war, wenn es um Macht, Einfluss und Gebiete ging.
Der Tod des Erzbischofs sei nicht geplant gewesen. Eingekesselt von Leuten des Isenbergers gab es für ihn jedoch keine Möglichkeit zu entkommen. „Auch wenn sich einer der mächtigsten Männer seiner Zeit energisch zur Wehr setzte, so war er am Ende chancenlos und ließ durch 47 Hiebe und Stiche sein Leben.“ Ob es Mord oder Totschlag war, darüber wird bis heute noch diskutiert. Fest steht, dass dieses Verbrechen für Furore sorgte und man Graf Friedrich von Isenberg als Mörder beschuldigte, ihn zum Tode verurteilte und 1226 auf grausame Weise hinrichtete. Um 1230 herum, so erzählt Schumacher abschließend, errichtete man an der Todesstelle ein Sühnekloster, das zur Keimzelle von Gevelsberg wurde. Er fügt noch hinzu, dass man den „ganz genaue Standort an dem der Kölner Erzbischof Engelbert I überfallen und erschlagen wurde“ nicht dokumentieren könne. „Auch wenn viele vielleicht denken mögen, dass sich dieser am Engelbert-Denkmal in der Elberfelder Straße befände.“                                                                           André Sicks