„Es ist wie
nach Hause kommen“, freut sich Gerhard Lützenbürger als er das
ehemalige Café vom AWO-Ortsverein im
Elfriede-Hetzler-Seniorenzentrum in der Kampstraße betritt. Genau
hier, so sagt er, sei man am 10. Oktober 2019 auf Initiative von
Daniela Alze, Seniorenbeauftragte der Stadt Gevelsberg, und der
damaligen AWO-Quartiersmanagerin Andrea Hübner an den Start
gegangen. Mit dem Ziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.
Gebrauchsgüter nutzbar machen und, wenn möglich, wieder in Stand zu
setzen. „Alte Gegenstände erhalten so eine neue Wertvorstellung
anstatt auf dem Müll zu landen“, erklärt er das Prinzip des
Reparaturcafés und fügt hinzu, dass es oftmals liebgewordene Stücke
seien, von denen man sich nicht trennen kann, weil sie zum Beispiel
an einen lieben Menschen erinnern. Und wenn sich für solche Dinge
weder eine Firma vor Ort findet die entsprechende Reparaturen
durchführt oder die Verkäufer einem direkt sagen, dass sich eine
Reparatur nicht lohnt, „kaufen Sie doch ein neues, das kann auch
viel mehr als das alte“, dann spielt dies natürlich den
ehrenamtlichen Reparateuren in die Hände.
Am
10. Oktober 2019 fiel der Startschuss für das Reparaturcafé, deren
Betreiber bis heute an die 300 Gegenstände in die Finger bekamen und
sie mit einer Erfolgsrate von rund 80% erfolgreich wieder in Gang
brachten.
Schon
gleich zu Anfang zeichnete sich ab, dass man mit solch einem
ressourcenschonenden Angebot, altes weiter zu nutzen, innerhalb der
Bevölkerung auf Zuspruch stieß. Bedauerlicherweise aber nur bis zum
Dezember 2021, der bekanntlich einen 15-monatigen Lockdown mit sich
brachte. Eine Zeitspanne in der alles ruhte, still stand und
geschlossen war. „Erst am 31. März 2022 sind wir wieder an den
Start gegangen“, erinnert sich Lützenbürger. Allerdings nicht in
der AWO-Pflegeeinrichtung, da dort nämlich nach wie vor
Einschränkungen bestanden, sondern dankes-werterweise im Kleiderladen
vom Gevelsberger Kinderschutzbund in der Mittelstraße 76. „Da
blieben wir 11 Monate.“ Dort
sei es zwar etwas beengt gewesen, aber man konnte an den
Öffnungstagen in der Regel 12-15 Besuche verzeichnen, die neues
brachten oder ihre Dinge abholten, so Lützenbürgers Aussage. „Meist
haben wir die zu uns gebrachten defekten Geräte allerdings mit nach
Hause genommen, da oft spezielle Werkzeuge erforderlich waren.“
Wenn ein Gerät repariert war, so konnte es die Kundschaft „bei uns
zu Hause abholen oder wir teilten ihnen telefonisch mit, dass das
Gerät beim nächsten Termin abholbereit ist oder aber nicht mehr
reparabel sei“. Letzteres sei bis dato allerdings in den wenigsten
Fällen vorgekommen, freut sich der ehrenamtliche Reparateur und
spricht dabei von gut 300 Geräten, deren Erfolgsquote bei über 80%
läge.
Die
Liste all der Dinge, die das Team bisher zur Reparatur hatte ist
lang. „Sie würde sicher einen Zeitungsartikel sprengen“, scherzt
er und nennt als Blitzlichter unter anderem einen Akkusauger, ein
Röhrenradio, eine alte Spieluhr, einen Kaffeevollautomaten und einen
Wasserkocher, dessen Kabel gerissen war, ein neues Zuleitungskabel
bekommen hat und nun wieder fleißig seine Dienste tut. Was den
Reparateuren aber wirklich Kopfzerbrechen bereitet habe, da fallen
ihnen spontan eine Singer-Nähmaschine ein, für die die
entsprechende Reparaturanleitung in den USA gefunden wurde sowie eine
Kaffeefiltermaschine, deren kompliziertes Auseinanderschrauben erst
durch eine mühsame Suche mit Hilfe eines russischen Bastlers und
dessen YouTube-Video gelang.
Egal
ob es der Roboter eines Kindes ist oder eine Nähmaschine, die
ehrenamtlichen Reparateure nehmen sich jedem Problem an und versuchen
den guten Stücken ihrer Kunden wieder Leben einzuhauchen.
Spontan
und ohne große Nachfragen hat Christine Werchan,
Einrichtungsleiterin im Elfriede-Hetzler-Seniorenzentrum, den
Ehrenamtlern nun ihre alte Wirkungsstätte wieder zur Verfügung
gestellt. Vorbei ist es also mit der Enge beim Kinderschutzbund und
der Mitnahme der Geräte in die eigenen vier Wände. Neben der großen
Cafeteria, deren ehrenamtlichen Betrieb der AWO-Ortsverein durch die
Corona-Einschränkungen einstellen musste, bekam man zusätzlich noch
einen Lagerraum, in dem reparierte oder auf Reparatur wartende Dinge
lagern können. „Und wir haben hier auch Platz für eine
Grundausstattung an Werkzeug“, freuen sich die momentan fünf
Reparateure, die alle über einen unterschiedlichen Berufswerdegang
verfügen, gemeinsam aber der Frage nach dem Warum nachgehen. Jeder
nehme sich die Dinge vor, die ihm am besten liegen, erklären sie.
„Keiner ist dabei mit einer Hemmschwelle versehen; wenn der eine
bei einer Reparatur nicht weiterkommt, dann fragt er den anderen und
gemeinsam wird eine Lösung gefunden.“ Was die Kundschaft bei ihrem
kostenfreien Angebot zu beachten hat, dass sei die Regel, dass „wir
keine Garantie übernehmen und auch nicht für die Entsorgung
defekter Dinge einstehen“. Kosten würden lediglich für
Ersatzteile und deren Versand entstehen, die, wie sie sagen, aber
meistens bei Beträgen um die zehn Euro liegen würden. „Wer uns
Gutes tun will, der gibt was in die Kaffeekasse, denn der Name
Reparaturcafé sagt doch alles.“
Abschließend
rühren sie noch kurz die Werbetrommel für den 20. Juni 2023, wenn
sich im Elfriede-Hetzler-Seniorenzentrum von 10:00 bis 12:00 Uhr die
Türen zum Reparaturcafé wieder öffnen. Nicht unerwähnt lassen
möchten sie, das
Unterstützung natürlich immer willkommen sei. „Jeder der hilft,
bringt sich und seine Fähigkeiten ein und erweitert unsere
Möglichkeiten.“ Wenn sie sich etwas wünschen dürften, dann seien
es helfende Hände für Näharbeiten, da „wir Männer dort doch
etwas unterbelichtet sind“. Allerdings, und das wolle man explizit
betonen, wolle man dabei keinesfalls mit den Änderungsschneidereien
in Gevelsberg in Konkurrenz treten.
Wer
also Interesse hat im Reparaturcafé aktiv mitzuwirken, der kann sich
telefonisch unter der Rufnummer +49 (0) 23 32 / 36 09 oder per Email
an reparaturcafe.gevelsberg@gmail.com
melden. André Sicks