Sonntag, 18. Juni 2023

Reparaturcafé ist zurück an alter Wirkungsstätte in der Kampstraße

Neustart für das Gevelsberger Reparaturcafé am alten Ort.
„Es ist wie nach Hause kommen“, freut sich Gerhard Lützenbürger als er das ehemalige Café vom AWO-Ortsverein im Elfriede-Hetzler-Seniorenzentrum in der Kampstraße betritt. Genau hier, so sagt er, sei man am 10. Oktober 2019 auf Initiative von Daniela Alze, Seniorenbeauftragte der Stadt Gevelsberg, und der damaligen AWO-Quartiersmanagerin Andrea Hübner an den Start gegangen. Mit dem Ziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Gebrauchsgüter nutzbar machen und, wenn möglich, wieder in Stand zu setzen. „Alte Gegenstände erhalten so eine neue Wertvorstellung anstatt auf dem Müll zu landen“, erklärt er das Prinzip des Reparaturcafés und fügt hinzu, dass es oftmals liebgewordene Stücke seien, von denen man sich nicht trennen kann, weil sie zum Beispiel an einen lieben Menschen erinnern. Und wenn sich für solche Dinge weder eine Firma vor Ort findet die entsprechende Reparaturen durchführt oder die Verkäufer einem direkt sagen, dass sich eine Reparatur nicht lohnt, „kaufen Sie doch ein neues, das kann auch viel mehr als das alte“, dann spielt dies natürlich den ehrenamtlichen Reparateuren in die Hände. 

Am 10. Oktober 2019 fiel der Startschuss für das Reparaturcafé, deren Betreiber bis heute an die 300 Gegenstände in die Finger bekamen und sie mit einer Erfolgsrate von rund 80% erfolgreich wieder in Gang brachten. 

Schon gleich zu Anfang zeichnete sich ab, dass man mit solch einem ressourcenschonenden Angebot, altes weiter zu nutzen, innerhalb der Bevölkerung auf Zuspruch stieß. Bedauerlicherweise aber nur bis zum Dezember 2021, der bekanntlich einen 15-monatigen Lockdown mit sich brachte. Eine Zeitspanne in der alles ruhte, still stand und geschlossen war. „Erst am 31. März 2022 sind wir wieder an den Start gegangen“, erinnert sich Lützenbürger. Allerdings nicht in der AWO-Pflegeeinrichtung, da dort nämlich nach wie vor Einschränkungen bestanden, sondern dankes-werterweise im Kleiderladen vom Gevelsberger Kinderschutzbund in der Mittelstraße 76. „Da blieben wir 11 Monate.“ Dort sei es zwar etwas beengt gewesen, aber man konnte an den Öffnungstagen in der Regel 12-15 Besuche verzeichnen, die neues brachten oder ihre Dinge abholten, so Lützenbürgers Aussage. „Meist haben wir die zu uns gebrachten defekten Geräte allerdings mit nach Hause genommen, da oft spezielle Werkzeuge erforderlich waren.“ Wenn ein Gerät repariert war, so konnte es die Kundschaft „bei uns zu Hause abholen oder wir teilten ihnen telefonisch mit, dass das Gerät beim nächsten Termin abholbereit ist oder aber nicht mehr reparabel sei“. Letzteres sei bis dato allerdings in den wenigsten Fällen vorgekommen, freut sich der ehrenamtliche Reparateur und spricht dabei von gut 300 Geräten, deren Erfolgsquote bei über 80% läge. 
Die Liste all der Dinge, die das Team bisher zur Reparatur hatte ist lang. „Sie würde sicher einen Zeitungsartikel sprengen“, scherzt er und nennt als Blitzlichter unter anderem einen Akkusauger, ein Röhrenradio, eine alte Spieluhr, einen Kaffeevollautomaten und einen Wasserkocher, dessen Kabel gerissen war, ein neues Zuleitungskabel bekommen hat und nun wieder fleißig seine Dienste tut. Was den Reparateuren aber wirklich Kopfzerbrechen bereitet habe, da fallen ihnen spontan eine Singer-Nähmaschine ein, für die die entsprechende Reparaturanleitung in den USA gefunden wurde sowie eine Kaffeefiltermaschine, deren kompliziertes Auseinanderschrauben erst durch eine mühsame Suche mit Hilfe eines russischen Bastlers und dessen YouTube-Video gelang.
 
Egal ob es der Roboter eines Kindes ist oder eine Nähmaschine, die ehrenamtlichen Reparateure nehmen sich jedem Problem an und versuchen den guten Stücken ihrer Kunden wieder Leben einzuhauchen. 

Spontan und ohne große Nachfragen hat Christine Werchan, Einrichtungsleiterin im Elfriede-Hetzler-Seniorenzentrum, den Ehrenamtlern nun ihre alte Wirkungsstätte wieder zur Verfügung gestellt. Vorbei ist es also mit der Enge beim Kinderschutzbund und der Mitnahme der Geräte in die eigenen vier Wände. Neben der großen Cafeteria, deren ehrenamtlichen Betrieb der AWO-Ortsverein durch die Corona-Einschränkungen einstellen musste, bekam man zusätzlich noch einen Lagerraum, in dem reparierte oder auf Reparatur wartende Dinge lagern können. „Und wir haben hier auch Platz für eine Grundausstattung an Werkzeug“, freuen sich die momentan fünf Reparateure, die alle über einen unterschiedlichen Berufswerdegang verfügen, gemeinsam aber der Frage nach dem Warum nachgehen. Jeder nehme sich die Dinge vor, die ihm am besten liegen, erklären sie. „Keiner ist dabei mit einer Hemmschwelle versehen; wenn der eine bei einer Reparatur nicht weiterkommt, dann fragt er den anderen und gemeinsam wird eine Lösung gefunden.“ Was die Kundschaft bei ihrem kostenfreien Angebot zu beachten hat, dass sei die Regel, dass „wir keine Garantie übernehmen und auch nicht für die Entsorgung defekter Dinge einstehen“. Kosten würden lediglich für Ersatzteile und deren Versand entstehen, die, wie sie sagen, aber meistens bei Beträgen um die zehn Euro liegen würden. „Wer uns Gutes tun will, der gibt was in die Kaffeekasse, denn der Name Reparaturcafé sagt doch alles.“ 
Abschließend rühren sie noch kurz die Werbetrommel für den 20. Juni 2023, wenn sich im Elfriede-Hetzler-Seniorenzentrum von 10:00 bis 12:00 Uhr die Türen zum Reparaturcafé wieder öffnen. Nicht unerwähnt lassen möchten sie, das Unterstützung natürlich immer willkommen sei. „Jeder der hilft, bringt sich und seine Fähigkeiten ein und erweitert unsere Möglichkeiten.“ Wenn sie sich etwas wünschen dürften, dann seien es helfende Hände für Näharbeiten, da „wir Männer dort doch etwas unterbelichtet sind“. Allerdings, und das wolle man explizit betonen, wolle man dabei keinesfalls mit den Änderungsschneidereien in Gevelsberg in Konkurrenz treten. 

Wer also Interesse hat im Reparaturcafé aktiv mitzuwirken, der kann sich telefonisch unter der Rufnummer +49 (0) 23 32 / 36 09 oder per Email an reparaturcafe.gevelsberg@gmail.com melden.                            André Sicks