Mittwoch, 26. April 2023

An 365 Tagen stets 24 Stunden rund um die Uhr im Einsatz

Das war der kürzeste Jahresbericht, den ich bis dato gehalten habe“,
sagt der stellvertretende Leiter der Gevelsberger Feuerwehr Rüdiger Kaiser und verdrückt dabei ein kleines Tränchen. Denn es war das letzte Mal, dass er bei der alljährlichen Jahresdienstbesprechung dieser Aufgabe im aktiven Dienst nachgekommen ist. Anfang September geht der Stadtbrandinspektor offiziell in den Ruhestand und „ich werde dann mit meiner Frau nach Ostfriesland ziehen, um dort meinen Lebensabend zu verbringen und meinen Hobby´s zu frönen“. Applaus brandet auf und bei den Kameradinnen und Kameraden lässt sich im Gesicht erkennen, dass sie damit ein Urgestein der löschenden Zunft ziehen lassen werden. Was Kaiser zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt, auf ihn wartet zum Ende der Veranstaltung, bei der mit Ed Siegers, Jackie Brouté sowie Natalie und Stephane Ramaugé auch vier Gäste aus Vendȏme zugegen sind, eine ganz besondere Überraschung. 

Es gibt wohl kaum ein vergleichbares Ehrenamt wie das der Freiwilligen Feuerwehr. Die Kameradinnen und Kameraden leisten eine hoheitliche und unverzichtbare Arbeit für die 32.400 Bürger der Stadt Gevelsberg. Mit insgesamt 309 Feuerwehrangehörigen, wozu unter anderem 138 aktive Feuerwehrfrauen und -männer, 41 hauptamtliche Kräfte (18 davon sind auch ehrenamtlich tätig), 12 Angestellte im Rettungsdienst, 44 Mitglieder der Jugendfeuerwehr und 21 Kinder der Bambini-Feuerwehr zählen, ist die Feuerwehr Gevelsberg zur Brandbekämpfung und zur technischen Hilfeleistung gut aufgestellt. 
Was sich bei den 772 Einsätzen widerspie-gelt, zu denen sie im letzten Jahr zur Brand-bekämpfung und zur Technischen Hilfelei-stung angefordert wur-de. Als signifikante Ereignisse dokumen-tiert die Wehrleitung unter anderem ein Kellerfeuer in der Mylinghauser Straße, bei dem am 25. April 2022 zehn Hausbewohner mit Hilfe einer Drehleiter und über tragbare Leitern über die Balkone aus ihren Wohnungen gerettet werden mussten sowie den „hochdramatischen“ Wohnhausbrand am 28. Mai 2022 in der Hochstraße, bei dem „Flammen aus dem Treppenhaus schlugen und Menschen an den Fenstern um Hilfe riefen“. Des Weiteren, so schildert Rüdiger Kaiser, mussten die Stadt und die Feuerwehr aufgrund „der aktuellen Warnungen des Deutschen Wetterdienstes“ immer wieder Waldbrände bekämpfen, umfangreiche Vorbereitungen für Unwetterlagen treffen und man traf aufgrund der angekündigten „Energiemangellage und einem eventuellen Black-Out“ vorbeugende Maßnahmen, um im Ernstfall handlungsfähig zu bleiben. Nicht unerwähnt lässt er den 2. Weihnachtsfeiertag, als um 2.37 Uhr die Meldung einging, dass eine leerstehende Industriehalle in der Mühlenstraße in Vollbrand steht. „Alle Einheiten waren dabei im Einsatz, ein Baufachberater des THW sowie ein Schadstoffgutachter wurde hinzugezogen und die Kräfte der Feuerwehr Schwelm und Ennepetal unterstützten uns vor Ort und stellten zudem den Grundschutz an der verwaisten Hauptwache sicher.“ 

Dramatische Szenen spielten sich ab, als die Feuerwehr Gevelsberg im letzten Jahr unter anderem zu einem Kellerfeuer in der Mylinghauser Straße gerufen wurde und man am 2. Weihnachtsfeiertag gegen die Flammen ankämpfte, die aus einer Lagerhalle auf dem ehemaligen Betriebsgeländes des Chemieunternehmens Wülfing schlugen. 

Worauf die Wehrführung und vor allem die Bürger der Stadt stets bauen können, das sind die Menschen in der Feuerwehr. Ihnen gebühre eine gelebte Wertschätzung für ihren ehrenamtlichen Dienst innerhalb der Gesellschaft. „Sie haben für die Menschen in unserer Stadt einen erheblichen Beitrag geleistet“, sagt Falk Ramme und prangert zugleich die immer stärker aufkommende Verrohung der Gesellschaft an. Dabei spricht er nicht nur davon, dass sich in den meisten Fällen die wenigsten bedanken, sondern vor allem von Respektlosigkeit, Behinderungen und Angriffen im Einsatz, durch Gaffer oder in den sozialen Medien. Zustimmender Applaus und die Zusicherung von Bürgermeister Claus Jacobi, dass sowohl die Politik als auch die Verwaltung „hinter unserer Feuerwehr“ stehe. 
Schaut man in die Zukunft, dann liegen vor der Feuerwehr Gevelsberg viele Auf-gabenbereiche, um auch weiter optimal vorbereitet zu sein. Hier nennt die Wehr-leitung insbesondere den Brandschutz-bedarfsplan 2023 und spricht dabei von einer „kritischen Analyse zur Weichenstellung für die Zukunft“. Man werde, so erklärt Falk Ramme, auch weiterhin für die Sicherheit „der Bürger unserer Stadt“ sorgen, das alle Feuerwehrangehörige ihre oftmals gefährliche Tätigkeit sicher ausüben können, dass die ehrenamtlichen Angehörigen auch zukünftig mit Freude ihre Leidenschaft für die Gesellschaft ausleben können, dass die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin einen attraktiven Arbeitgeber haben und dass der Nachwuchs gesichert ist. Diesbezüglich versichert das Gevelsberger Stadtoberhaupt allen noch einmal ganz deutlich, dass, auch wenn es mal finanziell eng werden sollte, es hierbei keinesfalls am Geld mangeln darf. 
Bevor es zu den einzelnen Beförderungen, Ernennungen und Ehrungen kommt, stehen zunächst noch ein Rückblick auf getätigte Beschaffungen und das Gebäudemanagement sowie den einzelnen Berichten aus der ELW-Gruppe, der Versorgungskomponente, der Drohnengruppe und vom Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit auf der Tagesordnung. Eines wird mit den Berichten deutlich – die Gevelsberger Wehr steht in der Mitte der Gesellschaft und leistet hier einen hohen Beitrag.
 
Nachdem 16 Kameradinnen und Kameraden von der Wehrleitung befördert und zehn in neue Funktionen ernannt sind, wird Brandinspektor Stefan Krieger in Anerkennung seiner 35-jährigen Pflichterfüllung das Feuerwehr-Ehrenzeichen in Gold verliehen. Und dann ist er da, der wohl bewegendste Moment an diesem Abend. Noch einmal ergreift der Präsident des Kreisfeuerwehrverbandes Rolf-Erich Rehm das Wort und erinnert an die vielen Jahre, die er während seiner über 25-jährigen Amtszeit, die übrigens auch in diesem Jahr enden wird, gemeinsam mit Rüdiger Kaiser erlebt hat. Kaiser sei jemand, wenn es um das Retten, Bergen, Löschen und Schützen geht, stets höchstes Engagement gezeigt habe. Ein Vorbild für alle Kameradinnen und Kameraden, wofür „wir ihn heute mit der Feuerwehr-Ehrennadel in Gold des Kreisfeuerwehrverbandes auszeichnen.“
Stehende Ovationen, nicht enden wollender Applaus. Und ein weiteres Mal feuchte Augen beim Stadt-brandmeister. Mit stockender Stimme bedankt sich dieser für das Vertrauen, die Treue und die gute partnerschaftliche Zu-sammenarbeit. Er ver-spricht zum Abschluss der Versammlung, dass er der Stadt, insbesondere natürlich der Feuerwehr, seinen Kameradinnen und Kameraden, seinen Freunden und der Kirmes „treu verbunden bleiben“ wird und „Gevelsberg auch immer mal wieder besuchen“ werde.                                   
André Sicks