sagt der stellvertretende Leiter der Gevelsberger Feuerwehr Rüdiger
Kaiser und verdrückt dabei ein kleines Tränchen. Denn es war das
letzte Mal, dass er bei der alljährlichen Jahresdienstbesprechung
dieser Aufgabe im aktiven Dienst nachgekommen ist. Anfang September
geht der Stadtbrandinspektor offiziell in den Ruhestand und „ich
werde dann mit meiner Frau nach Ostfriesland ziehen, um dort meinen
Lebensabend zu verbringen und meinen Hobby´s zu frönen“. Applaus
brandet auf und bei den Kameradinnen und Kameraden lässt sich im
Gesicht erkennen, dass sie damit ein Urgestein der löschenden Zunft
ziehen lassen werden. Was Kaiser zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt,
auf ihn wartet zum Ende der Veranstaltung, bei der mit Ed Siegers,
Jackie Brouté sowie Natalie und Stephane Ramaugé auch vier Gäste
aus Vendȏme zugegen sind, eine ganz besondere Überraschung.
Es
gibt wohl kaum ein vergleichbares Ehrenamt wie das der Freiwilligen
Feuerwehr. Die Kameradinnen und Kameraden leisten eine hoheitliche
und unverzichtbare Arbeit für die 32.400 Bürger der Stadt
Gevelsberg. Mit insgesamt 309 Feuerwehrangehörigen, wozu unter
anderem 138 aktive Feuerwehrfrauen und -männer, 41 hauptamtliche
Kräfte (18 davon sind auch ehrenamtlich tätig), 12 Angestellte im
Rettungsdienst, 44 Mitglieder der Jugendfeuerwehr und 21 Kinder der
Bambini-Feuerwehr zählen, ist die Feuerwehr Gevelsberg zur
Brandbekämpfung und zur technischen Hilfeleistung gut aufgestellt. Was
sich bei den 772 Einsätzen widerspie-gelt, zu denen sie im letzten
Jahr zur Brand-bekämpfung und zur Technischen Hilfelei-stung
angefordert wur-de. Als signifikante Ereignisse dokumen-tiert die
Wehrleitung unter anderem ein Kellerfeuer in der Mylinghauser Straße,
bei dem am 25. April 2022 zehn Hausbewohner mit Hilfe einer
Drehleiter und über tragbare Leitern über die Balkone aus ihren
Wohnungen gerettet werden mussten sowie den „hochdramatischen“
Wohnhausbrand am 28. Mai 2022 in der Hochstraße, bei dem „Flammen
aus dem Treppenhaus schlugen und Menschen an den Fenstern um Hilfe
riefen“. Des Weiteren, so schildert Rüdiger Kaiser, mussten die
Stadt und die Feuerwehr aufgrund „der aktuellen Warnungen des
Deutschen Wetterdienstes“ immer wieder Waldbrände bekämpfen,
umfangreiche Vorbereitungen für Unwetterlagen treffen und man traf
aufgrund der angekündigten „Energiemangellage und einem
eventuellen Black-Out“ vorbeugende Maßnahmen, um im Ernstfall
handlungsfähig zu bleiben. Nicht unerwähnt lässt er den 2.
Weihnachtsfeiertag, als um 2.37 Uhr die Meldung einging, dass eine
leerstehende Industriehalle in der Mühlenstraße in Vollbrand steht.
„Alle Einheiten waren dabei im Einsatz, ein Baufachberater des THW
sowie ein Schadstoffgutachter wurde hinzugezogen und die Kräfte der
Feuerwehr Schwelm und Ennepetal unterstützten uns vor Ort und
stellten zudem den Grundschutz an der verwaisten Hauptwache sicher.“
Dramatische
Szenen spielten sich ab, als die Feuerwehr Gevelsberg im letzten Jahr
unter anderem zu einem Kellerfeuer in der Mylinghauser Straße
gerufen wurde und man am 2. Weihnachtsfeiertag gegen die Flammen ankämpfte, die aus einer
Lagerhalle auf dem ehemaligen Betriebsgeländes des
Chemieunternehmens Wülfing schlugen.
Worauf
die Wehrführung und vor allem die Bürger der Stadt stets bauen
können, das sind die Menschen in der Feuerwehr. Ihnen gebühre eine
gelebte Wertschätzung für ihren ehrenamtlichen Dienst innerhalb der
Gesellschaft. „Sie haben für die Menschen in unserer Stadt einen
erheblichen Beitrag geleistet“, sagt Falk Ramme und prangert
zugleich die immer stärker aufkommende Verrohung der Gesellschaft
an. Dabei spricht er nicht nur davon, dass sich in den meisten Fällen
die wenigsten bedanken, sondern vor allem von Respektlosigkeit,
Behinderungen und Angriffen im Einsatz, durch Gaffer oder in den
sozialen Medien. Zustimmender Applaus und die Zusicherung von
Bürgermeister Claus Jacobi, dass sowohl die Politik als auch die
Verwaltung „hinter unserer Feuerwehr“ stehe. Schaut
man in die Zukunft, dann liegen vor der Feuerwehr Gevelsberg viele
Auf-gabenbereiche, um auch weiter optimal vorbereitet zu sein. Hier
nennt die Wehr-leitung insbesondere den Brandschutz-bedarfsplan 2023
und spricht dabei von einer „kritischen Analyse zur Weichenstellung
für die Zukunft“. Man werde, so erklärt Falk Ramme, auch
weiterhin für die Sicherheit „der Bürger unserer Stadt“ sorgen,
das alle Feuerwehrangehörige ihre oftmals gefährliche Tätigkeit
sicher ausüben können, dass die ehrenamtlichen Angehörigen auch
zukünftig mit Freude ihre Leidenschaft für die Gesellschaft
ausleben können, dass die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter weiterhin einen attraktiven Arbeitgeber haben und dass
der Nachwuchs gesichert ist. Diesbezüglich
versichert das Gevelsberger Stadtoberhaupt allen noch einmal ganz
deutlich, dass, auch wenn es mal finanziell eng werden sollte, es
hierbei keinesfalls am Geld mangeln darf.
Bevor
es zu den einzelnen Beförderungen, Ernennungen und Ehrungen kommt,
stehen zunächst noch ein Rückblick auf getätigte Beschaffungen und
das Gebäudemanagement sowie den einzelnen Berichten aus der
ELW-Gruppe, der Versorgungskomponente, der Drohnengruppe und vom
Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit auf der Tagesordnung. Eines wird
mit den Berichten deutlich – die Gevelsberger Wehr steht in der
Mitte der Gesellschaft und leistet hier einen hohen Beitrag.
Nachdem
16 Kameradinnen und Kameraden von der Wehrleitung befördert und zehn
in neue Funktionen ernannt sind, wird Brandinspektor Stefan Krieger
in Anerkennung seiner 35-jährigen Pflichterfüllung das
Feuerwehr-Ehrenzeichen in Gold verliehen. Und dann ist er da, der
wohl bewegendste Moment an diesem Abend. Noch einmal ergreift der
Präsident des Kreisfeuerwehrverbandes Rolf-Erich Rehm das Wort und
erinnert an die vielen Jahre, die er während seiner über
25-jährigen Amtszeit, die übrigens auch in diesem Jahr enden wird,
gemeinsam mit Rüdiger Kaiser erlebt hat. Kaiser sei jemand, wenn es
um das Retten, Bergen, Löschen und Schützen geht, stets höchstes
Engagement gezeigt habe. Ein Vorbild für alle Kameradinnen und
Kameraden, wofür „wir ihn heute mit der Feuerwehr-Ehrennadel in
Gold des Kreisfeuerwehrverbandes auszeichnen.“ Stehende Ovationen,
nicht enden wollender Applaus. Und ein weiteres Mal feuchte Augen
beim Stadt-brandmeister. Mit stockender Stimme bedankt sich dieser für
das Vertrauen, die Treue und die gute partnerschaftliche
Zu-sammenarbeit. Er ver-spricht zum Abschluss der Versammlung, dass er
der Stadt, insbesondere natürlich der Feuerwehr, seinen Kameradinnen
und Kameraden, seinen Freunden und der Kirmes „treu verbunden
bleiben“ wird und „Gevelsberg auch immer mal wieder besuchen“
werde. André Sicks