Mit jährlich rund 2.000 Aktionen ist
sie damit bundesweit die größte Aktionswoche des Fairen Handels.
Auch im südlichen EN-Kreis wird es in diesem Jahr wieder
Veranstaltungen von den Weltladenteams aus Gevelsberg und Ennepetal
und der vhs Ennepe-Ruhr-Süd geben, die sich mit einem Fairen Handel
und globaler Gerechtigkeit beschäftigen und vom Bundesministerium
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des
Bundesprogramms „Demokratie leben!“ gefördert werden.
Das
Motto der Fairen Woche lautet in diesem Jahr „Fair steht dir –
#fairhandeln für Menschenrechte weltweit", berichtet Jürgen
Nestmann vom Gevelsberger Weltladen. Im Mittelpunkt ständen dabei
die menschen-würdigen Arbeitsbedingungen und das nachhaltige
Wirtschaften innerhalb der Textil-Lieferkette. Diesbezüglich
erinnert er noch einmal kurz an den Einsturz der Textilfabrik Rana
Plaza in Bangladesch vor knapp neun Jahren, bei dem über 1.100
Menschen starben. Dieses Unglück sei ein Beispiel für die
katastrophalen Zustände in den Fabriken der Textilindustrie. Es
hätte, seinem Empfinden nach, mit Sicherheit zwar viele Menschen
wachgerüttelt und zwischenzeitlich auch einige positive
Entwicklungen hervorgebracht, doch „nach wie vor gilt die
Textil-Lieferkette immer noch als anfällig für
Menschenrechtsverletzungen und Umweltprobleme“. Da
man diese Problematik bereits bei zurückliegenden Veranstaltungen
angesprochen hat, lässt Jürgen Nestmann wissen, habe man diesmal
„drei ganz verschiedene Programmpunkte ausgewählt, die sich,
abweichend vom regulären Motto, auf andere Schwerpunkte
fokussieren“. Es geht dabei in erster Linie um eine global gerechte
Gesundheitsversorgung, den unfairen Welthandel sowie der Problematik,
dass Schwarz
und deutsch zu sein auch heute noch immer nicht selbstverständlich
ist.
Gemeinsam
mit Iris Baeck (Fachbereichsleiterin
und stellvertretende Direktorin der vhs Ennepe-Ruhr-Süd,
3.vl.) und den Weltladenteams
aus Gevelsberg und Ennepetal stellte
Jürgen Nestmann (rechts) das Programm für die diesjährige „Faire
Woche“ vor, die gefördert wird vom Bundesministerium
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des
Bundesprogramms „Demokratie leben!“.
Den
Anfang macht am 14. September 2022 die Straßentheatergruppe „Schluck
& weg“ der „BUKO Pharma-Kampagne“. Ihr
aktuelles Stück setzt sich mit den Folgen von Covid-19 für die
Gesundheitsversorgung in Ghana, Südafrika und Peru auseinander und
basiert auf einer durchgeführten Landesstudie. Dabei herausgekommen
ist das Ergebnis, dass mit dem Virus das Ziel einer global gerechten
Gesundheitsversorgung in weite Ferne gerückt ist und bereits
bestehende Versorgungslücken weiter vergrößert wurden, berichtet
Jürgen Nestmann. Doch Medikamente allein machen Menschen nicht
gesünder. In erster Linie sei es die Armut in diesen Ländern, die
die Menschen krank macht. Von daher würden die Darsteller von
„Schluck & weg“ auch die negativen Folgen wirtschaftlicher
Globalisierung thematisieren und zugleich für strukturelle
Veränderungen werben, führt er seine Erläuterungen fort. „Mit
dem Theaterstück, das im unteren Teil der Fußgängerzone aufgeführt
wird, gehen wir erstmals direkt auf die Leute zu.“ Die
Theatergruppe, so fügt Iris Baeck, Fach-bereichsleiterin und
stellvertretende Direktorin der vhs Ennepe-Ruhr-Süd, ergänzend
hinzu, wird ab 15:30 Uhr mit drei bis vier kurzen Auftritten von ca.
20 Minuten zu sehen sein. Das jeweilige Publikum könne sich vor und
nach den Auftritten an einem Infotisch über die Inhalte des Stücks,
die Arbeit der „BUKO Pharma-Kampagne“ sowie bei der DIA gGmbH
über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ und die Angebote
im neuen Studienjahr der vhs Ennepe-Ruhr-Süd informieren.
Weiter
geht es dann am 20. September 2022 im filmriss Kino. Dort wird um
19:30 Uhr der Dokumentarfilm „Displaced:
Tomaten und Profitgier – Ghanas Bauern auf der Flucht"
gezeigt. Anschaulich schildert er am Beispiel der Tomatenbäuerin
Benedicta, wie durch einen unfairen Welthandel der Tomatenanbau und
die -verarbeitung in Ghana zunichte gemacht werden. Denn
subventionierte und zu Dumpingpreisen produzierte Waren aus der EU,
China und anderen Ländern zerstören in Afrika zahllose Märkte und
Existenzen, mahnt Jürgen Nestmann, der selbst schon des Öfteren den
Kontinent bereist hat und die dortigen Probleme mit eigenen Augen
sehen konnte.
Mit
einer Lesung des Schriftstellers und ehemaligen Verlegers des Peter
Hammer Verlag, Hermann Schulz, klingt am 23. September 2022 die
hiesige Faire Woche dann
aus. Der 1938 in Tansania geborene Sohn eines Missionars liest um
19.30 Uhr im Foyer der vhs Ennepe-Ruhr-Süd aus seinem Buch „Therese
– das Mädchen, das mit Krokodilen spielte“. Es sei eine wahre
Geschichte, sagt Jürgen Nestmann und erzählt, dass der heute
84-jährige Schulz Therese in einem Supermarkt in Lomé getroffen
habe. „Als die beiden ins Gespräch kamen, stellte sich heraus,
dass sie in Wuppertal-Elberfeld geboren wur-de.“ Es folgten lange
Gespräche über das abenteuerliche Leben einer Schwarzen in
Deutschland, die erst 1933 mit ihrem Bruder zurück in ihre
afrika-nische Heimat reiste. Thereses Leben steht für ein fast
unbekanntes Kapitel deutscher Kolonialgeschichte. Zu viel möchte
Nestmann jedoch nicht verraten. Wer mehr wissen möchte, ist herzlich
eingeladen zu kommen. Die Einführung und Moderation, so ergänzte
Iris Baeck abschließend, werde Matei Chihaia übernehmen, der als
Professor für französische und spanische Literaturwissenschaft an
der Bergischen Universität in Wuppertal unterrichtet.
Alle
Details und Informationen sowie eine Anmeldung zu diesen kostenfreien
Veranstaltungen sind
telefonisch unter +49 (0) 23 32 / 91 86-122, per E-Mail an
urbanski@vhs-en-sued.de
oder über die Homepage www.vhs-en-sued.com möglich. André Sicks