gemeinsam mit der Frauenbeauftragten
Elke Brüninghaus, auf
die Spuren jenes Mannes, dessen Ermordung die Stadt Gevelsberg über
ihre Grenzen hinweg bekannt machte. Gemeinsam mit weiteren
Teilnehmenden (das Büro für Wirtschaftsförderung und
Stadtmarketing der Stadt Gevelsberg organisiert einmal im Monat solch
eine Historische Dorfführung) ließen sich die VdK-Damen, unter der
Leitung des Journalisten und Kabarettisten Jürgen Taake, in die Welt
des Mittelalters entführen. Eine Reise zurück in die Vergangenheit,
die in erster Linie mit einem Namen verbunden war: Engelbert, Graf
von Berg, Kölner Erzbischof und Reichsverweser. Sein Leben, das am
7. November 1225 auf dem Hohlweg am „Gievilberch" brutal
endete, gilt als Ursprung für die Gründung der Stadt Gevelsberg. Es
war eine Art
Spurensuche; ein Spaziergang in die Geschichte mit „adliger
Begleitung“ – wie sich schon bald zeigen sollte.
Ausgangspunkt
der Tour war die Kirmes-mauer an der Ecke Winkelstraße /
Linden-grabenstraße. Dort
sind neben den Em-blemen ehemaliger Zepterträger (unter ihnen
„Kapitän Inge-nol“ (Günter Gedat) und Franz Holtsteger alias
„Tante Anna“) auch noch eine Spitzhacke zur Erinnerung an die
Fuhrleute, ein Symbol für den Hammerschmied sowie ein Hippenkopf
angebracht sind. Mit Blick in dessen Richtung verriet Jürgen Taake,
dass die Bezeichnung Hippendorf für die Ansiedlung rund um das alte
Stift, nicht etwa von der Ziege abstamme. „Hippe ist auch die
Bezeichnung für den Griff einer Sense.“ Und eben solche hätten
mehrere Firmen im alten Dorf hergestellt.
Kurze
Zeit später machten die VdK-Damen dann erstmalig Bekanntschaft mit
Engelbert. Vor dem Haus
Nummer 3 auf der Lindengrabenstraße, erzählte
Taake die Geschichte des einstigen weltlichen und kirchlichen Führers
im deutschen Reich. An dieser Stelle, so sagte er, wäre jener
Hohlweg verlaufen, der Engelbert vor 799 Jahren zum Verhängnis
wurde. „Den
eigentlichen Verlauf kann man von anderen Seite aus sogar noch
sehen.“
Hier hätten die Truppen seines Vetters Friedrich von Isenberg den
Vormund des Kaisersohns letztlich auf seinem Weg nach Schwelm in den
Abendstunden des 7. Novembers 1225 abgefangen und erschlagen. „Sein
Tod war keinesfalls einkalkuliert“ berichtete Taake und hätte in
der damaligen brutalen Zeit für wenig Furore gesorgt, wäre
Engelbert nicht der mächtigste Mann im Land gewesen – Kanzler des
Deutschen Reichs, Erzbischof von Köln, Graf von Berg und nicht
zuletzt Herzog von Westfalen.
Am,
von Stadtbaurat Richard Niemeyer entworfenen, Engelbert-Denkmal traf
die Gruppe auf zwei „Zeitzeugen“: einen von Uwe Schumacher
verkör-perten adeligen Ritter sowie einen Pestarzt, in dessen Rolle
Judith Bruszies geschlüpft war. Ihre Kleidung bestand aus einem als
Schutzanzug dienenden gewachsten Stoffmantel, einer Schnabelmaske mit
zwei Augenöffnungen aus Glas, Hand-schuhen und einem Stab. So konnte
der direkte Kontakt zu den Infizierten vermieden werden. „Der
Schnabel der Maske war gefüllt mit Duftstoffen wie Wacholder, Amber,
Zitronenmelisse, Grüner Minze, Kampfer, Gewürznel-ken, Myrrhe, Rosen
oder Styrax. Man glaubte, dies würde vor der Pest schützen“,
berichtete Schumacher.
Am
Engelbert-Denkmal zeigten Uwe
Schumacher, der einen adeligen Ritter verkörperte, und Judith
Bruszies, die in die Rolle eines Pestarzt geschlüpft war, den
Spaziergängerinnen die erste von zwei historischen
Live-Inszenierungen.
Manch
Teilnehmerin kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Vor
allem weil sich im alten Dorf auch noch eine stattliche Anzahl an
schönen, teilweise unter Denkmalschutz stehenden Häuser entdecken
ließen. Beispielsweise
das Haus Elberfelder Straße 41, das um 1780 von der Familie Schüren
gebaut und als Gaststätte (Stiftsgasthof) betrieben wurde. Später
verkaufte man es an die Familie Saure, die nach Erhalt der
Brennrechte im Jahre 1888 die Brennerei Elberfelder Straße 39
errichtete. Das
denkmalgeschützte Schmuckstück alter Industriearchitektur, welches
durch den Verschönerungsverein Gevelsberg mit großem Respekt
umge-baut wurde, präsentierte sich den „Spaziergängerinnen“ als
ein stilvoller Ort mit Wohlfühlatmosphäre. Auf
den Treppenstufen im Inneren inszenierten
Uwe Schuhmacher und Judith Bruszies eine weitere schauspielerische
Einlage. Das Duo tauchte mit seinen Zuhörern ins 17. Jahrhundert
ein, zu Zeiten des Holländischen Krieges. Sie lasen einen
historischen Eintrag aus dem Gevelsberger Kirchen-buch vom 26. April
1673 vor, in dem vermerkt war, dass das Kind von Melchior Jellinghaus
aus Voerde an der Roten Ruhr, einer zur damaligen Zeit fast immer
tödlich endende Infektionskrank-heit, gestorben sei und in Gevels-berg
beerdigt wurde.
Es
war, so sagte Elke Brüninghaus abschließend, ein Spaziergang, der
„uns alle in den Bann gezogen hat“. Allein nur zu erfahren, das
um 1230 an Engelberts Todesstelle ein Sühnekloster errichtet wurde,
welches sich nach der Reformation (1577) in ein freiweltliches
adeliges Damenstift umge-wandelt und die Entstehung einer Ansiedlung,
die bis zum Ersten Weltkrieg eine eigene Infrastruktur aufwies,
beeindruckte. Für rund 90 Minuten wurde Vergangenes noch einmal
lebendig. André Sicks